Angesprochen auf das Öffentlichmachen seiner Schizophrenie sagte Kay Voser im «TalkTäglich», er sei «emotional zerrissen». Das «Outing» habe in der Öffentlichkeit verschiedene Reaktionen hervorgerufen. Einerseits habe sich Voser gefreut über die vielen positiven Nachrichten. Er habe zahlreiche Rückmeldungen erhalten, auch von Betroffenen, die ihm Mut zugesprochen und Mitgefühl ausgedrückt hätten. Andererseits habe er auch viele Hassnachrichten erhalten, zum Beispiel von Leuten, die ihm nicht glaubten.
Der Ex-Fussballer Kay Voser gab Anfang Januar dem «Blick» ein ausführliches Interview über seine Erkrankung. Er sprach dort unter anderem über sein schwieriges Umfeld, bereits als junger Fussball-Profi, mit «einem Vater als Alkoholiker», und einer «Mutter, die manisch-depressiv war». Zuvor hatte Voser bereits über Instagram psychische Probleme angedeutet. Er habe dies zunächst über Social Media getan, da er sich noch nicht getraut hatte, öffentlich darüber zu sprechen, sagt Voser. Bereits vor einigen Tagen stand er in der SRF-Sendung «Gredig Direkt» Red und Antwort, am Dienstag war er nun Gast bei der Sendung «TalkTäglich».
Vor drei Monaten habe ein Vorfall ausgelöst, dass er begonnen habe, «um mein Leben zu kämpfen», erzählt der 37-Jährige, der beim Sprechen immer wieder mit den Tränen kämpft. Sein Psychiater hatte ihn zuvor als psychotisch diagnostiziert und bei ebendiesem Vorfall schliesslich die Polizei gerufen, weil er gedacht habe, Voser wolle sich «etwas antun». Voser selbst habe dann über zwei Stunden mit der Polizei diskutiert und versucht zu erklären, dass dies nicht der Fall sei.
Seither hätte er an Verfolgungswahn gelitten, der wiederum Schlaflosigkeit und grossen Stress verursacht hätte. «Nachher hat mir niemand mehr geglaubt», so der Ex-Fussballer, «alle haben nur meinem Psychiater geglaubt – dass ich ‹krank› bin und dass das nur mit Medikamenten und einem Klinikaufenthalt behandelbar sei.»
Ihm sei klar gewesen, dass er sein Leben lang schon schizoaffektive Störungen gehabt habe, sagt der 37-Jährige. Diese habe er aber verheimlicht. «Ich habe mich nie krank gefühlt», sagt Voser, «aber ich habe immer schon gewusst, dass ich anders bin.»
Die Berichte über seine Schizophrenie seien nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland, England und Amerika veröffentlicht worden, sagt Moderator Hugo Bigi. Er fragt Voser, wie das für ihn sei – als grundlegend scheuer Mensch. Hier bricht Voser in Tränen aus: «Es ist mein Albtraum», sagt er. Er habe das nie gewollt, sei quasi durch seinen Psychiater geoutet worden und könne jetzt nicht mehr zurück. «Ich habe immer schon einfach ein ganz normales Leben führen wollen», so der 37-Jährige.
Es sei aber sein Weg, fährt er fort, und er will sich seiner grössten Angst stellen: dem Bekanntwerden. Denn: «Je bekannter ich bin, je mehr Leute mich kennen, desto stärker wird mein Verfolgungswahn», sagt der Fussballer, der mit dem FC Basel bereits in der Champions League gespielt hat.
Voser habe mit dem FC Basel seine Wohlfühlzone verlassen. Der Ex-Fussballer ging damals nach England zum Zweitligisten FC Fulham. Er habe das auch gemacht, weil er in Basel mit der Mannschaft zwar eine «Familie» hatte, aber sein Verfolgungswahn durch die Nähe auch stärker geworden sei. «Bei Fulham habe ich angefangen, meine Psychose zu akzeptieren – und gemerkt, dass dieser Zustand eigentlich mehr ich bin, als wenn ich der scheue Kai bin», so Voser. Er sei mittlerweile nur glücklich, «wenn er psychotisch» ist – weil er sich so nicht verstellen oder schämen müsse. Er bitte alle darum, zu verstehen, «dass das ich bin. Es ist mein innerstes Ich, dass ich schizoaffektiv bin».
Voser, der bis im November 2023 bei SRF Sport als Experte tätig war, äussert sich zuletzt auch zu den «Medizinern», unter anderem seinen Psychiater, denen er offenbar zutiefst misstraut. «Jeder einzelne Psychiater in den Zeitungen hat bis jetzt gegen mich gesprochen», sagt der Aargauer, «das macht mich langsam hässig.» Offenbar steht der Ex-Fussballer auch Medikamenten kritisch gegenüber: Seine Schwestern seien auch diagnostiziert und lebten normal, auch ohne Medikamente. (lak)
Es stellt sich wirklich die Frage, ob es ethisch vertretbar ist, ihn in diesem Stadium seiner Erkankung der Öffentlichkeit auszusetzen. Selbst wenn er das gerade selbst möchte.