Erst im Juni 2023 feierte die europäische Sex-Meisterschaft in Schweden ihre Premiere, in diesem Jahr wird der Anlass bereits auf der Weltbühne abgehalten: Im spanischen Malaga geht es noch bis zum 5. April heiss zu und her.
Anerkannt ist die Sportart nicht. Dennoch wünscht sich die Organisatorin, die schwedische Sexföderation, mehr Aufmerksamkeit und äussert Kritik an der medialen Berichterstattung. Gegenüber watson schreibt sie:
Wer macht bei der Sex-Weltmeisterschaft mit, was sind die Regeln und ist Sex nun ein Sport oder nicht? Eine Übersicht.
Er ist 37, verheiratet, hat drei Kinder und will Sex-Champion werden: Jax Sweller. Der Amerikaner rammelt kämpft in Malaga um den Titel. Begonnen hat der Wettbewerb der schwedischen Sexföderation am 5. März, am 5. April steht der Sieger oder die Siegerin fest.
Jax arbeitete ursprünglich als Kameramann von Pornofilmen, bevor er sich selbst vor die Linse wagte. Gegenüber der «Daily Mail» betont er, dass seine Frau kein Problem mit seinem Hobby hat:
Er sei kontaktiert und darum gebeten worden, in den Wettbewerb einzutreten, erzählt der ehemalige Kameramann und fügt an:
4000 Dollar plus eine komplett bezahlte Reise kassiert der Sexsportler für seine Teilnahme. Der Wettbewerb hat allerdings auch seine Tücken, wie Jax einräumt:
Dennoch liebe er diesen Beruf und lebe den Traum jedes Mannes.
Nun zur Sportart an sich: Wie es in den Regeln auf der Webseite heisst, besteht der Sport aus 16 Disziplinen bzw. Runden. In jeder Disziplin treten jeweils zwei Wettkämpfende gegeneinander an. Für ihre Performance erhalten sie individuell Punkte, mit denen sie dann zur nächsten Disziplin vorrücken können (sofern sie das wollen).
Die erste Disziplin dreht sich darum, wie schnell man seinen Kontrahenten oder seine Kontrahentin verführen kann. Rückt man in die zweite Runde vor, so muss man zunächst gewöhnliche Körperteile massieren, bevor man in der dritten Runde zur Massage erotischer Zonen übergeht. Erst in der vierten Runde geht es ums Vorspiel. Wichtig dabei: das Gegenüber zufriedenstellen.
In der fünften Runde wird oral befriedigt, in der sex – sorry – sechsten Runde penetriert. Der Fokus in der siebten Runde liegt auf der Ausdauer, bevor einem in der achten Runde eine Pause gegönnt wird: Da wird das Aussehen der Geschlechtsteile bewertet.
Hat man die ersten acht Runden erfolgreich überstanden, wird es akrobatisch: Die darauffolgenden Disziplinen drehen sich hauptsächlich um die künstlerische Ausführung, die Komplexität und den Wechsel von Sexstellungen.
Am Ende der 16. Runde gewinnt die Person mit den meisten Punkten.
Übrigens: Wie der Verband schreibt, werde die Sportart in fast allen Disziplinen von den Frauen dominiert. Eine Tatsache, die innerhalb des Verbands offenbar bereits zu Debatten geführt hat:
So ausführlich der Wettbewerb auf der Webseite beschrieben wird, so diffus scheinen die gesamten Umstände. Die Föderation verspricht auf der Webseite, alle Kosten der Teilnehmenden zu übernehmen und listet eine E-Mail-Adresse, bei der sich interessierte Personen bewerben können.
Das ist alles, was man an Kontaktdaten auf der Seite findet. Eine Adresse oder irgendwelche Namen von Verantwortlichen sucht man vergebens.
Dennoch scheint es die Föderation zu geben. So berichteten etwa diverse schwedische Medien im Januar letzten Jahres über den Vorsitzenden des Sexverbandes, Dragan Bratic. Grund: Bratic, der in Schweden als Stripclub-Besitzer bekannt ist, wollte Sex als eine offizielle Sportart anerkennen lassen. Dafür reichte er im Januar 2022 beim nationalen Sportverband einen entsprechenden Antrag ein. Gegenüber dem schwedischen Radio P4 Jönköping erklärte er:
Auch wenn der Sexverband als Organisation registriert sein mag, als Sportart gilt dessen Aktivität deswegen noch nicht. Der Vorsitzende des nationalen Sportverbandes, Björn Eriksson, äusserte sich gegenüber dem schwedischen Nachrichtenmagazin «Efter Fem» verärgert über den eingereichten Antrag:
Nebst dem Sexverband hatten sich auch noch fünf weitere Verbände um die Aufnahme in den nationalen Sportverband beworben. So etwa auch der E-Sport-Verband. Während im Vorfeld mit einer Ablehnung sowohl des Sexverbandes als auch des E-Sport-Verbandes gerechnet wurde, wurde letzterer Ende Mai dennoch aufgenommen, wie Radio P4 Jönköping berichtete.
Laut der Newsplattform Läget sei der Antrag des Sexverbandes gar nie richtig geprüft worden, da er nicht vollständig gewesen sei. So titelte Radio P4 Jönköping über den Entscheid: «Sexverband erhielt ein Nein.» In schwedischer Sprache:
Im Antrag soll laut Läget gestanden haben, dass dem Verband im Dezember 2022 (Stand bei der Einreichung des Antrages) über 3000 Mitglieder angehört hätten. Diese sollen sich auf 31 Verbände in ganz Schweden verteilen. Weiter hiess es, dass die Bewerbung ein erster Schritt in Richtung des Ziels sei, Sex weltweit zu einem angesehenen und etablierten Sport zu machen.
Das versuchen sie auch auf ihrer offiziellen Webseite. Dort widmen sie eine ganze eigene Spalte der Frage: «Was ist Sport und wie wird er definiert?»
Sie schreiben:
Überzeugt?
Wer nun denkt, dass man sich diesem Verband einfach mal locker anschliessen und sich direkt «sportlich» betätigen könne, der hat sich geschnitten:
Welche Theorie, fragst du? Die Sex-Förderation greift da auf einen Klassiker zurück: das Kamasutra. Sie betont, wie wichtig eine gute theoretische Ausbildung für ein erfolgreiches Training sei.
Klickt man sich auf der Webseite weiter zur aufgeworfenen Frage: «Was ist das Wichtigste, wenn es um Sex geht?», so findet man sich in einer überraschend philosophischen Ausführung wieder. So wird etwa betont, dass niemals ein Verdacht auf eine sektenartige Beziehung innerhalb der SSF aufkommen dürfe. Denn:
Weiter wird Kritik daran aufgeworfen, dass Sex in der Gesellschaft noch als Tabu gelte. Dies führe dazu, dass Leute häufig online nach Sex suchten, wo sie dann über den Tisch gezogen würden. Menschen würden online ausgebeutet, weil Sex als ein Tabu und etwas Schändliches gelte, kritisiert die SFF. Um dem entgegenzuwirken, wolle sie diesen Menschen einen physischen Ort bieten, wo sie sich frei fühlen sollten.
Nicht nur das: Als Sportverein wollen sie, dass die Menschen Sex trainieren und darum wetteifern. Denn wenn man hart trainiere, könne man ein besseres Leben erwarten. Auch wenn die Idee des SFF «seltsam» klinge, so der Verein:
(saw)