Wer in Zürich jemanden kennenlernen will, so im echten Leben, in einer Bar oder einem Club, ich rede hier nicht von den ganz verrückten Dingen, die nur in Filmen passieren, wo sich Leute am helllichten Tag auf dem Trottoir kreuzen und so verzaubert sind, dass sie umdrehen und einander auf der Stelle ehelichen, nein, ich rede hier vom billigbanalen, promillebedingten Ansprechen an Orten, wo man sich kaum sieht und hört, davon rede ich, und auch das passiert in Zürich nie. Mir nicht, meinen Freundinnen und Freunden nicht und dir ganz bestimmt auch nicht. Ausser vielleicht, du siehst aus wie Jennifer Lawrence. Aber wer sieht schon aus wie Jennifer Lawrence? Eben.
Nun war ich letztes Wochenende in Davos. Und wer im Winter schon mal in Davos war, weiss: Ganz Zürich ist da. In der Jatzhütte, der Bolgenschanze, im Pöstli, einfach an all den Orten, wo gejohlt und gesoffen wird, überall hört man Züridütsch.
Meine Beobachtung – meine Analyse dazu kommt gleich, ist doch logisch, wir sind hier ja auch bisschen edukativ unterwegs, es ist nicht nur ein Jekami (Jeder-Kann-Mitmachen), nein, es ist auch eine soziokulturelle Studie, die ich euch alle zwei Wochen liefere ...
Item.
Da sind nun all diese Leute, die sich in der Stadt, in der sie leben, Abend für Abend ignorieren und anschweigen, aber sie sind eben nicht in der Stadt, in der sie leben, sie sind in den Bergen, aber alle zusammen, was eigentlich, wenn es Sinn machen würde, bedeuten müsste, dass sie sich so benehmen, wie dort, wo auch alle zusammen sind, also zuhause. Aber nein: Sie sind alle zusammen anders.
Alle reden miteinander, alle prosten sich zu, alle fallen sich um den Hals. Trifft man in einer Bar in Zürich auf eine Kollegin einer Kollegin, nickt man sich im wildesten Fall kurz zu. In Davos aber, ähnlicher Promillewert, ähnliche Umgebung, also mal abgesehen von den Bergen, ich meine Bar und Tanzfläche, in Davos, da wird ins Ohr geschrien, es werden Drinks ausgegeben, bisschen Spoiz verteilt, alle sind beste Freunde, alle sind kollektiv ineinander verknallt.
Das absolut Verrückteste obendrauf: In Davos sind es die Frauen, die jemanden ansprechen. Dieselben Frauen, die in Zürich niemals den Mund öffnen würden. Ich war in Davos zwei Stunden auf der Tanzfläche und es gab kaum einen Moment, in welchem da nicht irgendeine um mich herumwirbelte.
Nun meine Frage an euch: WARUM?! Warum ist das so?
Meine Analyse: Es ist die Bergluft. Nein. Ich glaube, es ist der Gruppendruck. Aber im positiven Sinn. In Zürich sieht man niemanden baggern, also macht man das auch nicht. In den Bergen baggern alle, also macht man das auch.
Die Antwort ist: Nein, hab ich nicht. Ich war mit meinen Schwestern da. Ihre Sprüche wären zu anstrengend, die ganze Angelegenheit zu mühsam. Oder anders gesagt: Meine Schwestern sind noch das bessere Verhütungsmittel als Zürich.
Aber – wir enden mit Hoffnung, denn Hoffnung stirbt zuletzt, okay, der Spruch passt nicht optimal, aber er kam mir in den Sinn, und weil ich nach dem ganzen Angetanzt- und Angesprochen-Werden so selbstbewusst wie schon lange nicht mehr bin, haue ich ihn einfach raus – ich habe meine Nummer einer Frau gegeben. Sie sah nicht aus wie Jennifer Lawrence. Aber gut. Wirklich sehr gut. Und sie war sehr lustig. Sehr sympathisch. Sehr alles. Das Absurdeste: Sie wohnt im gleichen Quartier wie ich. Seit sieben Jahren schon. Wir sind uns also bestimmt schon 284 Mal auf dem Trottoir begegnet.
So long,
Ben
Frauen haben im Mittel wohl genau das gleiche Bedürfnis nach Sex wie Männer und finden auch im Club immer wieder mal einen Typen hot. Ergreift eine Frau jedoch die Initiative wird das vom Umfeld wahrgenommen und das Gerede beginnt. „Häsch gseh? D‘maja hät eifach de typ a de bar abaggered, häts wohl nötig, höhöhöhö!“ Fällt das Umfeld weg fehlt auch dieses Hemmnis.
Deswegen die simple Lösung: Ihr wollt von Frauen angesprochen werden? Dann hört euch das Maul über Frauen zu zerreissen die die Initiative ergreifen.
im Alltag.