Das Ziel in unseren Badezimmern: Absolute Sauberkeit an jeder Körperstelle. In den Drogerien stehen die Regale voll – die Auswahl an Intimdeos, -schäumen und -waschgels mit blumigen Düften ist riesig. Reichte früher die sanfte Reinigung des Intimbereichs mit klarem Wasser, bewirbt die Kosmetikindustrie heute eine Vielzahl spezieller Produkte, die untenrum mehr Frische versprechen. Vor allem Frauen greifen zu den Spezialprodukten. Aber die empfindliche Haut im Intimbereich leidet unter zu grosser Reinlichkeit und Mediziner warnen.
Je mehr es duftet und schäumt, desto schneller gerät das empfindliche Milieu im Intimbereich aus der Balance. Dann gehören nicht nur Juckreiz, Rötungen und trockene Hautstellen zu den möglichen Folgen.
Auch die natürliche Abwehrbarriere gegen Keime wird geschwächt. Dadurch steigt das Risiko, an Pilz- und Blaseninfektionen zu erkranken. Der Berufsverband der Frauenärzte rät daher, den Kontakt der kleinen Schamlippen und der Scheide mit jeglichen Seifen, Intimsprays und Badelotionens zu vermeiden, um die Vaginalflora intakt zu halten.
Warmes Wasser reicht für die Reinigung nach wie vor völlig aus. Vorsichtig angewendet kann auch ein Waschlappen eine gute Ergänzung sein. Gynäkologen raten allerdings, diesen nach jeder Dusche auszuwechseln. In ihm vermehren sich schnell Keime, da er nur langsam trocknet. Ausserdem kommt er auch mit der Analregion in Kontakt. Gelangen Darmbakterien von dort an den Harnröhreneingang der Frau, drohen Infektionen. In der 60-Grad-Wäsche wird der Waschlappen wieder sauber.
Wem Waschlappen und Wasser zu wenig sind, der sollte bei der Verwendung von Waschgel darauf achten, dass dieses pH-neutral ist und ohne Duft- und Konservierungsstoffe auskommt.
Tipp: Sanfte Produkte findet man beispielsweise auch in der Babyabteilung.
Vorsicht ist auch bei sogenannten Intim-Deos geboten. Sie schwächen den natürlichen Abwehrmechanismus der Scheidenflora. Das gilt Experten zufolge übrigens auch für Slipeinlagen mit Frischeduft. Sie raten, zu atmungsaktiven und duftneutralen Einlagen zu greifen und diese in regelmässigen Abständen zu wechseln, um einer Geruchsbildung vorzubeugen. Je nachdem wie stark der Ausfluss ist, sollte sie mindestens einmal am tag oder öfter gewechselt werden. Wer bei der Wahl der Unterwäsche zudem auf Baumwolle statt Synthetikstoffe setzt, verhindert ebenfalls, dass sich die Körperwärme staut und ein feuchtwarmes Klima entsteht.
Auch beim Toilettenpapier ist weniger mehr. Parfümierte Rollen und feuchte Tücher sind überflüssig. Vor allem feuchtes Toilettenpapier enthält neben Duftstoffen meist eine Menge Konservierungsstoffe und Feuchthaltemittel, die die Intimzone unnötig irritieren und Allergien und Unverträglichkeitsreaktionen begünstigen.
Besonders bei empfindlichen Personen kann es neben Juckreiz und Rötungen auch zu Nässen und winzigen Rissen in der Haut kommen. Am besten ist es, ganz normales Toilettenpapier zu benutzen und dieses bei Bedarf mit etwas Wasser anzufeuchten.
Nicht nur das falsche Toilettenpapier kann die natürliche Schutzbarriere schwächen. Auch die falsche Abputztechnik birgt Risiken. Experten raten hier, nur zu tupfen statt zu wischen, um die Darmbakterien nicht in der Scheidenregion zu verschmieren. Denn diese gehören bei Frauen zu den häufigsten Auslösern einer Blasenentzündung . Also immer zuerst vorne tupfen, dann hinten.
Tipp: Da auch beim Sex Darmbakterien in die Harnröhre gelangen können, raten Gynäkologen, nach dem Liebesspiel auf die Toilette zu gehen. So wird die Harnröhre durchgespült und Keime ausgeschieden.
Und wie sieht es bei Männern aus? Kommt der entsprechende Artikel zeitnah?