In der Tat, der Sazerac ist ein verdammt feiner Drink! Und, ja, es braucht zwingend Peychaud's Bitters (dazu später mehr). Aber erst mal von vorne:
Wenn der Baroni das (zugegebenermassen etwas schlampig) schafft, bringt ihr's locker hin.
Also, die Nummer mit dem Absinthe Rinse in einem Glas und dem Rühren im zweiten Glas – das ist der traditionelle Sazerac-Style. Puristen werden gar behaupten, ohne den ist es gar kein Sazerac sondern bloss eine aufwändigerer Old Fashioned. (Was freilich bedeutet, dass der Baroni im Video noch schlampiger als üblich unterwegs ist – hey, Leute, es war der fünfte Cocktail in Folge, den ich für die Filmerei zubereiten musste, bitte also um Nachsicht!).
Aber eigentlich kommt es für den Privatgebrauch nicht drauf an – das Wichtige ist, dass das Trinkglas mit Absinthe benetzt wird. In welchem Behältnis man den Whiskey mixt, ist zweitrangig. Bestellt man aber in einer Bar einen Sazerac, oder bereitest du einem Gast einen zu, sollte die Zwei-Gläser-Methode drin liegen – es gehört nun mal zum Ritual des Sazerac-Trinkens.
Jap. Natürlich, mit ähnlichen Bitters wird es auch fein, doch laut Rezept – und aus historischen Gründen – sollte es Peychaud's sein.
Denn der Sazerac Cocktail und Peychaud's Bitters stammen beide aus New Orleans. Auch Creole Bitters genannt, wurden letztere um 1830 vom aus der französischen Kolonie Saint-Domingue (heute Haiti) stammenden kreolischen Apotheker Amédée Peychaud in New Orleans entwickelt. Wie Angostura basiert Peychaud’s auf Enzian, hat aber einen leichteren Körper und schmeckt süsser und blumiger, zudem sorgt er für eine rötliche Färbung der Drinks.
Das mit dem Zuckerwürfel ist ... fakultativ. 1 TL Zuckersirup stattdessen wird toleriert. Ebenso Cognac statt Whiskey ...
Der Legende zufolge war es der Peychaud selbst, der den Drink erfand. Er soll ihn in der grösseren Schale eines zweiteiligen Eierbechers – auf Französisch coquetier – serviert haben. Die falsche Aussprache von coquetier soll dann zum Wort cocktail geführt haben. Leider ist diese Story (obwohl sie sich bestens als Bar-Anekdote eignet) erfunden: Die ersten schriftlichen Erwähnungen des Begriffs cocktail tauchten schon 30 Jahre vorher auf.
Gesichert ist aber: 1850 verkaufte ein gewisser Sewell T. Taylor in New Orleans seine Bar The Merchants Exchange Coffee House, um ein Spirituosen-Importgeschäft aufzubauen. Eine seiner Importmarken war ein Cognac namens Sazerac-de-Forge et Fils (im Bild unten eine Flasche von 1858). Aaron Bird, der die Leitung des Merchants Exchange übernommen hatte, änderte darauf den Namen des Lokals in Sazerac Coffee House.
Dort soll Bird angefangen haben, einen Hauscocktail zu servieren, der auf dem von Taylor importierten Sazerac-Cognac, Bitters vom örtlichen Apotheker Antoine Peychaud und etwas Absinthe basierte. Die Lokalität wechselte in der Folge mehrmals den Besitzer, bis Thomas Handy um 1870 Chef wurde. In dieser Zeit wechselte die Hauptzutat von Cognac zu Rye Whiskey, da die damals herrschende Reblausplage in Europa der Weinproduktion Frankreichs arg zusetzte. Handy war es, der irgendwann vor seinem Tod anno 1889 das Rezept niederschrieb, das dann 1908 seinen gedruckten Auftritt im legendären «The World's Drinks and How to Mix Them» von William ‹Cocktail› Boothby.
Absinthe, Baby! La fée verte aus dem Neuenburger Val-de-Travers! Im 19. Jahrhundert weltweit populär, war die Spirituose während des grössten Teils des 20. Jahrhundert in den meisten westeuropäischen Ländern und Nordamerika verboten aufgrund seiner vermeintlichen halluzinogenen Eigenschaften – weshalb man für den Sazerac auf Herbsaint, einer in New Orleans produzierten Anisette, auswich.
The Sazerac Bar, die aus dem Sazerac Coffee House entstand, existiert bis heute und gilt weiterhin als spirituelle Heimat des Cocktails (obwohl über die Jahre ein paar Mal die Lokalität wechselte), wo jährlich um die 40'000 Sazeracs serviert werden. Bei der Wiedereröffnung nach dem Ende der Prohibition wurde die alte «men only»-Regelung abgeschafft, was anfänglich zu einem wahren Ansturm weiblicher Kundschaft führte, der als «The Storming of the Sazerac» in die Geschichtsbücher einging.
Im März 2008 reichte der demokratische Senator Edwin R. Murray aus New Orleans einen Vorstoss ein, der den Sazerac zu Louisianas offiziellem Staatscocktail ernennen sollte. Zunächst wurde das Gesetz abgelehnt. Doch nach einer weiteren Debatte beschloss die Louisiana Legislature am 23. Juni 2008: Der Sazerac ist der offizielle Cocktail von New Orleans.