Es wird unangenehm, liebe Männer. Denn auch wenn ihr es abstreiten werdet, wir wissen alle, dass ich recht habe. Das weiss auch Ben. Darum lässt er mich schreiben. (Das stimmt wohl nicht ganz. Aber er hat versprochen, nichts zu kürzen, deshalb steht das so da.) Und er hat gesagt, «Okay, hat vielleicht was», als ich ihm sagte, warum er Frauen spannend findet, die ihn dann total unglücklich machen.
Es beginnt immer gleich: Er lernt eine Frau kennen. Sie oder es ist kompliziert. Wenn sie nicht auf den ersten Blick kompliziert erscheint, dann sagen ihm Leute, die die Frau kennen, dass sie kompliziert ist. Manchmal sind die Kompliziertesten ja getarnt als coole Boys-Girls. Unter den Männern, die mit ihr abhängen, weiss man: Finger weg, sie ist Drama. Aber neue Männer wie Ben wissen das logischerweise nicht.
Auch ein beliebtes Szenario: Die Frau ist in einer Beziehung oder sonst einer komplizierten Situation.
Was haben all diese Szenarien gemeinsam: Sie sind schwierig. Dass sie schwierig sind, findet Ben spannend, denn jetzt muss er sich ins Zeug legen, damit er die Frau kriegt. Auch überdeckt das schwierige Szenario, dass die Frau gar nicht sooo spannend ist. Es gar nicht sooo lustig ist mit ihr. Sie gar nicht sooo viel gemeinsam haben.
Ben hat nun ganz viele Dinge, die er erreichen kann, was er, oder besser gesagt sein Dopaminspiegel, toll findet. Für jeden Erfolg einen kleinen Dopamin-Rush. Er kann die Frau rumkriegen, machen, dass sie sich ernsthaft für ihn interessiert, und er kann sie, davon ist er unbewusst überzeugt, dank seiner entspannten Art, ent-komplizieren. Ich weiss, ihr findet ihn unentspannt. Aber Ben ist wirklich entspannt. Er ist einer der Männer, mit denen man immer eine gute Zeit haben, die man überallhin mitnehmen kann und sie «funktionieren». Und insgeheim denkt er, das färbt auf seine Frauen ab. Tut es nicht.
Nun vergeht etwas Zeit und Ben merkt das. Er realisiert, dass die Frau kompliziert ist und dass es nicht nur eine Phase war. Oder aber, die Frau hat ihren Freund verlassen und will Ben nun immer sehen. Ben hat so gesehen gewonnen. Nun findet er es aber nicht mehr so spannend mit ihr und will raus. Oder er hat herausgefunden, dass sie kompliziert ist und wohl bleibt, und will ebenfalls raus. In allen Fällen hatte er aber am Anfang einen Hormon-Flash, so wie einen Sugar-Rush, weshalb er sich überhaupt auf die Sache einliess.
Warum lässt er sich überhaupt auf diese Frauen ein? Er findet es «so intensiv». Warum ist es «so intensiv»? Weil sich Ben anstrengen muss. Weil es ein Problem zu lösen, eine Challenge zu gewinnen gibt. Deshalb empfindet er es als so intensiv. Ist das ein Zeichen für einen guten Match?
NEIN!
Was all diese Frauen und auch Ben gemeinsam haben: Sie sind unsicher. Sie haben ein kleines Ego. Angst, nicht zu genügen.
Mit den meisten Frauen, von denen Ben geflasht war, hatte er sehr früh Konflikte. Viel Streit, viel Drama, viel Diskutieren. Ben hasst das und doch bleibt er oft länger, wenn es Drama gibt, als wenn es keines gibt.
Lara zum Beispiel? Drama pur. Ben hätte nach dem ersten Streit gehen sollen, aber nein, er blieb. Wegen seines Egos. Und weil diese Frauen ja auch alle unsicher sind. Sie können dann auch ganz schöne Dinge sagen, wenn einer droht zu gehen.
Ben ist ja kein Einzelphänomen. Wie oft staune ich, dass eigentlich gute Männer auf solch komplizierte, unsichere Frauen stehen, mit denen sie, wenn man einmal danach fragt, gar nicht mal eine wirklich gute Zeit haben. Sie sind froh, wenn die Frau in den Ferien ist. Sie sind konstant erschöpft oder «on the edge».
Männer, das bedeutet nicht, dass das die grosse Liebe ist! Das bedeutet, dass ihr auf die falschen Frauen steht und eine falsche Vorstellung von Liebe habt!
Was also muss Ben und wohl jeder zweite Gen-Y-Mann tun? An seinem Ego arbeiten! Damit er checkt, dass er immer nur auf Frauen in schwierigen Situationen steht. Wo er sich etwas beweisen muss. Und wenn er eine Frau toll findet, muss er sich fragen, ob das nur ein Dopamin-Flash ist, weil es kompliziert ist oder ob die Frau wirklich toll ist. Meistens ist es ersteres.
Das Problem ist eben, dass gute, selbstsichere Frauen das Theater, das diese Männer unbewusst spannend finden, nicht veranstalten und auch nicht mitmachen. Dass sie auch nicht die gleiche Dramatik an den Tag legen. Dass sie eine gute Zeit wollen und gehen, wenn es anstrengend wird, wenn einer Spiele oder irgendwie hard to get spielt – übrigens auch ein bekanntes Muster bei unsicheren Männern. Dieses Rarmachen, echt jetzt, Männer, damit habt ihr nur bei unsicheren Frauen Erfolg.
Für alle Männer, und auch nochmals für dich, lieber Ben, hier die zwei Dinge, die man sich merken muss.
Wenn es kompliziert und deshalb aufregend ist oder wenn ihr viel Drama habt, dann ist das KEIN Indiz, dass es besonders leidenschaftlich und deshalb gut ist. Das ist ein Indiz, dass es kein guter Match ist.
Wenn es entspannt und easy ist mit einer Frau, ist das ein gutes Zeichen. Das ist nicht zu wenig Flash, sondern nur zu wenig Ego, das Bestätigung braucht. Rennt nicht weg, wenn es gut ist, nur weil ihr nicht kämpfen müsst. Kampflos gewinnen ist der wahre Sieg.
So, ich habe fertig. Ihr könnt jetzt in der Kommentarspalte wüten. Meine Theorie: Je wütender jemand reagiert, wurde da ein wunder Punkt getroffen.
Alles Liebe,
Hanna (Bens beste Freundin, für alle, die das nicht wussten)
1. Gleich im zweiten Satz postulieren mit allem Recht zu haben und dass das insgeheim auch alle wissen, schwierig.
2. Du erklärst nicht was Männer falsch machen, du erklärst was du denkst macht Ben falsch.
3. Du machst aus einer allgemeingültigen Binsenweisheit angemischt mit Küchentischpsychologie eine Standpauke an alle Männer. Warum?
Die Botschaft an und für sich find ich ja gut: Macht einen Bogen um Drama-Queens! Das gilt aber für Frauen, Männer und alle dazwischen und ausserhalb egal ob Liebe, Freundschaft oder Beruf.