Jetzt ist wieder Saison für eines der speziellsten Tierchen – aber nur kurz
Leuchtkäfer gehören zu den wohl speziellsten Tieren. Und wir klären grad zu Beginn zwei Dinge: 1. Glühwürmchen sind keine Würmer, sondern Käfer. 2. Sie glühen nicht, sondern verbreiten ein kaltes Licht (wie das mit dem Leuchten genau funktioniert, kannst du hier nachlesen).
Wann ist Saison?
Auch in der Schweiz lassen sich Glühwürmchen gut beobachten. Allerdings musst du den richtigen Zeitpunkt erwischen. Der ist jetzt. Und dauert nur rund zwei bis drei Wochen.
Gut zu beobachten sind die «leuchtenden Sternchen» jetzt, weil Paarungszeit ist (normalerweise von Mitte Juni bis Anfang Juli) und die Weibchen mit dem Leuchten auf sich aufmerksam machen. Sie locken damit die Männchen an, welche durch die Gegend fliegen – denn im Gegensatz zu den Weibchen haben diese Flügel. Leuchten tun aber nicht alle der 2000 verschiedenen Arten.
In der Schweiz leben vier Glühwürmchenarten. Neben den Kurzflügel-Leuchtkäfern – bei denen praktisch nur noch die Larven schwach leuchten können – und dem fast nur südlich der Alpen vertretenen Italienischen Leuchtkäfer (bei diesem blinken die Männchen etwa im Sekundentakt) sind bei uns vor allem zwei wichtig: das Grosse und Kleine Glühwürmchen.
So kannst du die Tiere gut beobachten
Obwohl das Grosse Glühwürmchen häufiger vertreten ist, lassen sich die Kleinen Glühwürmchen besser beobachten. Denn bei den Kleinen leuchten im Gegensatz zu den Grossen die Männchen im Flug. Das leicht pulsierende grüne Licht ist dabei gut zu erkennen.
Wir haben Stefan Ineichen, Biologe und Präsident des Vereins Glühwürmchen Projekt, gefragt, ob man die Glühwürmchen auch wirklich gut beobachten könne: «Ja, das ist grundsätzlich kein Problem. Lärm beeinflusst die Käfer nicht, aber eine Taschenlampe sollte man nicht mitnehmen. Auf Licht reagieren die Tiere empfindlich. Und bleiben sie auf den Wegen.»
Damit wären wir auch schon bei den Beobachtungstipps:
- Eigentlich nur am Abend während der späten Dämmerung
- An dunklen Stellen
- An Wald- und Wegrändern und ähnlichen Übergangsbereichen
- An Böschungen und Bahndämmen
- Keine Taschenlampe mitnehmen
- Tiere nicht anfassen
Zwei von vielen Beobachtungsorten
Ineichen verrät auch noch zwei konkrete Beobachtungsorte. «Der Waldfriedhof in Schaffhausen ist dafür ein beliebter Platz. Die Stadt informiert auf ihrer Website.» Das Spektakel hat dort vor wenigen Tagen begonnen. «Und in Zürich lohnt sich ein Spaziergang durch den Käferbergwald oberhalb des Bucheggplatzes und der Oberen Waidstrasse», so Ineichen. Zudem werden jeweils auf der Vereinsseite einige Exkursionen angeboten.
So hilfst du den Glühwürmchen
Auch im eigenen Garten kann man Voraussetzungen schaffen, um Glühwürmchen anzulocken. «Einsammeln und aussetzen funktioniert nicht», weiss Ineichen. Er hat aber einige Tipps bereit:
Apropos Larven: Glühwürmchen verbringen mit drei Jahren den Grossteil ihres Lebens in diesem Stadium. Sie ernähren sich dabei übrigens von Schnecken, die auch doppelt so lang sein können. Noch ein Grund, Glühwürmchen im Garten zu haben. Überwältigt werden Schnecken dabei mit einem Giftbiss.
Nach dem rund siebentägigen Puppenstadium nimmt das ausgewachsene Glühwürmchen keine Nahrung mehr zu sich. Es geht jetzt nur noch um die Fortpflanzung. Haben sich zwei Tierchen gefunden, erlischt das Licht.
Weibchen sterben bald nach Paarung und Eiablage oder spätestens nach rund zwei Wochen, Männchen nach deren drei. Das ist dann Anfang/Mitte Juli auch gleichbedeutend mit dem Ende der Leuchtperiode und wir müssen uns ein Jahr gedulden, bis wir das Schauspiel wieder beobachten können.
Reto Fehr
Man muss die Schweiz verdammt gut kennen, wenn man sie besser kennen will als Reto Fehr. Mit seiner Tour dur d'Schwiiz radelte er 2015 alle damals 2324 Gemeinden ab. Entstanden ist daraus das preisgekrönte Buch Tour dur d'Schwiiz. Als einer von wenigen besuchte er somit schon jede Gemeinde der Schweiz. In der Folge absolvierte Reto die Ausbildung zum Wanderleiter des Schweizer Bergführerverbandes SBV und ist in seiner Freizeit meist in der Natur unterwegs, wozu er dich auf seinem Instagram-Account immer mal wieder mitnimmt. Als Mitglied des Rätsel-Kollektivs geoblog.ch lässt er die User zudem mehrmals wöchentlich die Schweiz in Bildern entdecken.
