Willkommen, ihr schillernden, nach Rosen duftenden Herzkäfer, die ihr euch nur von Arte und einer Shakespeare-Gesamtausgabe ernährt! Wie schön, dass wir euch hier wieder ein paar Wochen lang durch den von seltenen Prime-Time-Primaten bewohnten Dschungel televisionärer Triebe geleiten dürfen. Aus sicherer Distanz, versteht sich.
Willkommen in der ersten Folge der neunten Staffel «Bachelorette». Sie heisst bekanntlich «Männer, die aus Autos steigen». Abgeleitet vom Filmklassiker «Männer, die auf Ziegen starren» mit George Clooney. Leider ist heuer kein Clooney dabei. Oder etwa doch? Fragen wir Fachfrau Yara Buol!
Die 25-jährige Bündnerin amtet in diesem Frühling bekanntlich als Rosen-Domina. Ihre Mutter sagt über sie: «Sie chann scho schplosiv sii», und wünscht sich für ihre Tochter einen Mann, der «kein Gangster» ist und sowohl freiwillig das WC putzt als auch super tanzen kann.
Yara ist sehr super. Yaras aus Angola stammende Mutter ist ebenfalls sehr super. Noch nie gab's eine so suprige Bachelorette und eine so suprige Bachelorette-Mutter, und ich möchte wahnsinnig gerne mal die von der Bachelorette-Mutter zubereiteten Capuns kosten. Ehrlich wahr. Schaut einmal rein und ihr wisst, was ich meine.
Yara steht graziös und zugleich heidimässig bodenständig auf zwei Beinen und einem Baum-Tattoo (auf dem rechten Bein). Yara hat den herzigsten Bündner Dialekt seit Yuri*. Sie ist zwar «schpirituell», aber noch lieber als mit Heilsteinen spielt sie mit «Putzlis». So ein «Putzli» entspannt sie total. Und Yara sagt, was sie denkt. Zum Beispiel dies:
Oder dies:
Sie sagt dies mit der Unschuld einer eben aufgeblühten Moosrose, die von einem Schmetterling gekitzelt wird und deshalb laut lachen muss. Und manchmal macht sie dazu lüsternes Zeug mit ihrer Zunge.
Bevor die Boys aus dem Auto steigen, haben sie so ihre Erwartungen. Die Bachelorette wünschen sie sich «blond», «sportlich», «guet innedra», und «chli meh i de Partie vo de Hüft und vom Bruschtberich». Also das Übliche. Sie selbst haben alle das Problem, dass sie zu schön sind, um ernst genommen zu werden. Frauen würden in ihnen nicht den nachhaltigen «Gentleman» fürs Leben sehen, sondern den «Fuckboy» zum Einmalgebrauch. Schönheit ist ein Scheissschicksal.
Nun, wir wissen alle, dass mit «Chleid» was ganz Anderes gemeint ist. Eher das Darunter. Später schenkt ihr ein Gregory ein Glitzerfröschchen. Sie nennt ihn James. Weil ihre Gedanken «würkli no chli bim James si hangeblibe». James ist ein Schicksal. Amir auch. James und Amir sehen aus wie Brüder, auch wenn sie bloss Bros sind.
Die First Impression Rose, also die Rose des ersten Eindrucks, geht an Salvatore (immer heisst einer Salvatore), der Yara mit Gitarre und Gesang entzückt. Salvatore, der Coiffeur aus dem Thurgau und Hobbyfischer vom Bodensee, ist kein grosser Mann, dafür ist sein Herz riesig.
Sergio ist uherzig, er stammt aus Kolumbien und wurde mit seinem Bruder von einem italo-tschechischen Paar adoptiert, was er für den «Lottogewinn» seines Lebens hält. Leider sagt ihm Yara ins Gesicht, dass ihr sein selbstgemixter Cocktail «würkli überhaupt nid gfalla» habe.
Ramon schenkt Yara ein Puzzli von sich selbst. Sven, der modelnde Personaltrainer, tritt oben ohne vor Yara und ihr gefällt, was sie sieht. Etwas irritiert ist sie dagegen vom anderen Oben-Ohne-Boy (OOB, nicht zu verwechseln mit o.b., die Ladys wissen, was ich meine) Arbnor, der auf Jason Momoa macht und das Auto, in dem er sitzen sollte, gleich selbst zieht. Was jetzt ausser Körperkraft gar nichts beweist.
Dark sind die Abgründe von Schauspieler Gregory: «Der Tüüfpunkt vom mim Läbe isch gsii, dass ich mit em Gsetz in Konflikt choo bi.» Doch dann hat er Jesus kennengelernt und der wies ihm den Weg ins gesetzestreue Licht. Hobbyschneider Suajb «vermisst» Yara, um ihr ein «Chleid» zu designen, haha.
Begeistert wäre Yaras Mutter von Choreograf und Tänzer Henry, aber wer weiss, vielleicht ist der gar nicht wegen Yara da, sondern bloss wegen dem Fame? Und was ist mit dem deutschen Influencer Gustav, dem Mann ohne Sixpack? Gut, es wird noch viele Gelegenheiten geben, ihnen die Lizenz zum Lieben zu entziehen, zuerst bleiben jetzt mal der Jüngste (Luca) und der mit dem Klebetattoo (Giorgio) rosenlos.
In den nächsten Wochen erwartet uns Altbekanntes, Streit um Betten und um die Bätschi, allerlei Kram mit dem Karma, Kähnen, Helikoptern und Motorrädern, gewiss kommt irgendwann auch eine Wahrsagerin. Und wenn die Boys langweilig werden sollten? Dann bitte einfach mehr Geschichten aus dem «klina Dorf» in Graubünden mit Yara, ihrer Mutter und ihrer Schwester einblenden. Das würde auf jeden Fall sehr lustig und gewiss auch ziemlich «schplosiv».
*Yuri: Bündner Herzensbrecher der letzten Bachelorette. Auch bekannt als «YuYu» (Yuliya & Yuri). Verliebt, verlobt, dann doch allzu verschieden.
** Bonusfrage: Wie hiessen Yaras acht Vorgängerinnen? Na?