Wissen
Gesundheit

Lebenserwartung stagniert: Warum Europäer nicht mehr länger leben

Bed of a patient at the intensive care unit of the clinic in Flawil in the canton of St. Gallen, Switzerland, pictured on June 25, 2009. The Clinic Flawil is the acute care hospital of the Cantonal Ho ...
Der westliche Lebensstil zeigt Auswirkungen auf die Gesundheit der Europäer.Bild: KEYSTONE

Lebenserwartung stagniert: Warum Europäer nicht mehr länger leben

Jahrzehntelang stieg die Lebenserwartung in Europa. Nun geht die Wachstumskurve zurück. Und dahinter steckt nicht nur Corona.
26.02.2025, 14:4226.02.2025, 14:42
Christiane Braunsdorf / t-online
Mehr «Wissen»
Ein Artikel von
t-online

Im Durchschnitt haben die Schweizer heute eine Lebenserwartung von 83,8 Jahren. In anderen europäischen Ländern ist sie ähnlich hoch, also etwa in den skandinavischen Ländern oder in Frankreich und Spanien (Zahlen von 2023). Nun ergab eine neue Studie: Bis auf wenige Ausnahmen steigt die Lebenserwartung nicht mehr so an wie in den Jahrzehnten davor.

Britische Forscher untersuchten die Daten aus 16 europäischen Ländern: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Portugal, Schweden, Spanien, Österreich. Dazu addierten sie Werte aus England, Nordirland, Schottland und Wales.

Schon vor Corona ging die Kurve zurück

Das Ergebnis: In den untersuchten Ländern stieg die Lebenserwartung in den Jahren zwischen 1990 und 2011 pro Jahr um 0,23 Jahre. Zwischen 2011 und 2019 betrug das Wachstum nur noch 0,11 Jahre. In der Corona-Pandemie folgte dann europaweit ein Einbruch und die Lebenserwartung verkürzte sich um 0,18 Jahre.

Deutlich wird: Schon bevor das Coronavirus zuschlug, stiegen die Zahlen deutlich langsamer an. Die Autoren versuchten nun herauszufinden: Was steckt dahinter?

Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen als Grund

Studienautor Nicholas Steel erläutert laut dem Wissenschaftsportal «scinexx»: «Wir fanden heraus, dass Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen der Hauptgrund für die Verringerung der Verbesserung der Lebenserwartung zwischen 2011 und 2019 waren.» In einigen Ländern trügen auch Krebserkrankungen zu dieser Entwicklung bei.

1,1 Milliarden Menschen weltweit rauchen. Bei Hilfen zur Entwöhnung hapert es gemäss der Weltgesundheitsorganisation WHO noch. (Themenbild)
Risikofaktoren wie Rauchen nahmen zu.Bild: KEYSTONE

Den Forschern zufolge liegt die Ursache in einer Zunahme der Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, Alkohol, ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung. Sie stellten fest, dass dieser ungesunde Lebensstil in den untersuchten Ländern seit 2011 entweder zunahm oder sich nicht verbesserte.

Ungesunder Lebensstil und Versäumnisse in der Gesundheitspolitik

Dabei machen die Autoren auch soziale Faktoren wie zunehmende Armut und Ungleichheit als Einflüsse aus. Und sie stellen Forderungen an die Politik: «Die starken Kürzungen der Mittel für Gesundheit, Sozialfürsorge und Wohlfahrt seit 2010, insbesondere in Gebieten mit sozioökonomischer Benachteiligung, wirkten sich auf die sozialen Determinanten der Gesundheit aus und trugen daher zur Verlangsamung der Sterblichkeitsverbesserung bei.»

Dass es auch anders geht, zeigen laut der Studie diese Länder: «Norwegen, Island, Schweden, Dänemark und Belgien behielten nach 2011 eine steigende Lebenserwartung und verzeichneten geringere Schäden durch die grossen Risiken für Herzerkrankungen», so Steel. Dies sei auch auf die Politik und staatliche Massnahmen in diesen Ländern zurückzuführen. Selbst in den Corona-Jahren knickte die Lebenserwartung in diesen Ländern dadurch nicht ein.

Den Landesteilen Grossbritanniens ging es nach 2011 und während der Corona-Pandemie am schlechtesten. Hier waren die Risiken für Herzkrankheiten und Krebs am höchsten.

«Dies deutet darauf hin, dass eine strengere staatliche Politik erforderlich ist, um die grossen Gesundheitsrisiken wie Fettleibigkeit, schlechte Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität zu verringern und so die Gesundheit der Bevölkerung langfristig zu verbessern», so Steel.

Verwendete Quellen:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Als Rauchen noch als vornehm galt
1 / 31
Als Rauchen noch als vornehm galt
John Lennon 1969 in Toronto, Kanada. Es weht damals noch ein anderer Wind um rauchende Promis. Niemand stört sich gross daran, dass die Stars paffen – für die Nachteile des Tabakkonsums gibt es nicht so ein Bewusstsein wie heute.
quelle: zuma dukas dukas / ?? 2005 by jeff goode/toronto star
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Leben bis 120? Das ist eure Meinung dazu
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
13 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
13
    Der Tag der Arbeit: Wo und warum der 1. Mai gefeiert wird
    Der Frühling ist voller Feiertage. Neben den religiösen wie Ostern und Pfingsten feiert ein Grossteil der Schweiz aber auch den Tag der Arbeit. Wie und warum der 1. Mai zum Feiertag wurde, erfährst du hier.

    Der Mai beginnt in vielen Kantonen der Schweiz mit einem Feiertag – dem Tag der Arbeit. Heute wird der Erste Mai besonders mit den Grossdemonstrationen in Grossstädten auf der ganzen Welt verbunden, und tatsächlich stützt sich der Feiertag auf einen Protest in den USA aus dem 19. Jahrhundert.

    Zur Story