Der portugiesische Film «Vitalina Varela» des Locarno-Rückkehrers Pedro Costa holt am Filmfestival von Locarno den Goldenen Leoparden sowie den Preis für die beste Darstellerin. Der einzige Schweizer Beitrag ging leer aus.
Die Internationale Jury unter der Leitung der französischen Filmemacherin und Schriftstellerin Catherine Breillat gab die Preisträger am Samstagnachmittag in Locarno bekannt.
Die Auszeichnung von «Vitalina Varela» - so heisst auch die Hauptdarstellerin - sei eine einstimmige und unbestrittene Jury-Wahl gewesen, sagte Breillat vor den Medien. Der überragende Film verdiene über den Gewinn des Leoparden hinaus einen Platz im kulturellen Erbe des weltweiten Kinos.
Der langsame und fast ausschliesslich in der Dunkelheit gedrehte Film besticht durch einen geradezu magischen Bilderrausch und die herausragende Leistung der Protagonistin. Im Mittelpunkt steht eine 55-jährige Kapverdin, die drei Tage nach der Beerdigung ihres Mannes in Portugal ankommt. Dort bleibt ihr nichts anderes, als sich der tristen Realität im Armenviertel zu stellen.
Pedro Costa ist in Locarno kein Unbekannter. Der heute 60-jährige Regisseur gewann bereits 2014 mit «Cavalo Dinheiro» einen Silbernen Leoparden für die beste Regie.
Mit einem Spezialpreis zeichnet die Jury das südkoreanische Drama «Pa-go» (Height of the Wave) von Park Jung-bum aus. Darin trifft eine vom Festland auf eine Insel versetzte Polizistin auf eine junge Frau, die von den Dorfbewohnern missbraucht wird.
Der Leopard für die beste Regie geht an den Franzosen Damien Manivel für «Les enfants d' Isadora». Der ehemalige Tänzer zeigt darin die universelle Kraft der Kunstform anhand der Choreographie «Mother», welche Isadora Duncan 1921 nach dem Unfalltod ihrer Kinder geschaffen hatte.
Nebst der Auszeichnung für die Schauspielerin Vitalina Varela geht der Leopard für die beste männliche Rolle an den Schauspieler Regis Myrupu für seine Darstellung des von einem unerklärlichen Fieber befallenen indigenen Wächters im Spielfilm «A Febre» der Brasilianerin Maya Da-Rin.
Mit einer besonderen Erwähnung bedachte die Internationale Jury zwei weitere Filme: die indonesisch-malayisch-französische Produktion «Hiruk-Pikuk si al-kisah» (The Science of Fictions) sowie das italienisch-argentinische Drama «Maternal» über Teenager-Mütter in einem von Nonnen geführten Heim in Buenos Aires.
Keine Berücksichtigung fand der einzige Schweizer Vertreter im Internationalen Wettbewerb: Das Drama «O Fim do Mundo» des Westschweizers Basil Da Cunha über eine Jugendgang im Lissaboner Slumquartier Reboleira.
In der Sektion Cineasti del presente geht der Hauptpreis an «Baafum Nafi» von Mamadou Dia. Für seinen Spielfilmerstling über einen Bruderzwist erhielt der Senegalese zudem den Swatch First Feature Award, mit welchem der beste Debütfilm prämiert wird.
Den Preis für die beste Nachwuchsregie erhält der Algerier Hassen Ferhani für «143, rue du désert». Der Spezialpreis der Jury der Sektion Cineasti del presente ging an «Ivana cea Groaznica» von Ivana Mladenovic (Rumänien/Serbien). Bereits am Freitag wurde der Moving Ahead Award an den Film «The Giverny Document» des US-Regisseurs Ja'Tovia M. Gary vergeben.
In der unabhängig vom Festival programmierten Kritikerwoche ging der Hauptpreis an den ungarischen Dokumentarfilm «A létezés eufóriája» (The Euphoria of Being) von Réka Szabó. Darin dokumentiert die Regisseurin und Choreographin die Erarbeitung eines Tanzstückes mit der Auschwitz-Überlebenden Éva Fahidi. (sda)