Hanna nennt es Sex-Versteckis und ich finde den Begriff absolut bescheuert, aber nun gut. Was sie meint, ist die Zeit, in der man nur Sex hat, aber eben so versteckt, im Geheimen, weil man A vor allem Sex hat, also auch gar nicht viel in der Welt draussen verkehrt (yes, pun intended), und B gar noch nicht ready ist, mit der Welt draussen zu teilen, was man im Versteckten treibt.
Nicht, dass Lara und ich sehr gut im Verstecktbleiben wären. Wir hatten kürzlich in ihrem Hauseingang Sex, als plötzlich das Licht angegangen ist, weil jemand um zwei Uhr morgens aus dem Haus kam. Nein, ehrlich! Es war 2 Uhr! An einem Donnerstag! Wer muss denn da aus dem Haus um diese Uhrzeit? Lara glaubt, es war ein Radiomoderator. Ich glaube, es war ein Pöstler. Das interessiert euch kein bisschen. Ihr wollt wissen, wie der Sex war und ob wir da sassen oder lagen oder standen oder schwangen. Nun, benutzt eure Fantasie.
Aber Hanna meint natürlich nicht, dass man sich «richtig» versteckt. Sie meint die Zeit, in der man noch keine anderen Leute trifft. Man ist nur für sich. Sieht sich nur zu zweit. Schaut, dass da nicht irgendwelche Leute was davon mitbekommen und wenn man zufällig jemanden trifft, dann tut man so, als wäre man ganz locker befreundet, was immer sehr auffällig ist, weil, so locker wie man wirken will, ist in echt nun mal niemand.
Lara und ich sind nie jemandem begegnet, also so von meinem oder ihrem Bekanntenkreis, was wohl damit zu tun hat, dass wir sehr nah beieinander wohnen und tatsächlich viel bei ihr oder mir waren.
Es hätte noch eine Weile so weiterlaufen können, hätte ich keinen Terminfehler gemacht. Es war ein Samstagabend, Lara bei mir, ich in ihr, okay, der war schlecht, ich sehe es auch, der war richtig schlecht, aber gut. Mein Handy klingelte: Hanna. Wo ich denn bleibe, wollte sie wissen. Zum Glück kam es mir sofort in den Sinn und ich sagte, ich sei auf dem Weg.
Hanna hatte Geburtstag. Nicht an diesem Samstag. Aber an diesem Samstag war die Party. Die hatte sie schon von Ewigkeiten geplant und ich hatte ihr vor Ewigkeiten versprochen, da zu sein.
Lara einfach nach Hause zu schicken, wäre irgendwie scheisse gewesen, vor allem, weil sie niemals eingesehen hätte, warum sie da nicht mitkommen kann. Sei doch toll, fand sie. Mal meine Freunde kennenlernen. «Deine beste Freundin, von der du immer erzählst!» Nun gut.
Wir gingen also zur Party. Hanna: Hocherfreut, endlich Lara kennenzulernen. Ihr erster Satz war tatsächlich, und dafür hasse ich Hanna ein bisschen, denn so etwas sagt man einfach nicht, vor allem nicht, wenn man weiss, dass unsere Situation nicht wirklich geklärt ist – Lara ist ja immer noch polyamor und ich will keine Beziehung und auch wenn wir nicht mehr darüber reden, ist die Sache, wie Lara es gerne nannte, immer noch «komplex» –, aber das schien alles vergessen, denn Hanna sagte hocherfreut, als sie mich und dann Lara sah: «So schön, dich endlich zu treffen, ich habe schon so viel von dir gehört!»
Nach einer Stunde kam Hanna zu mir, um mir zu erzählen, dass diese Lara wirklich mal eine ganz tolle Frau sei. Und dass ich es nicht vermasseln soll. Ich sagte ihr, dass es nichts zu vermasseln gäbe, weil wir ja nichts seien, das man vermasseln könnte, und sie verdrehte die Augen.
Der Abend endete damit, dass Hanna und Lara nun offiziell beste Freundinnen forever and ever sind, was ich irgendwie amüsant, aber dann auch wieder eher nervig finde. Sie wollen unbedingt zu dritt was machen. «Vielleicht mal brunchen gehen?», fragte Hanna und ich dachte, sie hat wirklich jede Hirnzelle in Wodka ertränkt. Ich hasse Brunchen. Das weiss sie. Und ich will auch wirklich nicht meine Zeit mit Lara, die ich mit Sex verbringen kann, verringern, damit wir Zeit zu dritt verbringen können.
Ich will zurück in die Sex-Versteckis-Zeit! Aber wir wissen, wie es ist: einmal aufgeflogen ist aufgehoben.
So long,
Ben
Ich tippe auf zwei Wochen.
Sorry, wenn wir die "normal" arbeitente Bevölkerung hin und wieder in ihrer Freizeitbeschäftigung stören...
Dafür ist am frühen Morgen um 08:00 Uhr alles bereit für Euch...
Kaffee und Gipfeli...
Züge stehen auf dem richtigen Perron abfahrbereit...
Nachtbaustellen auf der Autobahn sind abgebaut...
u.s.w.