Ein Amateurvideo aus dem Westjordanland sorgt dieser Tage in Israel für hitzige Diskussionen. Die Aufnahmen zeigen, wie ein palästinensischer Teenager von israelischen Soldaten verhaftet und dabei von zwei Armee-Hunden gebissen wird.
Der 16-jährige Hamzeh Abu Hashem erleidet sichtlich Schmerzen. Laut der israelischen Zeitung Haaretz ist im Hintergrund eine Stimme zu hören: «Wer ist der Feigling, he? Wer ist der Feigling? Gut. Sehr gut.» Ein anderer Mann sagt gemäss «Haaretz» zu einem der Hunde: «Fass ihn.»
Der Vorfall hat soll sich bereits im Dezember letzten Jahres ereignet haben. Während eines Einsatzes gegen mutmasslich gewalttätige Demonstranten in Beit Umar wurde Abu Hashem verhaftet. Der 16-jährige Palästinenser erlitt infolge der Hunde-Attacke Verletzungen und musste in einem Krankenhaus behandelt werden. Anschliessend wurde er zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt – wegen Steine-Werfens.
Die israelische Armee teilte nach der Publikation des Videos am Montag mit, der Vorfall werde untersucht.
Von der Menschenrechtsorganisationen B'tselem wurde die Frage aufgeworfen, warum die israelische Armee erst jetzt Kenntnis von dem Vorfall erhielt, schliesslich hätten die betreffenden Soldaten während des Einsatzes GoPro-Kameras getragen.
Offiziell verzichtet die israelische Armee seit 2012 auf den Einsatz von Hunden im Westjordanland. Damals wurde ein Palästinenser während einer Demonstration von Armee-Hunden gebissen. Dennoch verteidigen Politiker und ranghohe Militärs den Einsatz von Hunden.
Auch bei Abu Hashem sei der Einsatz von Hunden grundsätzlich gerechtfertigt gewesen, zitiert «Haaretz» einen Offizier der israelischen Armee. Das Verhalten der Soldaten sei allerdings inakzeptabel und würde für die fehlbaren Personen Konsequenzen haben.
Ein rechtskonservativer Aktivist und ehemaliger Parlamentsabgeordneter goss mit fragwürdigen Äusserungen auf Twitter Öl ins Feuer: «Die Soldaten haben dem kleinen Terroristen eine Lektion erteilt.» Und: «Jeder kleine Terrorist, der unseren Soldaten Schaden zufügt, muss den Preis zahlen.» Wenig später wurden die Nachrichten gelöscht.
Das Video wirft nicht nur ein Schlaglicht auf das Verhalten von israelischen Soldaten, sondern auch auf die Verhältnisse im Westjordanland. Immer wieder stossen palästinensische Demonstranten mit israelischen Sicherheitskräften oder Siedlern zusammen. Die Siedlungen – die insgesamt knapp 400'00 Menschen beherbergen – werden von der internationalen Gemeinschaft als illegal eingestuft.
(wst)