Eigentlich läuft es gut. Ich hatte in den letzten zwei Wochen zwei Dates und einmal Sex. Alle Männer hier wissen, das ist eine gute Quote. Ich gebe zu, der Sex war keine Meisterleistung. Also, dorthin zu kommen. Manchmal muss man ja da den ganzen Balztanz hinlegen, Rhythmus, Drehungen, alles muss stimmen, damit man die Frau überzeugen kann, und manchmal ist es ein, auf gut Deutsch, «uufgleitä».
Es war eine Freundin eines Kumpels und ich wusste, dass die mit mir ins Bett wollte. Hat sie dem Kumpel gesagt.
Wir waren für ein Wochenende in den Bergen, jeder in einem winzigen Zimmerli einquartiert, schräge Decken – hasse ich – und 90er-Betten. Die waren nicht nur schmal, sondern auch so kurz, dass ich quer im Bett liegen musste. In der zweiten Nacht lag dann auch noch die Frau in dem Bett, folglich ging das Querliegen nicht mehr. Sie kam einfach zu mir ins Zimmer, was ich grundsätzlich einen guten, mutigen Move finde, sollte öfters passieren, und für Sex war das Bett irgendwie auch gross genug, nicht optimal, aber jetzt auch nicht wirklich schlimm.
Ich dachte ja, sie schleicht nach dem Sex wieder zurück in ihr Zimmer. Kann ja auch für sie nicht bequem sein, ein 90er-Bett für zwei Leute und einer davon hat schon allein ein Platzproblem, hat sie ja auch keinen guten Schlaf. Aber nein, sie wollte bleiben. Machte gar keine Anstalten, zurückzugehen. Als wäre es total logisch, dass sie in dem Bett drin bleibt. Ich traute mich nicht, etwas zu sagen. Also lagen wir zu zweit in einem zu kurzen 90er-Bett.
Man muss ja auch ineinandergekeilt daliegen, in so einem Bett. Halb-okay, wenn man die Frau den absoluten Wahnsinn findet. Aber wenn man einfach einmal Sex hatte, dann ist das way too much Körperkontakt. Drehte sie sich, musste ich mich auch drehen. Auf dem Rücken liegen ging nur, wenn sie dann halb auf mir lag, fand ich zu viel. Also drehte ich mich ab. Tat sie auch.
Sie legte sich mit dem Gesicht zur Mitte und weil ich nicht eine Nacht lang angehaucht werden und auch ihr meinen Atem ersparen wollte, schliesslich hatten wir Chnoblibrot als Apero und dazu beide gut Bier getrunken. Ich drehte mich also um und lag die ganze Nacht wie der kleine Löffel vor ihr. Ihren Arm um meinen Bauch. Ich schlief keine zwei Minuten. Am Morgen tat mir mein ganzer Körper weh.
Mimimimi, wie kann man nur wollen, dass die Frau wieder geht, wenn man gerade Sex mit ihr hatte, mimimi, was motzt du, wenn du eh einfach nur Sex willst, du behandelst Frauen schlecht, mimimi.
Ein paar Tage später traf ich Hanna und erzählte ihr davon. Fand sie amüsant, meine Story und der verspannte Nacken geschehe mir recht, man rede im Zusammenhang mit einer Frau und Sex nicht von einem «uufgleitä».
Ich erzählte ihr auch von den zwei Tinder-Dates und sie fand, es laufe ja gerade wirklich viel, was auch stimmt. Die Dates erspare ich euch. Sie sind wirklich richtig unwichtig. Ich war zweimal etwas trinken und habe zweimal meinen CV runtergeleiert, was man halt so macht auf ersten Dating-App-Dates. Beide Treffen waren okay, aber auch nicht mehr. Einfach okay.
Das Problem ist, dass, obwohl ich gerade einen, nennen wir es «guten Lauf» habe, obwohl ich häufiger auf Dates als auch schon bin, und mehr Sex habe für eine Zeit, in der ich keine Affäre oder Ähnliches habe, obwohl ich viele Frauen kennenlerne und für meine Verhältnisse auch gut ankomme, obwohl es gut läuft, fühlt es sich nicht gut an. Ich gebe zu, die ganze Lara-Geschichte ist zwar eine Weile her, aber ich denke immer noch zu viel daran rum. Und auch wenn diese Frauen alles tolle Frauen sind, so wirklich spannend finde ich keine.
«Das Problem ist, ich bin nie wirklich geflasht, es ist mir alles ein bisschen egal», sagte ich.
Und Hanna sagte: «Das ist nicht das Problem. Das Problem bist du.»
Sie hat mir natürlich dann genau erörtert, warum ich das Problem bin. Warum ich die falschen Geschichten aufregend finde. Warum ich auf eine «toxische Bitch wie Lara», ihre Worte, nicht meine, reinfalle und so lange nicht gehe, obwohl ich absolut unglücklich bin.
Ich könnte euch das jetzt wiedergeben. Aber das käme anstrengend und auch etwas merkwürdig. Und Hanna findet, es sei ein allgemeines Millennial-Männer-Problem und darum soll es allgemein und von ihr adressiert werden.
Deshalb, meine allerliebste, liebevolle Community, get ready for Hanna, der nächste Beitrag hier ist von ihr.
So long,
Ben
After-Sex-Probleme
Da das letzte Wort im Titels auf Deutsch war, war ich nicht sicher ob das erste Wort auch. 🤷♂️
Ich verstehe ja, dass es viele Bens gibt und seine Beiträge einen Einblick in den Gemütszustand dieser Kohorte geben. Aber ich kann daraus wirklich nichts für mich abgewinnen, keine interessanten Gedanken, Ideen oder Erkenntnisse - nur gefühlsmässige Fahlheit.
Ich wünsche mir Beiträge von Menschen, die diesem kraft- und sinnlos wirkenden (teil-)kollektiven Gemüt entgegenhalten und positiv anregende, inspirierende Geschichten und Gedanken beschreiben.
Die Kurzfassung für diejenigen, die während dem Schaffen lieber nicht einschlafen wollen:
Ben hat gemerkt, dass zu zweit in einem kleinen Bett zu schlafen nicht sehr angenehm ist. Da er ja weder verliebt ist noch den Mumm hat, aufzustehen und das Bett zu wechseln (oder ihr gleich zu sagen, dass es für ihn vom Platz her zu knapp ist), jammert er über diese Erkenntnis lieber bei Watson.