Tuszyn liegt in der Woiwodschaft (Kanton) Łódź und hat gut 12'000 Einwohner. Und allem Anschein nach verstehen die Bürger der Kleinstadt keinen Spass, wenn es ums Eingemachte geht: Tuszyn hat es abgelehnt, einen Spielplatz nach Winnie the Pooh alias Pu dem Bären zu benennen, weil er angeblich ein Hermaphrodit ist.
Die Nachrichtenagentur AP berichtet, dass der Stadtrat Meister Petz für eine moralische Bedrohung hält, weil er keine Hose anhabe und kein eindeutiges Geschlecht aufweise. Tonaufnahmen der Sitzung wurden polnischen Medien zugespielt, die das Drama publik machten. «Das Problem mit dem Bären ist, dass er nicht komplett bekleidet ist. Er ist halbnackt und das ist unangemessen für Kinder», zitiert NBC den Lokalpolitiker Ryszard Cichy.
Cichys Kollegin Hanna Jachimska weiss auch, wer schuld daran ist: Pooh-Erfinder Alan Alexander Milne habe dem Bären seine Männlichkeit genommen. «Es ist sehr verstörend, aber man kann es sich denken: Der Autor war über 60 und hat [Winnies] Hoden mit einer Rasierklinge abgetrennt, weil [Milne] ein Problem mit seiner Identität hat.»
Milne lebte von 1882 bis 1956. Der Engländer war Mitherausgeber der Satirezeitschrift «Punch» und diente im Ersten Weltkrieg. Inspiriert wurde er von den Kuscheltieren seines Sohnes Christopher Robin und von einem Bären im Londoner Zoo: 1925 tauchte Winnie erstmals in einem seiner Bücher auf. Er war damals 43, nicht 60 Jahre alt.
Die Politiker forderten angeblich, statt Winnie solle lieber sein Konkurrent Miś Uszatek (der Bär Uszatek) als Namensgeber des Spielplatzes fungieren: Das TV-Tier von Telewizja Polska hat zumindest eine Hose an. Ob bald auch Donald Duck und Co von den Moralaposteln geächtet werden, ist reine Spekulation.
(phi)