Rasieren wie anno dazumal: So gelingt dir die perfekte Nassrasur
Mit edlem Rasierwerkzeug wie zu Grossvaters Zeiten zu Werke gehen – das klingt zunächst nach Hipsterkram. Auf lange Dauer schont die klassische Nassrasur aber vor allem eines: Dein Portemonnaie.
Kürzlich ging mein italienischer Barbiere in Pension. Seither bin ich, was Rasieren und Alltagsphilosophie angeht, auf mich selbst
gestellt.
Jaja ich weiss, zum Barbier gehen, grosser Snob-Alarm und
Hippiekacke obendrauf.
Traurig aber wahr: Ich rasiere mich wieder selbst.gif: tenor
Egal, jedenfalls hat er mir vor seinem Ruhestand diverse
Ratschläge zur Rasur mit auf den Weg gegeben. Und diese Geheimnisse möchte ich
euch natürlich nicht vorenthalten. Nun denn, beginnen wir bei ...
Falls du Feinschmecker bist, dann schätzt du bestimmt den Unterschied zwischen Schlagrahm aus der Dose und frisch aufgeschlagenem Rahm. Auch wenn du kein Gourmand bist, weisst du sicher, worauf ich hinauswill: Weg mit dem Rasierschaum aus der Dose, her mit Seife und Rasierpinsel.
Deine zwei neuen besten Freunde.bild: shutterstock
Das Einseifen mit dem Pinsel ist keine grosse Kunst, wichtig dabei ist nur, die Rasierseife gründlich in die Stoppeln einzumassieren. Dadurch werden die Haare aufgestellt und optimal auf die Rasur vorbereitet.
Der Pinsel darf ruhig aus Dachshaar sein, Mann gönnt sich ja sonst nichts. Jaja, der Snob-Alarm geht schon wieder los. Dafür kostet eine gute Rasierseife nicht alle Welt, hält aber ewig.
Du siehst: einfach eine Hand voll Schaum aus der Dose ins Gesicht
klatschen, das reicht nicht. Kein Wunder braucht man danach einen Rasierer mit
Klingenschutz. Voilà, da wären wir schon bei ...
James Bond mag
dir in der Werbung noch so oft die Vorzüge von vier Klingen anpreisen wollen, aber leider muss ich dir sagen: Vergiss es!
Ich bin zwar nicht 007, aber glaub mir, kein Mensch braucht vier,
geschweige denn sechs Klingen mit Hautschutzlamellen und Schockabsorbierung mit bestenfalls noch Bluetooth dran.
Ganz im Gegenteil sogar: In den sogenannt hoch entwickelten Rasierköpfen setzt sich
der klebrige Dosenschaum fest und macht die Klingen innert kürzester Zeit
stumpf und unbrauchbar. Eine geniale Marketingstrategie, die dich regelmässig
teure Systemklingen kaufen lässt. Oder besser: kaufen liess.
Was du nämlich brauchst, ist ein Rasierhobel. Das klingt nach einem groben Schnitz- oder Folterwerkzeug, gefährlich ist er aber keinesfalls.
Auf
englisch nennt man diesen Hobel zurecht Safety Razor, da es vor seiner
Erfindung nur das Rasiermesser gab.bild: shutterstock
Dank dem Rasierhobel waren die Männer vor
über hundert Jahren endlich in der Lage, sich gefahrlos selber zu rasieren und
sich den Gang zum Barbier zu sparen. Fertig Snob-Alarm quasi.
Zugegeben, wenn du dein Gesicht ein halbes Leben lang mit einem Plastikrasierer gemäht hast, braucht es schon ein wenig Gewöhnung an den neuen Metallhobel.
Sobald du ihn jedoch im Griff hast, willst du ihn nicht mehr hergeben!
Der Rasierhobel hält ein Leben lang und gefüttert wird er mit herkömmlichen Rasierklingen. Diese
kosten einen Bruchteil im Vergleich zu den Mehrfachklingen von Mister Bond. Wir kommen nun zum letzten Teil unseres Rasier-Guides ...
How to Nassrasur
5 Extra-Tipps für eine glattere Haut:
Der Barbier macht vor dem Rasieren heisse Kompressen, zu Hause hilft eine heisse Dusche: das weicht Haut und Haare auf und macht die Rasur sanfter.
Sauber einseifen und ein paar Minuten einwirken lassen, selbstverständlich mit Pinsel und Rasierseife.
Nach der Rasur das Gesicht mit kaltem Wasser reinigen, das kühlt und beruhigt die Haut.
Und falls du dich trotzdem mal geschnitten hast: ein Alaun-Stein hilft Wunder – kurz anfeuchten, auf die verletzte Stelle drücken und die Blutung ist gestoppt.
Am Schluss den Pinsel mit den Borsten nach unten zum Trocknen aufhängen – so lebt er länger.
So, jetzt weisst du Bescheid! Also ab in den nächsten Laden mit
Rasierzubehör oder in die weite Welt des Interwebs.
Ach ja, an alle Frauen, die
tatsächlich bis hierhin gelesen haben: Hipsterkram hin oder her, ein schöner
Rasierpinsel oder -hobel macht sich übrigens prima als Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk
für deinen Liebsten!
Andy Stahel ist ...
... 197cm gross, lebt in Zürich und liebt schöne Dinge – besonders, wenn sie zeitlos sind, lange halten und schön altern. Er bildet sich ein, damit seine Kaufsucht im Zaum zu halten.
Das ist Andy mit seinen Modeberatern Karl und Ludwig.
Vor und nach der Voll-Rasur …
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Vor und nach der Voll-Rasur …
Zwei Menschen? Nein, eine Rasur! Wie gross der Unterschied zwischen Vollbart und Glattrasur sein kann, zeigen die folgenden Vorher/Nachher-Vergleiche.Bild: shutterstock
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