Beim Sex kann ja vieles schief gehen. Oder zu einem Unterbruch führen. Es ist nicht wie in Filmen, wo nach ein paar Mal Stöhnen beide gleichzeitig zum Orgasmus kommen, und sich dann in postkoitaler Erschöpfung liebevoll streicheln und Liebesschwüre hauchen.
(Echt jetzt, Hollywood, kennst du das wahre Leben?)
Nein. Im echten Leben ist das anders. Es gibt so viel, das in der Hitze des Gefechts passieren kann! Von den Dingen, die beim Sex selber nicht klappen können, will ich gar nicht anfangen. Allein das Drumherum ist tückisch.
Einmal brach der Lattenrost eines Bettes, einmal fiel ein Bild von der Wand. Einmal zerbrach die Nachttischlampe, einmal kippte der Küchentisch. Und wie oft habe ich schon ein Glas umgekippt und bin dann, statt lasziv räkelnd, hektisch auf den Knien rumgerobbt, damit das Wasser nicht unter alle Schränke läuft.
Wann der richtige Moment ist, sich abzudrehen und einen Schluck Wasser zu nehmen, ist ein anderes Thema. Denn natürlich muss man zwischendurch etwas trinken! Ganz egal, wie sehr man bei der Sache ist. Je heisser der Sex, desto durstiger die Teilnehmenden, ist die Faustregel. Weil man vor lauter Stöhnen und Keuchen einen trockenen Mund hat und alle Techniken, auch brave Dinge wie Küssen, ein wenig anstrengend werden.
Was mich auch immer wieder wundert in Filmen: Die Kleider werden langsam abgestreift und fallen sanft zu Boden. Wie man sich sexy aus hautengen Jeans oder schweren Stiefeln schält, wird nie gezeigt.
Und dann ist noch diese Sache mit den Kondomen. Ich beneide Leute, die behaupten, das gehe ganz natürlich und ohne Unterbruch. «Das bauen wir in den Sex ein!», sagen sie stolz.
WIE? Wie zum Teufel?
Wie bitte sehr, kann man spontan Sex haben, aber darauf vorbereitet sein? Habt ihr in der ganzen Wohnung Kondome verteilt und sollte es in der Küche zur Sache gehen, könnt ihr nur kurz den Basilikum-Topf beiseite schieben und da hat's ein kleines Gummi-Depot darunter?
Ich muss jedes Mal quer durch die Wohnung ins Bad rennen. Ich habe kein Nachttischchen. Oder irgend ein Geheimfach in meinem Zimmer. Ich bin eh viel zu selten zuhause, als dass es sich lohnen würde, dies einzurichten. Und in Hotels verteile ich nicht als erstes Kondome, wenn ich ankomme.
In festen Beziehung ist das natürlich etwas besser. Weil zum Beispiel die Sache mit dem Kondom wegfällt – dank Pille oder Spirale oder Temperatur messen oder sonst irgendwas. Oder weil man tatsächlich umfunktionierte Basilikum-Töpfe hat und eh in Trainerhose und nicht Skinny Jeans auf dem Sofa sitzt. Who knows, bin keine Expertin. Bin ja nicht in einer Beziehung. Und gerade auch nicht in einer längeren Affäre. Serafine ist Geschichte. Und seit sie weg ist... ja seither war's das. Und deshalb tat ich letzte Woche, was frau gelegentlich in solchen Momenten tut: Ich hatte einen One Night Stand.
Ich war jobbedingt in Mailand. Sass abends mit einer Freundin in einer Bar. Ein Typ kam zu uns und gab mir einen Zettel. Darauf hatte er mich gezeichnet. (Creepy oder süss?) Er war kein Picasso, aber die Zeichnung gefiel mir und er gefiel mir irgendwie auch. Er war etwa einen halben Kopf kleiner als ich, hatte dunkle Haare und Augen, er trug enge Jeans und benutzte zu viel Gel und zu viel Parfüm. Für die Zeichnung wollte er meine Nummer.
Giovanni, nennen wir ihn Giovanni, holte mich am nächsten Tag am späten Nachmittag im Hotel ab. Er arbeitete irgendwas mit Mode. Ich verstand es nicht wirklich, sein Englisch war mässig, mein Italienisch nicht besser. Wir fuhren mit seiner Vespa durch die Stadt, kauften irgendwo Gelati, spazierten herum, assen Parmigiana und tranken Rotwein und irgendwann sind wir bei mir im Hotelzimmer gelandet.
Wir haben also Sex. Ich gehe ins Bad. Nicht das erste Mal. Ich gehe das zweite Kondom holen, was ja eigentlich ein gutes Zeichen ist.
Ich suche also nach dem Kondom und stosse dabei mit dem Kopf gegen die Spiegeltür des Badezimmerschränkchens, das ich in der Eile offen liess. Die Ecke fährt mir direkt neben das linke Auge. Es tut nicht besonders weh, aber es blutet. Nicht stark, eher so, wie wenn man einen Pickel aufgekratzt hat und dann minutenlang mit dem Taschentuch draufdrücken muss. Das tu ich nun und hoffe, dass es schnell aufhört zu bluten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hört es auf. Ich bete, es möge nicht während des Sexes wieder anfangen und bin dankbar, dass Giovanni nicht fragt, wo ich so lange war. Wir haben also erneut Sex und danach, finde ich, könnte er gehen. Er sieht das wohl anders, denn er schläft, ohne zu fragen, ob er bleiben kann, friedlich ein.
Irgendwann um sechs Uhr morgens gehe ich wieder ins Bad. Ich schaue in den Spiegel und sehe dass sich ein Mini-Bluterguss neben dem Auge gebildet hat. Deckendes Make-up kann ihn durchaus kaschieren, aber ungeschminkt ist er deutlich sichtbar.
Zwei Stunden später bugsiere ich Giovanni aus dem Zimmer. Ich hätte gleich ein Skype-Meeting. Er sieht mich an und fragt, was denn mit meinem Auge sei.
Okay, und dafür schäme ich mich nun etwas. Aber ich wusste irgendwie nicht, wie ich das schlau lösen kann, also sagte ich – echt, wie bescheuert ist das bloss? – dass das immer so sei! Das sei normal so! Giovanni schaute mich sehr irritiert an, dann verschwand er. Das blaue Auge nach fünf Tagen ebenfalls.
Und ich schwor mir, ab sofort immer mehrere Kondome mit ins Zimmer zu nehmen und auf dem Nachttischchen zu deponieren. Aus Sicherheitsgründen.
(Oder ich überlasse One Night Stands einfach den Profis und versuche es wieder mit in einer Affäre? Oder gar einer Beziehung?)
Kiss und Klits für euch,
Cleo
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