Israel will am Montag in einem grossen Teil des Gazastreifens die Waffen ruhen lassen. Die Feuerpause aus humanitären Gründen soll sieben Stunden dauern und um 10 Uhr Ortszeit beginnen, wie das Verteidigungsministerium in der Nacht auf Montag mitteilte. Ausgenommen von der Waffenruhe seien Teile der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens, in der israelische Einsatzkräfte nach wie vor gegen die Hamas kämpften, hiess es weiter.
Bei Angriffen werde sich Israel zudem verteidigen. Mit dem Schritt solle unschuldigen Zivilisten eine Atempause verschafft und humanitäre Hilfe ermöglicht werden.
Am Sonntag waren bei einem erneuten Angriff auf eine UNO-Schule im Gazastreifen nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte mindestens sieben Menschen getötet worden. Bei dem Angriff in der Grenzstadt Rafah im Süden seien zudem 30 Menschen verletzt worden.
Eine aus der Luft abgefeuerte Rakete sei im Eingangsbereich der von den Vereinten Nationen (UNO) betriebenen Schule eingeschlagen, sagten Sanitäter und andere Zeugen. Hunderte Palästinenser hatten auf dem Gelände Zuflucht vor den seit Wochen andauernden israelischen Angriffen gesucht.
Eine israelische Armeesprecherin sagte, man prüfe den Vorfall. Bei den Angriffen der israelischen Streitkräfte in Rafah wurden gemäss Angaben von Spitälern mindestens 30 Menschen getötet. Neun der Opfer gehörten zu einer einzigen Familie.
Israel begann unterdessen mit dem Rückzug von Bodentruppen aus dem Gazastreifen. Zudem würden andere Truppenteile innerhalb des palästinensischen Küstengebiets verlegt, sagte Armeesprecher Peter Lerner der Nachrichtenagentur AFP und bestätigte damit erstmals offiziell die Einleitung eines teilweisen Abzugs der Bodentruppen.
«Wir ziehen Truppenteile zurück, andere verändern ihre Position innerhalb des Gebiets, diese Operationen dauern derzeit an», sagte Lerner. Zugleich kündigte der Sprecher an, dass «schnelle Einsatzkommandos vor Ort bleiben werden, die bei Bedarf gegen die Hamas vorgehen können».
Innerhalb von 24 Stunden solle diese Umgruppierung abgeschlossen sein, sagte Lerner. «Dann wird es eine andere Art von Bodenoperation sein, aber wir werden dort weiter im Einsatz sein», ergänzte er. Die Armee sei nahe an der Erfüllung des Ziels, alle nach Israel führenden Angriffstunnel zu zerstören.
Unterhändler der im Gazastreifen regierenden Hamas trafen derweil zu möglichen Verhandlungen über eine Waffenruhe in Kairo ein. Eine sechsköpfige Delegation sei mit einem Flugzeug aus dem Golfstaat Katar gekommen, sagte ein Flughafensprecher.
Die Hamas hat bislang ihre Zustimmung zu einer Waffenruhe davon abhängig gemacht, dass Ägypten seinen Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen wieder öffnet. Am Samstagabend waren bereits Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Kairo eingetroffen.
Israel will vorerst keine Delegation nach Kairo schicken. «Mit der Hamas über einen Waffenstillstand zu reden, hat keinen Sinn», sagte ein hoher israelischer Regierungsbeamter am Samstag. (aeg/sda/reu)