Robert Durst ist tot. Der älteste Sohn des Immobilien-Milliardärs Seymour Durst erlag im Spital San Joaquin in Stockton, Kalifornien, einem Herzinfarkt. Wegen einer Covid-Infektion war er aus dem Gefängnis dorthin verlegt worden.
Der Multimillionär stand im Verdacht, 1982 seine damalige Frau Kathleen McCormack umgebracht zu haben. McCormack verschwand damals spurlos, ohne jemals wieder aufzutauchen.
Gedeckt wurden Dursts Alibis unter anderem von seiner langjährigen Freundin Susan Berman. Berman war Journalistin und die Tochter des berüchtigten Kosher-Nostra-Mafiosos David Berman. Als sie 2000 angeblich erneut zum Verschwinden von McCormack hätte befragt werden sollen, wurde sie tot in ihrem Haus in der Nähe von Los Angeles gefunden. Erschossen mit einer 9-Millimeter-Pistole. Einige Indizien deuteten auf Robert Durst als Täter hin – zu einer Anklage kam es vorerst nicht.
2001 löste sich bei einem Streit zwischen Robert Durst und seinem Nachbarn Morris Black ein Schuss, der diesen tötete. Durst zerstückelte die Leiche und entsorgte sie im Meer. Für die Manipulierung von Beweisen wurde er deshalb später von einem Schiedsgericht zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt – Blacks Tod wird aber als Fall von Notwehr taxiert. McCormacks Verschwinden und auch Bermans Tod blieben weiterhin ungeklärt.
Doch dann kam Andrew Jarecki. Der Filmemacher wollte die Fälle von McCormack, Bermans und Black für eine HBO-Serie erneut aufrollen. Durst willigte entgegen dem Rat seiner Anwälte dazu ein.
In einer Drehpause suchte Robert Durst die Toilette auf – wo er, in Gedanken versunken, mit sich selber sprach.
Was Durst nicht wusste: Das Selbstgespräch wurde aufgezeichnet. Die Filmcrew hatte es versäumt, ihm das Mikrofon abzunehmen. Jarecki produzierte danach für HBO den Sechsteiler «The Jinx: The Life and Deaths of Robert Durst». Dursts Selbstgespräch bildete den Höhepunkt der Serie – und wurde ganz am Ende der letzten Folge – quasi im Abspann – ausgestrahlt. Allerdings in bearbeiteter Form und umarrangiert, wie sich später herausstellte. Das FBI hatte dennoch genug gesehen. Am Tag der Ausstrahlung der letzten Folge wurde Robert Durst verhaftet. Die Schlinge zog sich langsam zusammen.
Am 17. September 2021 wurde Robert Durst wegen Mordes an Susan Berman schuldig gesprochen. Die manipulierten Tonaufnahmen spielten als Beweismittel keine Rolle. Aber sie hatten den Stein ins Rollen gebracht, den Durst so viele Jahre lang erfolgreich zurückgehalten hatte.
Vier Monate später verstirbt der nun verurteilte Mörder. Weiter offen bleibt, inwiefern er auch mit dem Verschwinden dreier Teenager in Zusammenhang gebracht werden kann.
(tog)
Juristische Frage:
Wäre der Filmemacher nicht dazu verpflichtet eim Geständnis sofort den zuständigen Behörden weiterzuleiten?
Das FBI hat ja reagiert als die letzte Folge mit dem Geständnis ausgestrahlt wurde, die darin gezeigten (Ton-) Informationen hätten doch, zumindest moralisch, sofort gemeldet werden müssen?