Es gibt drei Arten von Frauen, die mir suspekt sind. Erstens: Frauen, die Blowjobs nicht mögen. Einfach so per se nicht. Oder die miserabel darin sind. Ich sehe den Shitstorm in den Kommentaren schon vor meinem geistigen Auge. Aber Leute, man hat mir gesagt, ich dürfe ehrlich sein. Und das ist ja auch nur meine persönliche Meinung. Es gibt sicher auch Männer, denen sind Blowjobs egal. (Gibt es nicht.)
Der zweite Typ Frau: solche mit Wandtattoos. Gibt es häufiger, als man denkt. Spazierst nichtsahnend in eine Wohnung und da steht in geschwungener Schrift irgendein pseudo-deeper Spruch an der Wand. Träume nicht dein Leben! Du bist eine Königin! Der Weg ist das Ziel! Schwierig.
Und dann gibt es noch die Frauen, die bei allem, wirklich allem, was man sagt, der gleichen Meinung sind. Natürlich mag ich es, wenn man mir recht gibt. Aber ich weiss auch, dass ich nicht immer richtig liege.
Nun habe ich vor einer Woche eine Frau kennengelernt und bin nun geneigt, eine vierte Gruppe auf meine Liste zu nehmen: die frisch Geschiedenen.
Sina war weg. Und sie ist ja eh eigentlich raus. (Müssen wir nicht besprechen, nein.)
Laura war auch weg. Also. Sie war ja nie da. Aber nachdem sie mir geschrieben hat, sie fände mich den attraktivsten Mann der Stadt, was ich so von ihr nicht erwartet habe und was mich schon fast etwas genervt hat, weil sie wirklich null, absolut ZERO Zeichen gesendet hat. Im Gegenteil. Sie hat Anti-Zeichen gesendet. Kumpel-Vibes. Kein Mann der Welt hätte das richtig interpretiert. Auf alle Fälle habe ich ihr auf Insta geschrieben, dass ich sie ebenfalls die attraktivste Frau der Stadt fände. Was ein kleines bisschen übertrieben war. Aber dann auch wieder nicht, keine Ahnung, mache doch kein Ranking und sie ist wirklich hot. Ich dachte, ihre und meine Nachricht lenken uns nun in eine andere Richtung, aber passiert ist … nichts. Sie hat die Nachricht geliked! Ein Herzchen gab's und weiter nichts. Aber was habe ich anderes erwartet? So sind sie eben, diese Lauras.
Jedenfalls habe ich Tinder angemacht und mich verabredet. Die Frau sah gut aus, sie war zwei Jahre älter als ich, sie klang sympathisch und unkompliziert und vor allem wollte sie nicht ewig hin und her schreiben, sondern fragte schon in der dritten Nachricht, ob wir uns treffen wollen.
Sie sah aus wie auf den Fotos (wichtig), bestellte einen doppelten Whiskey (unwichtig, aber irgendwie amüsant) und erzählte, ohne dass ich sie danach fragte, dass sie seit vier Wochen geschieden sei. Getrennt schon länger, aber geschieden erst seit vier Wochen. «Cheers on that», sagte sie.
Innert kürzester Zeit kannte ich ihre ganze Beziehungshistorie. Getroffen hat sie ihren Mann mit 21. Sie war in den Skiferien, er war Skilehrer. Sie wurden ein Paar. Zuerst zog sie zu ihm nach Graubünden, dann wohnten sie in Winterthur. Vor vier Jahren haben sie geheiratet. Kinder haben sie keine. Er will keine. Sie? «Wenn der Richtige kommt, dann sage ich nicht Nein, aber zuerst will ich Spass haben. Und danach ist es wohl zu spät.» Sie suche aktuell nichts Ernstes. «Okay», sagte ich. Sie sei in einer Phase angekommen, in der sie sich endlich sexy fühle. «Okay», sagte ich erneut. Was irgendwie eine komische Aussage war, aber was hätte man da Gescheites sagen sollen? Es gehe jetzt um sie und nur um sie, betonte sie mehrmals.
Vielleicht hätte ich da hellhörig werden sollen. Oder dann ob der Tatsache, dass sie gerne von sich in der dritten Person sprach. Aber Leute, Sina weg, Laura nie da. Was erwartet ihr von mir?!
Bei ihr zu Hause – nein, keine Wandtattoos, sondern Umzugskartons – erzählte sie mir, dass sie die letzten drei Jahre keinen Sex hatte. In den Flitterwochen hätten sie noch eine richtig wilde Zeit gehabt. Aber danach lief nichts praktisch mehr. «Wusstest du, dass siebzig Prozent aller Ehen sexlos sind?», fragte sie. Als sexlos gelte eine Beziehung, wenn ein Paar weniger als 12 Mal pro Jahr Sex hat. Ich wusste das nicht. Woher auch?
Sie hätten sich nicht mal mehr geküsst und im letzten Jahr nur zweimal umarmt. Als die Katze überfahren wurde. Sie habe also nicht ihren Ehemann verlassen, eher ihren Mitbewohner. Und deshalb müsse sie nun ziemlich viel nachholen. «Drei Jahre verlorene Zeit wettmachen!»
Es war das erste Mal, dass sie seit der Scheidung Sex hatte. Und für mich war es das erste Mal, dass ich mit einer Frau Sex hatte, die sich gerade hat scheiden lassen. Der Sex war denn auch so, wie er mit einer Person ist, der eigentlich egal ist, mit wem sie gerade Sex hat. Sie ritt mich, als wäre ich gar nicht wirklich anwesend. Kann ja geil sein, wenn eine Frau so in Fahrt ist, dass sie alles um sich herum vergisst. Aber wenn sie gleich von Anfang an nicht wirklich wahrnimmt, dass du auch da bist, dann ist das Ganze mittelmässig aufregend.
Sie hat mir am nächsten Tag geschrieben, ob wir uns wiedersehen wollen. Wir könnten auch den Drink-Part weglassen und uns einfach treffen. «Für ein bisschen Spass ...» Ich antwortete, ich würde wohl etwas anderes suchen. Sie schrieb: «Okay».
So long,
Ben
Und irgendwie bin ich enttäuscht, ich kam für Sex… SEX!!! Das bitzli wild geritten lässt mich sehr unbefriedigt zurück.
Btw. bin schon länger geschieden, habe keine Wandtattoos, mag BJ‘s und Recht gebe ich selten - im Gegenteil, hallo, bin eine Frau… Hab immer Recht. 😉
Treffen?
Big Ben, in der fünften Klumne: "sie wollte einfach nur Sex, ich fühle mich missbraucht"