Die Islamistengruppe Boko Haram hält nach eigenen Angaben einen im Juli im Nordosten Nigerias entführten Deutschen als Geisel. Das sagte Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau am Freitag in einem Video, das der Nachrichtenagentur AFP vorlag.
Der Deutsche war am 16. Juli von Bewaffneten auf Motorrädern verschleppt worden. Der Überfall ereignete sich in der Stadt Gombi, die rund 100 Kilometer von der Hauptstadt des Bundesstaates Adamawa, Yola, entfernt liegt.
Der Deutsche leitete in Gombi ein staatliches Bildungszentrum. Zu der Entführung hatte sich zunächst niemand bekannt. Das deutsche Aussenministerium in Berlin wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall äussern.
Die Terrororganisation Boko Haram hat Angaben der nigerianischen Regierung über eine Waffenruhe mit den Islamisten dementiert. Dies berichteten die Zeitung «Premium Times» und andere Medien in Nigeria am Samstag übereinstimmend.
Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau erklärte demnach in einem am Freitag veröffentlichten Video, er kenne Danladi Adamu nicht, den angeblichen Vertreter der Islamistenmiliz, der mit der nigerianischen Führung verhandelt habe. Die nigerianische Regierung hatte am 17. Oktober erklärt, sich bei Verhandlungen mit Boko Haram auf eine Waffenruhe geeinigt zu haben.
Die Extremistengruppe kämpft seit Jahren mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit 2009 tötete Boko Haram bei Anschlägen und Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 10'000 Menschen.
Weltweit Schlagzeilen machten die Islamisten im April mit der Entführung von 276 Schülerinnen aus dem Ort Chibok. Die meisten Mädchen sind noch immer in der Gewalt ihrer Entführer. Boko-Haram-Anführer Shekau behauptete in dem Video vom Freitag, dass 219 verschleppte Schülerinnen zum Islam konvertiert und verheiratet worden sein. (sda/afp)