Jetzt heisst es Abschied nehmen: Nico Semsrott wird die «Heute Show» verlassen und nach Strassburg ziehen. Tatsächlich fanden sich offenbar genügend Wähler, die das wollten.
Laut den Hochrechnungen kommt «Die Partei», für die Semsrott kandidierte, auf 2.4 Prozent. Die Satirepartei steigerte sich damit um satte 1.8 Prozentpunkte. Das dürfte für zwei bis sogar drei Sitze im Europaparlament reichen. «Partei»-Gründer Martin Sonneborn muss nun also nicht mehr alleine im Strassburger Parlament sitzen, er wird einen Kollegen bekommen.
Nico Semsrott kommentierte seinen (noch nicht offiziellen) Einzug ins Europaparlament gegenüber watson.de mit den Worten: «Müde, resigniert und trotzdem da. Depressive Antifa.»
In der «Heute Show», in der Semsrott zuletzt häufig zu sehen war, wird er nun nicht mehr auftreten können. Das bestätigte der Satiriker gegenüber watson. Sein Parteikollege Martin Sonneborn kennt das schon: Das ZDF hatte die Zusammenarbeit mit Sonneborn nach der Wahl 2014 für die Dauer seiner Tätigkeit im EU-Parlament beendet. Nach dem Wahlsonntag ist klar: Auch Sonneborn behält seinen Platz im EU-Parlament – die ZDF-Karriere liegt so weiter auf Eis.
Sonneborn sagte watson nach Verkündung der ersten Prognosen am Sonntagabend:
Es ist, in aller Ernsthaftigkeit, ein erstaunliches Wahl-Ergebnis für eine Partei voller Satiriker. Blickt man auf die Details der Europawahl, wird es noch erstaunlicher.
«Die Partei» wurde bei Erstwählern laut Nachwahl-Befragungen drittstärkste Kraft. Hinter den Grünen und der Union, aber vor der FDP, der SPD und der Linken.
Oh wow. Bei ErstwählerInnen holt @DiePARTEI fast so viele Stimmen wie die Union. #Europwahl2019 pic.twitter.com/cyXE6N0gPG
— Ann-Kathrin Hipp (@ak_hipp) 26. Mai 2019
Wie hat «Die Partei» das geschafft? Liegt es am Wahlkampf-Motto «Für Europa reicht's?». Liegt es an den lakonisch-depressiven Sätzen von Semsrott («Die Europäische Union steckt in einer tiefen Krise. Ich auch»)?
«Die Partei» hat es vor allem verstanden, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Während Deutschland über das Video von Youtuber Rezo diskutierte, twitterte Semsrott Ausschnitte von Sendungen von ARD und ZDF, die er auf dem Youtube-Kanal der CDU gefunden hatte. Die CDU hatte die Sender nicht um Erlaubnis gefragt. Ein grober Urheberrechtsverstoss.
Es war einer der zahlreichen Mediencoups der «Partei». Und Semsrott hatte gut lachen. Wie an diesem Sonntag.
(ll)
Ich frage mich, ob er zum Anzugträger wird oder weiterhin mit Kapuzenpulli auftreten wird.
Ganz klar - sie ist gut und für Europa reicht's. ;)