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«Kratz nicht!» Von wegen: Kratzen kann heilungsfördernd sein

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Der Juckreiz ist ein schlimmes Gefühl - Kratzen verschafft nicht ohne Grund Erleichterung.Bild: imago

«Kratz nicht!» Von wegen: Kratzen kann heilungsfördernd sein

Kratzen ist wohltuend, gilt aber als verpönt. Nun zeigt eine neue Studie, dass Kratzen auch erstaunlichen Nutzen hat. Allerdings nicht immer für den Menschen.
02.03.2025, 22:4802.03.2025, 22:48
Sabine Kuster / ch media
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Warum ist es so wohltuend, juckende Haut zu kratzen, wenn Kratzen gleichzeitig eine Hautkrankheit verschlimmert? Wie kann es sein, dass trotz Evolution dieses erleichternde Gefühl bestehen blieb? Genau diese Fragen stellten sich Dermatologen an der Universität Pittsburgh in den USA. Sie vermuteten: Wenn uns das immer noch erleichtert, könnte das einen Grund haben – nämlich, dass Kratzen auch gesund sein kann.

Die Dermatologen behielten recht: Sie zeigen in ihrer Studie, dass Kratzen spezielle Neuronen aktiviert, die für die Immunreaktion der Haut wichtig sind. Es werden dann mehr Mastzellen aktiviert, was die Entzündung, aber auch die Heilung verstärkt. Zum Beispiel wurde eine spezielle Art weisser Blutkörperchen aktiviert, die bei der Heilung von Infektionen helfen, sogenannte Neutrophile. Ausserdem kann Kratzen die mikrobielle Vielfalt auf der Haut verringern.

Die Forschenden untersuchten, was das bei einer krankhaften Infektion mit Staphylococcus aureus bedeutet – also bei Bakterien, die häufig auf der Haut zu finden sind. Kratzen war demnach nötig, um eine Infektion mit Staphylococcus aureus zu bekämpfen, gerade weil es die Entzündung förderte und so auch den Erreger abwehrte.

Und doch haben Eltern recht, die ihren Kindern sagen: «Nicht kratzen!», wenn ein Ausschlag juckt. Denn was die Forschenden auch zeigen: Kratzen erhöht mit der Aktivierung der Mastzellen die allergische Reaktion.

Das Fazit: «Das Kratzen verschlimmerte durch die Neuroinflammation sowohl die allergische Hauterkrankung als auch den Schutz vor Staphylococcus aureus.» Damit sei die scheinbar paradoxe Rolle des Kratzens erklärt.

Die evolutionäre Anpassung, beziehungsweise das Jucken und Kratzen kann aber auch dem Erreger nützen. So zum Beispiel funktioniert das mit den Fadenwürmern, die den menschlichen Darm besiedeln können, was bei Kindern häufig vorkommt: Die Würmer legen ihre Eier an der Anus ab. Das juckt, wodurch die Kinder sich kratzen und die Eier via Hände oft wieder in den Mund gelangen oder sich auf andere Menschen übertragen.

Tipps, wenn es zu sehr juckt

Kratzen kann also gut sein – soll aber sicher nicht so stark sein, dass die Haut danach blutet. Wenn es kaum mehr auszuhalten ist und Cremen nicht helfen, gibt es folgende Tipps:

  • Die Haut abklopfen oder drücken statt kratzen
  • Kühle Umschläge oder eine kalte Dusche
  • Das Bedürfnis, sich zu kratzen, umlenken und stattdessen etwas anderes kratzen, eine Decke beispielsweise. Auch eine gesunde Hautstelle zu kratzen, kann wirken
  • Ablenkung generell: etwas tun, was die Konzentration vom Juckreiz ablenkt, rät zum Beispiel das Allergiezentrum Schweiz
  • Entspannungsübungen wie autogenes Training
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