Musig im Pflegidach

Interaktion, Improvisation, Intuition

Orlando le Fleming Romantic Funk @ «Musig im Pflegidach» Muri
bild: patrick britschgi

Interaktion, Improvisation, Intuition

Romantic Funk, bestehend aus dem Leader Orlando le Fleming (Bass), Will Vinson (Saxofon), Tom Cawley (Piano) und James Maddren (Schlagzeug), trat am Sonntag in der Konzertreihe Musig im Pflegidach auf. Schon nach den ersten Sekunden wurden die Jazzfans in Muri von der Kreativität der Musiker verzaubert.
12.11.2021, 10:48
Nahuel Edelmann
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«Alles in allem bin ich mit unserem heutigen Auftritt als Band wirklich zufrieden. Von meinem Teil bin ich jedoch nicht sehr überzeugt, aber meine Bandmitglieder haben das kompensiert», so der Leader le Fleming nach dem Konzert. Ein Zuschauer meinte allerdings: «Die Harmonie zwischen allen Vieren war phänomenal, von A bis Z!» Vermutlich braucht es dieses Anstreben nach Perfektion, um in dieser Liga spielen zu können. Der Bassist ist hart mit sich selbst.

Hinweis
Der Autor ist Schüler an der Kanti Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen die Schüler auch Konzertberichte, die in die Note einfliessen.

Klavier im Quadrat

Nein. Ein Klavier reicht nicht, auf jeden Fall nicht für Cawley. Mit seinem unteren Piano (Fender Rhodes) und dem oberen Synthesizer (Prophet 12) ist der Pianist von Kopf bis Fuss in seinem Element. Mal langsam, mal schnell, mal sitzend, mal stehend. Da staunt nicht nur das gesamte Publikum, sondern auch die eigene Band. Auch werden beide Pianos teilweise zusammen benutzt, die eine Hand oben, die andere unten.

Alle Augen sind auf ihn gerichtet, vor allem wenn er nur den Synthesizer benutzt und dabei noch steht. Die anderen Instrumente geben keinen Ton mehr von sich. Sein Solo erhält einen riesigen Applaus, während seine Kollegen wieder in harmonischer Weise in den Song mit einsteigen. Die Besucher des «Pflegidachs» wollen sogar noch mehr nach dem eigentlichen letzten Song. Das laute Klatschen von ihnen sorgt dafür, dass die Band mit einem Strahlen im Gesicht zurück auf die Bühne kommt und noch ein weiteres Lied spielt.

Alles perfekt geübt, oder?

Natürlich, könnte man meinen. Doch die Realität sieht etwas anders aus. Der Bass-Virtuose hat schon mit vielen Musikern zusammengespielt und ist zurzeit auch ein Mitglied eines Trios namens OWL Trio. Sein neuestes Album mit Romantic Funk wurde überraschenderweise nicht mit den gleichen Musikern vom jetzigen Konzert aufgenommen. Nur er selbst und Vinson sind bei diesem Konzert anwesend. Die beiden anderen, mit denen er das Album aufgenommen hat, mussten ersetzt werden, da es schwierig ist, sie für nur einen Auftritt in die Schweiz zu bringen.

Orlando le Fleming Romantic Funk – «More Melancholy» @ «Musig im Pflegidach» Muri

Auf die Frage, ob es nicht schwierig sei, mit anderen Musikern einen solchen Auftritt hinzulegen, antwortete le Fleming: «Es geht, ich habe ihnen die Songs geschickt und sie haben ihre Hausaufgaben wirklich gut gemacht. Geübt haben wir nur einmal in der Gruppe.» Die Lieder sind vorgegeben, aber das heisst nicht, dass jede Sekunde genau durchgeplant ist. Es ist genügend Spielraum vorhanden, um der Kreativität der Künstler freien Lauf zu lassen. Auf der Bühne ist sogar zu beobachten, dass sie vor dem nächsten Lied untereinander abmachen, wer beginnen sollte.

Interaktion mit dem Publikum

Zwischen den fesselnden Songs von Romantic Funk hat der Leader immer einige Worte zu sagen. Seine Dankbarkeit, mit seiner Band auftreten zu können, kommt zum Vorschein, als er ein paar Worte für das Publikum und Stephan Diethelm (Veranstalter) hat: «Ich möchte mich nicht nur bei euch bedanken, dass ihr alle hierher gekommen seid, sondern auch Stephan. In dieser Welt mit all den Veränderung, auch in der Musik, beispielsweise mit Spotify, ist es keine Selbstverständlichkeit, einen solchen Veranstalter wie Stephan zu haben, der uns Musiker so gut versteht und uns wie Könige behandelt.»

Der Applaus ist gross, die Leute mögen die Musik sowie den Humor der Band. «Das Album, aus dem wir heute einige Lieder spielen, wurde vor einigen Jahren geschrieben und es ist bereits die zweite Live-Aufführung», so le Fleming in närrischer Weise über den Einfluss von Covid-19. Das Publikum schmunzelt, die Stimmung ist gut, ein nächster Song beginnt mit einem romantischen Solo des Pianisten. Seine Bandkollegen bringen das Lied in eine neue Richtung, es wird plötzlich sehr laut und schnell. Die Abwechslung ist sehr gross. Le Fleming hofft fest, dass es weiterhin solche Künstler wie seine Bandmitglieder geben wird, die ein solches Talent für Intuition, Interaktion und Improvisation innehaben.

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