«Ein intensiv gutes Konzert, der beste Platz, um Jazz zu hören, ist hier in Muri.» «Ich komme jedes Mal hier her und wieder einmal war das ein faszinierendes Konzert», so drücken sich die Konzertbesucher und Konzertbesucherinnen an diesem Abend aus. Das Publikum verlässt den Saal mit zufriedenen Gesichtern und den CDs von Or Barekets neuem Album «Sahar».
Saxofonist Louis schliesst die Augen und versetzt das Publikum mit den ersten Tönen, die er mit dem Blechblasinstrument erzeugt, ins Staunen. Sein Körper ist dabei in einer aufrechten Haltung, der Rücken gerade, die Arme entspannt – so, dass er frei ein- und ausatmen kann. Das Instrument hält er leicht geneigt zu seinem Körper. Alle Augen sind auf ihn und seinen auffälligen selbstgemachten Hut gerichtet, welcher an einen «Kente Kufi Hut» erinnert. Die Drums, das Klavier und der Bass schliessen sich nacheinander dem Saxofon an. Die Musik wird chaotischer und verwirrender, doch sie verliert die Harmonie nicht. So tauchen die Besucher und Besucherinnen wahrlich in ein Farbspektrum aus Klängen ein.
Es ist offensichtlich, dass die Band keine Scheu davor hat, vor dem Publikum, spontan mit der Musik zu experimentieren. «Die Schlagzeugerin ist ganz speziell, sie ist immer im Einklang mit der Musik, aber dennoch nicht dominant. So etwas habe ich noch nie gesehen», erklärt ein Konzertbesucher begeistert.
Die Verbundenheit zwischen den Spielern macht sich im Publikum bemerkbar. Die Musiker tauschen untereinander Blicke aus und lächeln sich gegenseitig an. Nun richtet sich der Fokus des Publikums auf Bareket, welcher einen Bass-Solo übernimmt. Die Haare des 37-Jährigen sind dabei wild zerzaust zu einem Knoten gebunden. Seine Zunge hält er seitlich raus, die Augen sind fest zusammengedrückt. Mit seinen flinken Fingern zupft er leidenschaftlich die Saiten des Instruments, welche tiefe und bemerkenswerte Töne von sich geben. Der Musiker ist in einer anderen Welt eingetaucht, an der das ganze Publikum teilnehmen darf.
«Dieser Ort ist zu organisiert, es ist verwirrend», bemerkt Bareket als er nach einem Mikrofon greift, um zu sprechen. «Normalerweise fehlt immer etwas, aber hier wird an jedes Detail gedacht», meint er lächelnd.
Geboren in Israel, aufgewachsen in Argentinien und Israel, zog es Bareket mit 26 Jahren nach New York, wo sich die ganze Band in einem Jazzclub kennengelernt hat. Mit 16 Jahren kaufte sein Vater ihm eine CD von Jaco Pastorius, ein elektrischer Bassist. Sein Album gefiel ihm so sehr, dass er sich entschied, auch Bassist zu werden.
Mit dem Mikrofon in der Hand erzählt er begeistert von seinem neuen Lied «Temperance» aus seinem aktuellen Album «Sahar», das er innerhalb von zwei Jahren fertigstellte. Baraket und seine Begleiter sind bereit dieses Musikstück den Besuchern in Muri zu präsentieren und fangen an zu musizieren, doch plötzlich hört man ein lautes Krähen. Die Drummerin hält inne und fragt verwundert: «War das ein Vogel? Haben wir Vögel hier drin?». Die Reaktion der Schlagzeugspielerin amüsiert die Konzertbesucher und Konzertbesucherinnen sehr, die mit einem Gelächter antworten. Nach der Unterbrechung durch die Vögel beginnt Harris mit feinen Schlägen auf den Becken der Drums zu spielen und in kurzer Zeit nimmt die Lautstärke zu. So leicht bewegt sie ihre Stöcke, dass man das Gefühl hat, Schlagzeugspielen sei das Einfachste auf der Welt. Man spürt, dass die Musik ein essenzieller Teil ihres Lebens ist.
Der Raum ist warm und die Besucher und Besucherinnen haben sommerliche Kleidung an. Durch die lateinamerikanischen Klänge, entführen Bareket und seine Freunde das Publikum in ein warmes Land und lösen eine Ferienstimmung aus. Dort ist es gemütlich, jeder geniesst den leckeren Cocktail und hört entspannt der Live-Band zu. Für einen Moment vergessen die Konzertbesucher und Konzertbesucherinnen, dass sie in einem kleinen Dorf in der Schweiz sind.