Der legendäre US-Jazz-Pianist Chick Corea ist tot. Der Musiker und Komponist starb im Alter von 79 Jahren an einer Krebserkrankung. Die Erkrankung war erst vor sehr kurzer Zeit diagnostiziert worden, wie es auf Coreas offizieller Facebook-Seite und seiner Webseite hiess. Corea starb bereits am Dienstag. Am 12. Juni wäre er 80 Jahre alt geworden.
Der 1941 in Chelsea im US-Bundesstaat Massachusetts als Armando Anthony Corea geborene Musiker galt als einer der bedeutendsten Vertreter des Rockjazz und nahm dutzende Alben auf. In seiner langen Karriere gewann der Pianist und Keyboard-Spieler 23 Grammys und wurde insgesamt 67 Mal nominiert. Er gewann mehr Jazz-Grammys als jeder andere Musiker.
Ein «volles Jahr weltumspannender kreativer Abenteuer» versprach der im US-Staat Massachusetts geborene Meister der Tasten auf seiner Website zu seinem 75. Jubiläumsjahr. Und die Kreativität schien aus dem experimentierfreudigen Komponisten nur so herauszusprudeln.
Stilsicher bewegte er sich im Lauf seiner Karriere durch die Genres und verdiente sich ein Prädikat, das in der Musikszene häufig überstrapaziert wird: eklektisch. Bei Corea scheint es angebracht.
In einer Stellungnahme wurde eine letzte Botschaft Coreas übermittelt: Die Welt brauche mehr Künstler, wurde Corea darin zitiert. Er dankte seinen Weggefährten. Und weiter: «Meine Mission war es immer, die Freude am Gestalten zu wecken, wo immer ich konnte, und dies mit all den Künstlern zu tun, die ich so sehr bewundere – das war der Reichtum meines Lebens.»
Nachdem der Sohn eines Trompeters und Bassisten bereits mit vier Jahren am Klavier gesessen und früh Unterricht genossen hatte, spielte er in jungen Jahren mit Saxofonlegende Stan Getz und Dizzy Gillespie zusammen.
Herbie Hancock und Thelonious Monk durchströmten seine Musik ebenso wie Einflüsse aus Lateinamerika. Star-Trompeter Miles Davis erkannte Coreas Talent und nahm ihn statt Hancock mit auf Tour – mit dem Corea später allerdings auch noch eine Welttournee hinlegen sollte.
Als seien all diese Namen nicht genug, begann Corea musikalisch auch Ausflüge in andere Genres, etwa im brasilianisch angehauchten Album «Light as a Feather», auf dem er mit «500 Miles High» und «Spain» brillierte.
Ob mit E-Gitarrist Bill Connors, Flamenco-Klängen auf dem Album «My Spanish Heart» oder seinem rockigen Elektro-Jazz der 80er und 90er Jahre: Während Coreas Finger über die Tasten schwebten, verwandelte sich sein Jazz in ein musikalisches Kaleidoskop. Nicht umsonst taufte er sein 1992 gegründetes Label «Stretch Records», das Grenzen dehnen und Kreativität anstelle von Genres stellen sollte.
Publikum wie Kritiker faszinierte, dass dem Lockenkopf selbst die vielseitige und wandelbare Musikrichtung des Jazz offenbar nicht genug Raum liess. Hinzu kam eine unverkennbare Liebe zum Spiel über fünf Jahrzehnte, in denen Corea als Bandleader und Solist mehr als 100 Alben veröffentlichte.
Wie verbunden er der Musik war, zeigte sich schon daran, dass er nach einem gelungenen Konzert oft stundenlang allein weiterspielt anstatt sich an einer Bar unters Volk zu mischen.
Den gern kolportierten Gegensatz von klassischer Musik und Jazz verkehrte Corea mit seinem Spiel oft ins Gegenteil, etwa mit seinem Album «The Mozart Sessions», das er mit Bobby McFerrin und dem Saint Paul Chamber Orchestra aus Minnesota aufnahm. (sda/apa/dpa)
RIP Chick.