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Neil Gaiman: Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs gegen den Autor

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Neil Gaiman an der Premiere von «The Sandman» im August 2022.Bild: imago images

Autor Neil Gaiman wegen sexueller Nötigung beschuldigt – das ist passiert

Der beliebte Fantasy-Autor wurde erneut von mehreren Frauen wegen sexueller Nötigung beschuldigt. Das hat Konsequenzen für seine laufenden Projekte.
24.01.2025, 19:51
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Neil Gaiman zählt zu den erfolgreichsten Autoren, seine Werke werden als Vorlage für Filme, Serien und Theaterstücke verwendet. Darunter etwa «Good Omens», «American Gods», «The Sandman», «Stardust», «The Ocean at the End of the Lane» und «Coraline». 2015 wurde Gaiman in die Science Fiction and Fantasy Hall of Fame aufgenommen.

Doch sein Erfolg könnte ein jähes Ende haben: Vergangenen Sommer sind mehrere Frauen an die Öffentlichkeit und beschuldigten Gaiman seine Machtposition ausgenutzt und sie sexuell genötigt zu haben. Nun folgen weitere Anschuldigungen mutmasslicher Opfer.

Das ist passiert – ein Überblick

In einer Titelstory des «Vulture»-Magazins, der Popkultur-Rubrik des «New York Magazine», wurden nun insgesamt acht Interviews von Frauen publiziert, die Gaiman schwere Vorwürfe machen. Eine davon hat nach eigenen Aussagen eine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnet.

Diese Frau soll von Februar 2022 an in Neuseeland als Babysitterin für Gaiman gearbeitet haben. Sie behauptet, von ihm in Anwesenheit seines Kindes in einem Hotelzimmer bedrängt worden zu sein. Zudem habe Gaiman sich bereits an ihrem ersten Arbeitstag ihr gegenüber übergriffig verhalten, sei unaufgefordert zu ihr in eine Badewanne gestiegen und habe «sexuelle Handlungen vorgenommen».

In dem Artikel des «Vulture»-Magazins wird auch von sexuellen Handlungen berichtet, die teils einvernehmlich in einem BDSM-Kontext geschehen seien. In diesem Rahmen soll Gaiman jedoch ebenfalls Grenzen und das Wort «Nein» ignoriert haben. Das Medium überprüfte in seinen Recherchen Kurznachrichten und E-Mails der Frauen und von Gaiman selbst.

Die ersten Anschuldigungen gegen den Autor waren im Juli 2024 im Rahmen eines vierteiligen Podcasts von Tortoise Media aufgekommen. Gaimans Vertreter hatten die Vorwürfe gegen ihn auf Nachfrage des US-Mediums zurückgewiesen. Dass «sexuelle Erniedrigung, Fesselung, Dominanz, Sadismus und Masochismus vielleicht nicht jedermanns Geschmack sind, aber zwischen einwilligenden Erwachsenen ist BDSM legal», heisst es in der Stellungnahme.

Gaiman weist alle Anschuldigungen zurück

Nach den neusten Vorwürfen erklärt Gaiman, er habe sich «niemals auf nicht einvernehmliche sexuelle Aktivitäten mit jemandem eingelassen. Niemals»

Der 64-Jährige sagt in einem Blogbeitrag mit dem Titel «Breaking The Silence», er habe die Anschuldigungen mit «Entsetzen und Bestürzung» gelesen. Er schreibt:

«Ich habe bis jetzt geschwiegen, sowohl aus Respekt vor den Menschen, die ihre Geschichten erzählt haben, als auch aus dem Wunsch heraus, nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf eine Menge Fehlinformationen zu lenken.»

Er fährt fort, dass er immer versucht habe, ein privater Mensch zu sein, und die sozialen Medien der falsche Ort seien, um über wichtige persönliche Angelegenheiten zu sprechen. «Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich das Gefühl habe, dass ich etwas sagen sollte.»

Und weiter:

«Wenn ich mir diese jüngste Sammlung von Berichten durchlese, gibt es Momente, die ich halb wiedererkenne, und Momente, die ich nicht wiedererkenne, Beschreibungen von Dingen, die passiert sind, neben Dingen, die ausdrücklich nicht passiert sind.»

Der britische Autor sagt, er habe Textnachrichten aus der Zeit der angeblichen Vorfälle gelesen und sei der Meinung, dass es sich um «zwei Menschen handelte, die eine völlig einvernehmliche sexuelle Beziehung führten»:

«Zu der Zeit, als ich in diesen Beziehungen war, schienen sie auf beiden Seiten positiv und glücklich zu sein.»

Er räumt ein, dass er «unvorsichtig mit den Herzen und Gefühlen der Menschen» umgegangen sei und «so viel besser hätte machen können», sagte aber, dass er «nicht akzeptiere, dass es einen Missbrauch gab».

Das sind die Konsequenzen

Die Vorwürfe betreffen mehrere Film- und Serienprojekte von Gaiman. So wird die dritte Staffel von «Good Omens» mit David Tennant und Michael Sheen nun lediglich aus einer 90-minütigen Folge bestehen, an der Gaiman nicht mehr beteiligt ist.

Good Omens - Staffel 1 mit David Tennant und Michael Sheen
Michael Sheen und David Tennant als Engel Erziraphael und Dämon Crowley in «Good Omens».Bild: amazon prime video

Disney hat die Produktion der Verfilmung eines anderen Gaiman-Titels, «The Graveyard Book», pausiert, während Netflix die Serie «Dead Boy Detectives» eingestellt hat, obwohl bei Letzterem nicht klar ist, ob dies mit den Vorwürfen zusammenhängt.

Die zweite Staffel von «The Sandman» soll jedoch noch in diesem Jahr auf Netflix erscheinen, ebenso wie die Serienadaption von «Anansi Boys» auf Prime Video.

Fans sind entrüstet

Gaimans Werke sind beliebt unter Fantasy-Fans – dementsprechend gross ist auch die Entrüstung. In der «Fandom» ist klar: Den Frauen wird geglaubt, kein wenn und aber.

Auch wenn der Autor sagt, er werde sein «Bestes tun, um das Vertrauen meiner Leser zu verdienen», scheint dies bereits zu spät zu sein.

Online teilen Menschen ihre Enttäuschung. Gaiman hat jahrzehntelang Welten und Figuren kreiert, die für viele ein Zufluchtsort waren. Nach den aktuellen Ereignissen waren Vergleiche zu J. K. Rowling nicht weit.

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Bild: bluesky
«‹Neil Gaiman ist schlimmer als JKR!› ‹JKR ist schlimmer als Neil Gaiman!› Wie wäre es, wenn wir uns darauf einigen, dass beide scheisse sind und nicht dieses extrem wenig hilfreiche Spiel spielen, wer schlimmer ist, um unsere Beziehung zu fiktiven Figuren zu rechtfertigen?»

Besonders enttäuschend ist für viele, dass Gaiman immer als sehr einfühlsam und progressiv rübergekommen ist. So war er eine der ersten Autoren, der bereits vor Jahrzehnten ganz selbstverständlich queere Charaktere in seinen Geschichten einbaute und sich nicht an schädlichen Stereotypen bediente.

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Bild: bluesky
«Ich habe meinen zwölfstündigen Reisetag gestern damit verbracht, den sechsteiligen ‹Master›-Podcast zu hören, der sich mit den Anschuldigungen gegen Neil Gaiman befasst, und sie haben ein solides Argument dafür geliefert, dass dieser Kerl seine Macht und seinen Reichtum ausgenutzt hat, um Frauen jahrzehntelang bewusst zu manipulieren und zu missbrauchen, während er sich als sensibler Feminist ausgegeben hat.»

Manche Leserinnen und Leser entscheiden sich nun dazu, ihre Gaiman-Bücher ins Brocki zu bringen.

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Bild: bluesky
«Als ich neulich in einem Second-Hand-Bücherladen war, standen da plötzlich zahlreiche Bücher von Neil Gaiman in den Regalen.»

Auch einzelne Bücherläden ziehen mit. Ein Bücherladen in den USA kündigt an, dass sie das Geld, das sie mit den restlichen Gaiman-Büchern verdienen, an eine feministische Organisation spenden werden.

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Bild: bluesky
«100 Prozent der Einnahmen von den Verkäufen von den restlichen Neil-Gaiman-Büchern werden an die Emma Goldman Clinic gespendet.»

Gaiman schreibt in seiner Stellungnahme, dass er Verantwortung für seine Fehler übernehmen wird – wie dies aussehen wird, ist allerdings nicht klar.

Im Januar 2023 wurde ein Polizeibericht erstellt, in dem Gaiman eines sexuellen Übergriffs beschuldigt wurde, aber die Ermittlungen wurden schliesslich eingestellt.

Ob die neuen Anschuldigungen rechtliche Folgen haben werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt.

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12 Kommentare
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Upsidupsiwiederda
24.01.2025 22:52registriert März 2020
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