In der Nacht zu Dienstag wurden im Westjordanland rund 40 Verdächtige festgenommen, wie die israelische Armee erklärte. Auslöser der breiten Operationen der Streitkräfte, die sich zuvor auf den Raum Hebron im Süden des Westjordanlands konzentriert hatten, war die Entführung von drei jugendlichen Israelis am Donnerstagabend.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezichtigt die islamistische Hamas, hinter der Entführung zu stecken. Deren Führung bestritt jede Verwicklung.
Etwa 1000 Soldaten durchkämmten nach Angaben des Armeeradios seit Montagabend die Stadt Nablus und die nahegelegenen Flüchtlingslager Awarta und Balata. Seit die Entführungen am Freitag bekannt wurden, wurden bereits mehr als 200 Palästinenser festgenommen, die meisten von ihnen sind Hamas-Mitglieder wie der palästinensische Parlamentspräsident Asis Dweik. Der Armeesender kündigte an, die Operationen würden auf weitere Ortschaften im von Israel besetzten Westjordanland ausgeweitet.
Nach Angaben des staatlichen Senders ist das operative Ziel der Militäroffensive, parallel zur Suche nach den drei entführten Talmudschülern «den politischen Apparat und die Infrastruktur» der Hamas zu zerschlagen.
Die israelischen Durchsuchungen und Personenkontrollen, bei denen neben Festnahmen auch Waffen beschlagnahmt werden, finden in der sogenannten A-Zone statt. Diese steht laut dem Oslo-Abkommen seit 1994 unter vollständiger Sicherheitskontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde.
Wirtschaftsminister Naftali Bennett, Gründer der rechtsradikalen Siedlerpartei «Jüdisches Heim», sagte am Dienstagmorgen dem Armeeradio: «Wir müssen aus dem Mitgliedsausweis der Hamas eine direkte Fahrkarte zur Hölle machen.»
Zugleich sprach sich Bennett strikt gegen einen Austausch der gekidnappten Jugendlichen gegen palästinensische Häftlinge aus. Bislang liegen zu der Entführung aber keine glaubwürdigen Bekennerschreiben vor, in denen Forderungen für ihre Freilassung erhoben würden.
Die israelische Luftwaffe flog als Reaktion auf Beschuss aus dem Gazastreifen Angriffe in dem Gebiet am Mittelmeer. Ziele seien unter anderem zwei Waffenlager gewesen, teilte ein Armeesprecher am frühen Dienstagmorgen per Twitter mit. Nach Angaben von Vertretern der Sicherheitsbehörden im Gazastreifen wurden auch zwei Übungsgelände der Hamas bombardiert. Berichte über Verletzte gab es nicht. (whr/sda/afp/dpa)