«Bin da, wer noch?». Na, klingelt es schon, wenn du dieses Zitat hörst? Was, noch nicht? Okay, dann gleich ein weiteres hinterher: «Nicht die Mama!»
Spätestens jetzt sollte den meisten klar sein, um was es geht, genau – die Kultsendung «Die Dinos».
Vier Jahre wurden wir auf eine Reise in die Vergangenheit genommen und wunderbar unterhalten. Ach, was rede ich, währen vier Jahren wurden jeweils neue Folgen ausgestrahlt, die Unterhaltung hält bis heute an. Kaum zu glauben, dass die Sendung rund um die Familie Sinclair und ihre Freunde dieses Jahr nun ihren 30 Geburtstag feiert.
Lasst uns trotz unserer Alterung ihren Geburtstag zelebrieren! Damit wir das entsprechend tun können, liefern wir dir heute Fakten zur Serie, die du bisher vermutlich noch nicht kanntest.
Beginnen wir mit dem ersten Fakt, der dich bestimmt bereits aus den Socken hauen wird:
Ja, es handelt sich tatsächlich um Puppen. Entschuldige, wenn wir deine Illusion zerstört haben. Für die Serie wurden 17 Audio-Animatronic-Puppen hergestellt und für Nebenfiguren rund 50 weitere Stockhandpuppen. Um die Mimik der Puppen so realistisch wie möglich aussehen zu lassen, waren bis zu zwanzig Motoren im Kopf der Puppen verbaut. Diese wurden, zusätzlich zu der Person im Kostüm, von Personen am Set per Fernbedienung gesteuert. Zum Teil waren das zwei bis drei pro Kopf.
Zudem hatten die Latex-Kostüme integrierte Ventilatoren, da es im Inneren schnell über 50 Grad warm werden konnte.
Fans der Sendung wissen, dass Earl überdurchschnittlich viel seufzt. Was zuerst auf eine seiner Charaktereigenschaften zu deuten scheint, hat damit aber überhaupt nichts zu tun – zumindest nicht geplant.
Womit wir zurück zum Kopf der Puppe kommen: Der Puppenspieler konnte nur durch Earls Mund sehen. Durch die Seufzer konnte er sein Blickfeld etwas vergrössern, was in logischer Konsequenz dazu führte, dass er dies vermehrt tat.
Apropos faul, ein letzter Fact zu den Kostümen: Da es ziemlich aufwändig war, diese ausziehen, haben die Puppenspieler und Puppenspielerinnen immer wieder während den Pausen direkt in den Kostümen geschlafen. Das war schlicht die einfachste Lösung, um während den langen Drehtagen zu Erholung zu kommen.
Jim Henson war bereits durch seine Arbeit bei «Die Sesamstrasse» und «Die Muppet Show» bekannt, als er die Idee zu der Serie «Die Dinos» hatte. Er entwarf das komplette Konzept, sah aber nie nur eine einzige Folge der Serie. Bevor die Produktion startete, starb er an einer schweren Lungenentzündung.
Es war sein Sohn Brian, der das Projekt weiterführte, gemeinsam mit Michael Jacobs und Bob Young. Sie erreichten, dass die Serie schliesslich per Vertrag mit der Walt Disney Company produziert wurde.
Die beiden Serien standen immer in Konkurrenz. Nach dem Erfolg der «Der Simpsons» nahm ABC circa ein Jahr später «Die Dinos» in ihr Programm, um dem Hype der gelben Familie aus Springfield entgegenzuwirken. Die Macher der «Simpsons» fühlten sich bald plagiiert und machten sich später in der Folge «Bis dass der Tod euch scheidet» über die Dinos lustig, indem Bart eine abfällige Bemerkung über eine Serie, die «Die Dinos» ähnlich sah, machte. Ein paar Monate später revanchierten sich die Macher von «Die Dinos» ebenfalls in Form einer abfälligen Bemerkung in der Folge «Dino Dancing».
Die Ähnlichkeit der Charaktere lässt sich definitiv nicht abstreiten. Beide stellen eine durchschnittliche amerikanische Familie dar. Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Baby. Auch die Charakter-Eigenschaften sind zum Teil sehr ähnlich. Der etwas dümmliche Vater, der aber dennoch genau weiss, was ihm seine Familie bedeutet (meistens) und für wen er das alles macht und die fürsorgliche Mutter, die aufopfernd alles zusammenhält. Zudem ist Robbie sehr ähnlich wie Lisa.
Viele der Namen aus der Serie haben einen Bezug zu grösseren Unternehmen, von denen die Mehrheit mit Öl zu tun haben: Phillips, Hess, Richfield, B.P. oder Ethyl.
Allen voran die ausschlaggebendste Familie der Sendung, die Familie Sinclair. Das US-Unternehmen Sinclair Oil ist in der Erdölwirtschaft tätig und betreibt Tankstellen in diversen Bundesstaaten in Amerika.
Hauptsächlich die Dinosaurier.
Nein, der wohl berühmteste Satz der Serie stammt nicht aus der Feder eines Drehbuchautors oder einer Drehbuchautorin. Tatsächlich hat Ethan, der Sohn des Mitproduzenten Bob Young, diesen Satz zu Hause immer gesagt. Ich wage jetzt zu behaupten, dass damit wohl eines der bekanntesten Serienzitate der 90er geboren wurde.
Was diese Tatsache über das Verhältnis von Bob Young zu seinem Sohn sagt, ist nicht bekannt.
Warum wurde eine Sendung, die heute solch einen Kultstatus geniesst, nach bereits vier Staffeln abgesetzt? Waren es finanzielle Gründe? Nein. Obwohl die Produktionskosten aufgrund der aufwändigen Dreharbeiten und Puppen – wir erinnern uns; nur schon bis zu drei Personen waren nötig, um die Mimik eines Charakters zu steuern – sehr hoch waren, war nicht das der Grund.
«Die Dinos» waren ihrer Zeit voraus, allein die letzte Folge der Serie beweist das: Der Klimawandel wird dort bereits derart klar thematisiert, dass die Folge genauso gut vor zwei Tagen hätte geschrieben werden können (die letzte Szene kannst du dir weiter unten ansehen. Sie fasst die momentane Situation rund um den Klimawandel heute noch sehr gut zusammen). Zudem wurden Themen behandelt wie Mobbing, Sexismus, Diskriminierung, Gleichberechtigung oder Emanzipation. Vergesst nicht: das alles bereits Anfang der 90er.
Das zynische Format übte gerne Kritik an der Gesellschaft. Zudem machte man sich mit sarkastischem Humor und absichtlichen Provokationen nicht überall Freunde. Auch mit Anspielungen auf Grosskonzerne wurde die Produktion in der TV-Landschaft negativ wahrgenommen und lieferte Steilvorlagen für Kritiker der Sendung. Als die Macher dann auch noch gegen das eigene Studio Walt Disney und den Sender ABC schossen, wurde es diesen zu viel, und die Sendung wurde abgesetzt.
Die Sendung war ihrer Zeit voraus und wurde dadurch wohl missverstanden. Dem Sender ABC passte das nicht, worauf er die Sendung absetzte. Eigentlich wieder eine Parallele zu den «Simpsons», nur dass dort der Sender an der Sendung festhielt. Was dann daraus wurde, wissen wir ja alle.
Achtung, ich spoilere gleich den Schluss der Serie. Also nicht weiterlesen, wenn du die Serie noch sehen willst.
Wenn du trotzdem weiterliest, obwohl du das Finale noch nicht gesehen hast oder dich nicht mehr daran erinnerst, keine Angst, ich versuche nicht zu viel zu verraten (anders als das untenstehende Video). Darum: In der letzten Folge machen die Dinos etwas, wodurch sie die Eiszeit einleiten – und mit der Eiszeit kommt ihr aller Tod.
Obwohl die Show klar als Kindersendung produziert wurde – darum wurde übrigens während dem Dreh der ersten Staffel auch keine Presse ans Set gelassen; die Kinder sollten keine Fotos der Puppen zu sehen bekommen, damit ihnen die Illusion echter Dinos nicht genommen werden sollte – war dieses Ende auch für die härtesten Erwachsenen nicht einfach zu ertragen. Kaum vorstellbar, wie es für Kinder sein musste. Aus diesem Grund wurde im Englischen auch eine kurze Warnung eingeblendet. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Folge kontrovers sei. Auch in den Fernsehzeitschriften wurde eine Warnung abgedruckt.
Falls du jetzt durch die letzte Szene etwas melancholisch wurdest, hier nun ein Stimmungsmacher, um die Geburtstagsparty mit einem guten Gefühl abzuschliessen:
MCN1988
Homelander
Holzvermöbler