Mit «Tiger King» hat Netflix die perfekte Doku zur Quarantäne geliefert. Der Überlebenskampf eines amerikanischen Zoowärters gegen eine zwielichtige Tierschützerin fesselt derart, dass man für einige Stunden das eigene Gefängnis in der Quarantäne etwas vergessen kann.
Für Fans der Serie gibt es frohe Kunde: Einer der Protagonisten, Jeff Lowe, verriet, dass Netflix noch nächste Woche eine neue Folge aufschalten werde. Es werde «bereits» daran gearbeitet. Lowes Aussage stammt vom 4. April, also von letzter Woche.
So our friend @christie_dish listened to the podcast, @HoldingKourt and after last weeks episode decided to send us this!!!
— Justin Turner (@redturn2) April 4, 2020
🚨BREAKING NEWS FOLKS🚨
There will be 1 more episode of #TigerKing on@Netflix pic.twitter.com/YeRSIlDKTJ
Glaubt man dem zwielichtigen Playboy, dürfte es also jeden Moment soweit sein. Ob man Jeff Lowe trauen kann, ist allerdings eine andere Frage.
Wer nicht mehr so lange warten kann, dem sei eine andere Redneck-Doku empfohlen: «The Wild & Wonderful Whites of West Virginia».
Die Doku aus dem Jahre 2009 zeigt ein Jahr im Leben der berüchtigsten Familie von West Virginia. In diesem Jahr lassen die Whites nichts aus: Nicht Drogen, nicht Gefängnis, nicht Mord und Todschlag. Wie bei «Tiger King» kommen die Voyeure und RTL-II-Kinder nicht zu kurz. Und wie bei «Tiger King» braucht es eine gewisse Abgebrühtheit, sich diesem RedneckDrama zu stellen. Schönes Märchen geht anders.
Im Journalismus existiert in diesem Zusammenhang eine Gretchenfrage: Soll man gewisse Personen vor sich selbst schützen? Zum Beispiel indem man auf ein Porträt verzichtet, das für den Porträtierten grob rufschädigend wäre? Oder hält man mit der Kamera voll drauf, im Wissen, dass dies unter Umständen gar zu noch mehr Dummheiten animieren könnte?
Die Macher von «The Wild & Wonderful Whites of West Virginia» sind keine Sensibelchen. Hinter der Doku stecken unter anderem Johnny Knoxville und Jeff Tremaine der MTV-Kultsendung «Jackass». Du darfst dreimal raten, wie sie auf die erwähnte Gretchenfrage antworten.
Doch ähnlich wie «Tiger King» ist auch «The Wild & Wonderful Whites of West Virginia» mehr als nur ein gnadenloses Vorführen von White-Trash. Es ist ein bisweilen sogar liebevolles Porträt der unzähmbaren amerikanischen Unterschicht fernab des Silicon Valleys und der Strassenschluchten von New York. Es ist ein Porträt von Self-Made-Männern und vor allem Self-Made-Frauen, die, koste es, was es wolle, ihren überbordenden Lebensstil nicht anpassen wollen.
Und jetzt noch die beste Nachricht. Die Doku gibt es in voller Länge (allerdings in nicht ganz so guter Qualität) gratis auf YouTube. Wo ihr die Version in guter Qualität herkriegt, muss ich euch nicht weiter erklären. Die Whites würden es genau gleich tun.
Da steht eine junge Frau ihren Mann und quält keine Tiere.
Seit "Who Is America" hab ich nichts Vergeichbares mehr gesehen.
Mit dem Netflix-Logo fühlt es sich dann nicht so schmuddelig-grüslig an..