Leben
Musik

Zürich Open Air: Rapper Macklemore rappt über Krieg in Gaza

Rapper Macklemore rappt über den Krieg in Gaza – und tritt bald in Zürich auf

Wird er am Samstag am Zürich Open Air eine Palästina-Flagge schwenken? Der US-Rapper Macklemore wirft Israel jedenfalls ein Apartheid-System vor.
21.08.2024, 17:52
Michael Graber / ch media
Mehr «Leben»
epa11431485 US rapper Macklemore performs onstage on the third day of the Rock in Rio 2024 festival in Lisbon, Portugal, 22 June 2024. EPA/ANTONIO PEDRO SANTOS
Machklemore trug im Juni am Rock in Rio Festival in Lissabon ein Palästinenser-Halstuch. Bild: keystone

Im hedonistischen Festival-Getümmel tröpfelt die Politik maximal in Micro-Dosen rein. Die Probleme der Welt haben kein Eintrittsbändchen für die Open-Air-Gelände. Während es bei den kleinsten und kleinen Festivals in der Schweiz noch öfter Spuren von Meinung gibt, ist sie bei den Grossanlässen komplett weggefräst.

Künstlerinnen und Künstler mögen niemandem auf die Füsse stehen, zu gross ist die Angst, dass dieselben Füsse ihnen nachher an die Schienbeine treten. Ein gutes Beispiel ist Nemo. Jüngst brach Nemo ein Interview mit dem «Bieler Tagblatt» ab, da die Fragen auch darauf abzielten, was für eine politische Haltung Nemo vertritt. Das ist durchaus legitim. Aber auch bezeichnend: Natürlich hat Nemo eine Haltung. Aus lauter Angst vor Shitstürmchen wird sie einfach nicht mehr gesagt. Weggelacht. Nächste Frage, bitte.

Macklemore hat glasklare Haltungen

Keine Angst vor Stürmen jedweder Natur hat Macklemore. Der amerikanische Rapper ist wiederholt mit Liedern aufgefallen, die sich nicht vor klaren Haltungen scheuen. Er sang gegen Rassismus, für die Rechte von Homosexuellen, gegen Trump und nun für Palästina. Oder - je nach Lesart - gegen Israel. «Hind's Hall» heisst der Song, den Macklemore im Mai veröffentlichte.

Getränkt ist er von den propalästinensischen Studentenprotesten in den USA, die später auch auf Europa (und auch die Schweiz) überschwappten. Der Namen bezieht sich auf ein 6-jähriges palästinensisches Mädchen, das beim israelischen Krieg gegen die Hamas getötet wurde.

«Genozid» in Gaza? Frage statt Aussage

Und genau diese Wut, die ein solches Ereignis auslöst, steckt auch in Macklemores Song. «Where does genocide land in your definition, huh? / Destroyin' every college in Gaza and every mosque / Pushin' everyone into Rafah and droppin' bombs». Genozid, Bombardierungen von Zivilisten und Zerstörung von öffentlichen Einrichtungen. Später spricht er auch noch von einem «Apartheid-System».

Macklemore wirft Israel und der Welt grosse Verbrechen vor, verschweigt aber den Auslöser für den Konflikt: Der brutale Angriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem über 1000 Israeli teils bestialisch ermordet wurden und zahlreichen Menschen entführt wurden. Keine Zeile dazu. Der amerikanische Rapper kritisiert die Einseitigkeit der Westmächte, die an der Seite von Israel stehen, und tut das aber selbst höchst einseitig.

Konzert mit Palästina-Flaggen

Auf seiner aktuellen Tour, die ihn am Wochenende auch ans Zürich Open Air führt, spielt er den Song im Set. Dazu flattern Palästina-Flaggen über die Screens. Ein Konzertkritiker schrieb über einen Auftritt in Deutschland: «Macklemore wuchs über sich hinaus», aber «ein Lied passte nicht ins Bild». Natürlich war es jenes.

«What happened to the artist? What d'you got to say?», rappt Macklemore in «Hind's Hall». Warum sagt ihr alle nix, fragt er seine Künstler-Kollegen? Vielleicht weil sie wissen, dass in Zweiminutendreissigsekundensongs keine differenzierten Messages passen. Sonst bleibt es, wie bei Macklemore, einfach ein Ventil. Es ist der Soundtrack der Empörten. Kein Song zum Feuerlöschen, sondern einer, der die Flammen am Lodern hält. Und damit ist nun wahrlich niemandem geholfen. (aargauerzeitung.ch/lyn)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
8
Künstlerin Rebecca Horn im Alter von 80 Jahren gestorben

Rebecca Horn, eine der wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart, ist tot. Sie starb am Freitagabend im südhessischen Bad König im Alter von 80 Jahren, wie Peter Raue, Vorsitzender der von Horn gegründeten Moontower Foundation, der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Zuerst berichtete das Kunstmagazin «Monopol».

Zur Story