Sanfte Töne erklingen von einem Piano und kreieren eine nahezu melancholische Atmosphäre. Doch das bleibt nicht lange so. Voller Energie trommelt Bodek Janke los und wird tatkräftig von dem Bassisten Petros Klampanis unterstützt. Kurz darauf ähnelt die Stimmung im Saal beinahe einem Rockkonzert. Während des gesamten Abends ändert sich das Ambiente wie auf einer Achterbahnfahrt. Die Jazz-Musik des Trios ist durch und durch geprägt von Vielfalt.
Elemente verschiedenster Genres und Kulturen integrieren sie geschickt und äusserst kreativ in ihren Melodien. Instrumente aller Welt werden mit einbezogen. Für das fünfte Lied des Abends spielt Janke auf einer typisch indischen Trommel namens Tabla. Gespielt wird sie mit den Fingern und erzeugt dabei ein aussergewöhnlich breites Spektrum an Tönen. Mit weiteren Perkussionsinstrumenten sorgt der Drummer für eine grosse Diversität der Klangfarben. Kombiniert mit spannenden Kompositionen und aussergewöhnlichen Arrangements wird die Illusion eines Orchesters erschaffen. Faszinierend für eine solch geringe Instrumentierung.
Klampanis und Janke bilden zusammen mit dem estnischen Pianisten Kristjan Randalu seit vielen Jahren ein harmonisches Trio. Gemeinsam entwickelten sie in Athen ein Album namens «Irrationalities» und begeistern Leute aller Welt mit ihrem ausgefallenen Jazz. Pietros Klampanis, das Herzstück der Gruppe, wuchs auf der griechischen Insel Zakynthos auf. Später zog es ihn nach New York, wo er seine Musikerkarriere startete. Für seine Kompositionen erhielt der Grieche zahlreiche Auszeichnungen und hatte die Möglichkeit mit bekannten Jazzgrössen Musik zu kreieren. Janke und Randalu wuchsen in einer Musikerfamilie auf und wurden schon früh mit der Klassik konfrontiert. Die zwei Tonkünstler sind schon lange unzertrennbar.
«Zusammen gründeten wir in der fünften Klasse unsere erste Band. Dabei sind wir auf den Jazz gestossen und eine komplett neue Welt eröffnete sich für uns.» Seit diesem Moment war für beide klar, dass sie die Musik zu ihrer Profession machen wollen. Der polnische Schlagzeuger absolvierte eine musikalische Ausbildung in Karlsruhe und erweiterte sein Handwerk durch ein Studium mit dem Schwerpunkt in Saxofon. Der Lebenslauf von Randalu sieht sehr ähnlich aus. Auch er studierte an einer Hochschule die Musikkunst.
Klampanis ist leidenschaftlicher Komponist und arrangiert die Lieder des Trios. Mit der Musik offenbart er seine Gedanken und erfindet sich mit ihr stetig neu. Inspiriert wird er von verschiedensten Eindrücken in seinem Leben. Ein wichtiger Faktor spielt dabei sein Wohnort New York. «Ich liebe diese Stadt. So viele Talente und Kulturen treffen aufeinander. Es ist ein Paradies für einen Künstler.» Auch seine griechischen Wurzeln sind von Bedeutung. Zum Beispiel der Song «Seeing You Behind My Eyes» basiert auf einem griechischen Volkstanz namens „Kalamatiano“.
Zudem ist diesen Sommer in Athen ein musikalisches Projekt geplant. Zusammen mit dem Jazz-Künstler Oded Tzur, ein ehemaliger Gast des «Pflegidachs», vereinigen sie den Jazz mit der mediterranen Volksmusik. Über das unüberschaubare Leben zwischen den beiden Ländern, Kontinenten und Kulturen musiziert er in seinem neusten Album namens «Irrationalities». Die damals chaotische Zeit der US-Wahlen verstärkte zudem sein Gefühl ständig in der Luft zu hängen. Die Songs halfen ihm dabei diese absurde Phase zu verarbeiten und reibungslos zu überstehen.
«Während des letzten Jahres war mein Sohn die grösste Inspiration,» erzählt der frisch gebackene Vater stolz. Er erklärt daraufhin, dass er seinen neusten Song gemeinsam mit seinem Neugeborenen entwickelte. «Seitdem mein Sohn auf der Welt ist, spielen wir jeden Tag zusammen Klavier. Es ist interessant, süss und ziemlich inspirierend zu beobachten, wie er auf Geräusche reagiert. Zu meiner grossen Überraschung habe ich festgestellt, wie viel ich aus diesem kleinen täglichen Ritual gelernt habe.»
Das Ergebnis dieser Spielerei ist ein Track, welcher er passend «With Marco» nannte. Der Grieche ist nicht der Einzige, der sich über Nachwuchs freuen durfte. Auch der Schlagzeuger der Runde ist seit zwei Monaten stolzer Papa. «Wir hatten acht Monate kein einziges Konzert und trotzdem war es eines der schönsten Jahre meines Lebens.» Beide erfreuen sich sichtlich über den Familienzuwachs, sind aber dennoch glücklich wieder auf einer Bühne stehen zu dürfen.