Meine Mutter sagte einst: «Ich verstehe das ganze Pipapo rund um wechselnde Sexualpartner nicht, Penis ist doch Penis. So anders fühlt es sich nun Gott weiss nicht an, findest du nicht, Schatz?»
Ich fand vor allem, dass ich nicht mit ihr über Penisse reden will. Und darüber, wie sie sich anfühlen, wenn sie in uns drin sind.
Mich schüttelt es jetzt nur schon wieder bei der Erinnerung daran.
Muss drum husch einen Döner holen. Moment.
Okay, es sind jetzt vierzig Minuten vergangen. Ich kann weitermachen. Ich weiss nämlich schon, was meine Mutter mit ihrer Aussage meinte. In der Theorie finde ich auch, dass sich der Sex per se nicht anders anfühlt. Also die reine Penetration meine ich. Das Drumherum natürlich schon. Kommt ja auch auf die Chemie der Vögelnden drauf an.
Ich merke gerade, ich manövriere mich in eine Sackgasse.
Fakt ist, Suff-SMS-Sandro und ich leben monogam. Haben also keinen Sex mit anderen. Nicht mal zusammen mit anderen. Obwohl wir das eigentlich gerne hätten. Sandro so wirklich und ich vielleicht nur im Kopfkino. Schwierig zu sagen. Mich turnt der Gedanke, dass da noch eine zweite Frau sein könnte, sehr an. Wenn ich mir dann aber vorstelle, dass sie meinen Freund innigst küsst, will ich der Bitch jetzt schon die Augen auskratzen.
Hoi, Dilemma, hau doch ab!
Sandro sieht das maximal entspannt. Verstehe ich. Geht ja um eine zweite Frau. Einen zweiten Kerl wollen wir beide nicht. Oder ich manchmal. Dann aber ohne Sandro. Und auch nur im Kopf. Wahrscheinlich. Jedenfalls vermisse ich manchmal so die krasse Aufregung kurz vor ersten Küssen. Und Sandro vermisst das auch.
Wir haben, wie wir beide finden, sowieso sehr viel Liebe zu geben. Auch sind wir maximal begeisterungsfähig, was dazu führt, dass wir uns gemeinsam im Ausgang mindesten drei, vier Mal fremdverlieben. Wir können immer darüber reden, uns die Objekte unserer Begierde sogar zeigen. Mehr noch: Ich weiss, auf welche er fliegt, er weiss, welche Typen es mir antun.
Wir leben dennoch monogam.
Weil eben, das Herz. Primär meines. Seines aber schon auch. Sandro sagt, die Vorstellung von mir mit einem anderen sei schlimmer als der Wunsch nach mal wieder was anderem.
Und wir sind imfall erst gerade mal knapp ein Jahr offiziell zusammen.
WTF, im wahrsten Sinn des Wortes, machen wir in einem Jahrzehnt, in zwei, drei?
Und wer kam jemals auf die Idee, dass Monogamie romantisch, wichtig und richtig ist? Und wieso ist es so schwierig, diese zu durchbrechen, obwohl man so gut miteinander darüber reden kann, dass man irgendwie gerne würde?
Yo Fomo, long time no see.
Logisch, ich übertreibe hier. Ich mache mir einfach Gedanken. So langfristig. In Beziehungen plant man ja langfristig.
Eventuell schenke ich Sandro zu seinem 40. Geburtstag einen Dreier. Mit einer Frau, die hochoffiziell garantiert weniger attraktiv ist wie ich. Oder ich schenke ihm (und mir) zum 50. Geburtstag eine fucking Granate. Weil ich mit 50 garantiert entspannter bin als jetzt. Oder dann halt zum 60. – dafür 2. Oder einen Vierer mit Partnertausch.
Mal schauen ...
Also zu dritt drei mal drei Bier trinken.