Das Auto leiht uns Cleos Dad aus. Ein Porsche Cayenne. Automat zum Glück. Und Cleos Dad schmerzfrei, zum Glück. Ich bin nämlich die Einzige, die einen Führerschein hat.
Wir fahren nach Südfrankreich. In ein sehr hübsches Haus mit einem sehr hübschen Garten und mit einem sexy Pool. Wir, das sind meine Freundinnen Cleo und Sophie. Cleo ist mal wieder Single und sehr ready to mingle.
Sophie ist seit 13 Jahren mit Ramon zusammen. Die sind gemacht füreinander. Sie lieben Sport, Wanderungen, Kunst, sehr gutes Essen und sehr teure Hotels.
Ich finde, dass Sophie und Ramon mindestens drei Kartoffeln haben sollten. Finden sie auch. Also nicht drei, sie wären schon mal mit einer happy. Aber es will einfach nicht. Auch das Tracking von Sophies Eisprung führte noch nicht zum Ziel.
Die beiden handeln das super. Kein Kampfbumsen, sagt sie. Easy bleiben, sagen beide. Nicht so easy, sagt Sophies Frauenarzt. Sophie ist 39.
Das sind also Cleo und Sophie.
Ich derweil bin aktuell sehr in Sandro verliebt. Trotzdem freue ich mich auf eine Woche ohne ihn.
Wir treffen uns am Samstagmorgen um 10 Uhr bei Cleos Dad. Ich bin die erste, die da ist. Obwohl Cleo bei ihrem Dad gepennt hat. Also offiziell. Inoffiziell hat niemand eine Ahnung, wo sie ist. Um 10.09 Uhr geht sie aber erhobenen Hauptes ihren Walk of shame. Ich frage nichts. Ich sehs ja ihrer Frisur, die längst keine mehr ist, an. Und freu mich für sie.
Cleos Dad, notabene ein heisser Dilf, wenn ich das sagen darf, obwohl Cleo immer fast kotzen muss, wenn ichs tu, erklärt mir das Auto.
Dann kommt Sophie. Und sieht scheisse aus. Augenringe bis unter die Füsse. Total verheultes Gesicht. Wir umarmen sie und sie weint. Wir fragen, sie sagt, wir sollen nicht fragen. Nur losfahren.
Machen wir.
Ich fahre und freu mich auf Moules et frites und Party und Ruhe und Meer und Freundinnenzeit und Bridgerton in Endlosschlaufe. Cleo pennt. Sophie schluchzt.
Nach knapp 100 Kilometern frage ich, ob ich jetzt fragen darf. «Ramon hat sich fremdverliebt.»
WAS.
WAS?
WAS!
Jetzt schreckt auch Cleo hoch. Die nicht mehr ganz so Neue in seinem Team hat es ihm angetan. Er habe versucht, gegen seine Gefühle anzukämpfen, und als er merkte, dass er nicht kann und es sich um mehr als nur eine Schwärmerei handelt, hat ers gesagt.
Der Verheirateten geht es auch so. Sie hats ihrem Mann auch gesagt. Sie haben es kommuniziert, bevor körperlich was lief.
Ach, Ramon. Ich wäre gerne hässig auf ihn, aber shit, dieses Fremdverlieben kommt in den besten Beziehungen vor.
Sophie heult den ganzen Weg und ich heule mit ihr. Cleo sagt derweil Dinge wie wird schon und alles hat einen Grund und Bla Bla Bla. Davon ist Sophie genervt.
Ich habe Schiss, dass unsere Ferien ins Wasser fallen.
Tun sie aber nicht.
Logisch weint Sophie enorm viel und logisch fangen wir sie auf. Und logisch sind wir da, wenn es sie schüttelt, weil grad ihr Lebens- und Familienplan futsch ist und sie Panik hat, dass sie nie wieder einen wie Ramon findet und schon gar nicht innert nützlicher Zeit, weil sie ja schon fucking 39 ist.
An Tag 3 wirds besser. Statt Tränen und Trauer stürzt sich Sophie auf Moulet et frites et fêtes. So kommt es, dass sie schon vor 21 Uhr gut einen sitzen hat und mit drei von vier Kellnern flirtet.
Um 21.50 Uhr findet sich Sophie so sexy wie noch nie. Das Leben, sagt sie, ist doch viel zu kurz, um Männern nachzuweinen. Um 22.20 Uhr tanzt Sophie neben dem Tisch. Ohne Musik.
Cleo setzt mit ein. Ich begleich die Rechnung. Sophie will in einen Club. Cleo will abschleppen. Sophie will leben. Ich würde gerne «Bridgerton» schauen, aber mais bon.
Wir landen im Club und ein Clubber landet bei uns. Das erfahre ich aber erst am nächsten Morgen. Weil da ein Fremder bei uns in der Küche steht. Und Kafi macht. Salü, sage ich. Salü, sagt er und lächelt. Da ich als erste nach Hause bin, weiss ich nicht, auf wessen Kappe dieser charmante Typ geht.
Nun kommt Sophie aus dem Schlafzimmer. Sie schwänzelt um den Typ herum. Hat sie wirklich …? Sie redet jedenfalls sehr vertraut mit ihm. Mir stockt der Atem.
Dann kommt Cleo. Und setzt sich auf Jules. Sie turteln und machen rum und verschwinden aufs Zimmer.
Ab da macht Jules unser Trio zum Quartett. Und zeigt uns die schönsten Buchten, die angesagtesten Restaurants und schleppt uns an Parys, von denen man nur weiss, wenn man hier jemand ist.
Jemand von uns ist hier auch etwas. Cleo. Total verknallt. Jules auch. Herzig.
Sophie gehts turbulent. Sie fällt ganz schnell von einem massiven Hoch ins Tal der Tränen. Und von da kann sie sich aber auch easy wieder hoch katapultieren.
Daheim will sie mit Cleo zusammenziehen. Cleo will aber lieber Jules heiraten. Ramon derweil hat Sophies Ferien genutzt, um auszuziehen. Beide wollen also nicht heim. Alles recht kompliziert.
Ausser mein Leben.
Ich hab Sandro. Und herzigen Welcome-Home-Sex.
Und ich hab Bridgerton. Und anregende Sex-Fantasien mit Simon Basset.