Nordkorea
Gesellschaft & Politik

«Ich dachte, Kim Jong-il sei Gott»

Nordkorea-Flüchtling

«Ich dachte, Kim Jong-il sei Gott»

11.04.2014, 18:1612.04.2014, 12:53
Kian Ramezani
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Yeonmi Park war 15, als sie mit ihrern Eltern aus Nordkorea floh. Ihr altes Leben beschreibt sie als Hölle: «Dauernd gab es Stromausfälle, es war dunkel. Keine Verkehrsmittel, alle mussten laufen. Es war sehr schmutzig und es gab nichts zu essen», sagte sie im australischen Fernsehen.

Video: Youtube/Insight SBS

Yeonmi fürchtete sich sogar davor, kritisch über das Regime zu denken, da sie glaubte, dass Kim Jong-il ihre Gedanken lesen könne. Als sie der Hinrichtung der Mutter einer Klassenkameradin beiwohnen musste, hielt sie deshalb die Tränen zurück.

Als Tochter eines Beamten führte sie zunächst ein vergleichsweise privilegiertes Leben in der Hauptstadt Pjöngjang. Doch dann wurde ihr Vater verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Die ganze Familie wurde aufs Land verbannt. Nach seiner Freilassung beschlossen sie, nach China zu fliehen.

Nach einem Jahr in China verstarb ihr Vater an Krebs. Yeonmi und ihre Mutter lebten in ständiger Angst, von den Behörden entdeckt und nach Nordkorea zurückgeschickt zu werden. Missionare empfahlen ihnen die Flucht nach Südkorea. «Wir hatten kein Geld, um die Fluchthelfer zu bezahlen, also kauften wir einen Kompass und flohen zu Fuss in die Mongolei.» Von dort schaffen sie es nach Südkorea.

In einem Ausbildungszentrum für nordkoreanische Flüchtlinge hörte Yeonmi zum ersten Mal, dass Kim Jong-il ein Diktator war. Doch sie war immer noch verwirrt. Dann lernte sie, das Internet zu benutzen und las Bücher über den Sozialismus, Kommunismus und Kapitalismus. «Dann endlich begriff ich.»

Ihrer Mutter brauchte länger. «Als Kim Jong-il starb, konnte sie es nicht glauben. Er sei kein Mensch, sondern ein Gott.»

Inzwischen studiert Yeonmi internationale Beziehungen und fühlt sich wie neu geboren. «In Nordkorea fragte mich niemand nach meiner Meinung, meinen Zukunftsplänen und meinen Träumen. Jetzt habe ich einen freien Willen.»

Die ganze Sendung mit Yeonmi sehen Sie hier.

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