Vor nun grob eineinhalb Jahren brach Greta Gerwig mit «Barbie» Rekorde. Die durchaus unbequeme Feminismus-Comedy spielte weltweit fast eineinhalb Milliarden US-Dollar ein. Mehr hatte ein Film von einer Regisseurin noch nie erreicht.
Das schien der Weckruf zu sein, den die Branche benötigte. Denn natürlich gibt es in der grössten Filmindustrie der Welt etliche Filmemacherinnen, die sich um Regie-Posten reissen. Die grossen Blockbuster-Produktionen gehen aber weiterhin so gut wie immer an Männer. Frauen werden strukturell benachteiligt. «Barbie» muss daran doch etwas geändert haben, oder?
Bisher sieht es nicht so aus. Neue Zahlen legen eher eine Rückwärts-Entwicklung bei der Situation von Frauen in Hollywood nahe. Die Daten lesen sich teilweise erschreckend.
Die Studie, über die unter anderem «Variety» berichtet, stammt vom Center for the Study of Women in Television and Film an der San Diego State University.
Demnach führten bei den 250 in den USA erfolgreichsten Filmen nur 16 Prozent Frauen Regie. In totalen Zahlen sind das 40 Werke, darunter Coralie Fargeats gefeierter und bei den Oscars gehandelter Bodyhorror «The Substance».
Im Vergleich zu den Gesamtzahlen hat sich hier im Vergleich mit dem Jahr nichts verbessert. Betrachtet man nur die 100 erfolgreichsten Filme, gingen die Zahlen sogar zurück – von 14 auf 11 Prozent Frauenanteil.
In den Bereichen Drehbuch und Kameraführung stiegen die Anteile beschäftigter Frauen leicht an, sind aber immer noch weit in der Unterzahl. Im Bereich ausführende Produktion etwa sanken sie sogar.
Und überhaupt: Der Regisseur oder die Regisseurin hat die einflussreichste Position auf einem Filmset. Die Zahlen sagen hier also besonders viel aus über den Stand von Frauen in Hollywood.
Ist wenigstens in den kommenden Jahren Besserung in Sicht?
Die grössten Blockbuster des Jahres 2025 sind wohl «Avatar 3», «Mission: Impossible 8», «Superman», «Jurassic World: Rebirth», «Thunderbolts», «Fantastic Four», «Snow White», «Captain America: Brave New World», «Ein Minecraft Film», «Wicked: For Good», «Zootopia 2» und «Lilo & Stitch». Durchweg wurden diese Filme Männern anvertraut.
Um unter aufwändigeren Produktionen eine Regisseurin zu finden, muss man lange suchen. So verantwortete Nisha Ganatra das Lindsay-Lohan-Reboot «Freakier Friday», das Stand jetzt aber eher in der zweiten Kategorie anzusiedeln ist.
Das ist nur eine Stichprobe und das Kino besteht nicht nur aus Blockbustern. Aber diese Stichprobe verheisst auch für die nahe Zukunft nichts Gutes.
Was Hoffnung macht: Aufgrund der langen Produktions- und Vorbereitungszeiten setzen sich angestossene Veränderungen in der Filmindustrie meist erst mit circa drei Jahren Verzögerung durch. Der «Barbie»-Effekt kann also noch greifen.
Ich wüsste allerdings noch gerne, wie gross der Frauenanteil im Pool der zu Regie führenden Personen ausgebildeten Menschen ist.
Wenn, was ich nicht glaube, auf 9 Regisseure eine Regisseurin kommt, sind diese Zahlen ein riesen Erfolg. Bei 1:1 natürlich nicht.
Statt sich hier auf Statistiken zu fokussieren sollte man sich auf die einzelnen Werke fokussieren.
Es ist doch egal ob von einem Mann oder einer Frau: ein guter Film ist ein guter Film und es ist nunmal ein Fakt, dass auch Frauen gute Filme machen können.