Jilian Mayer hat Nacktfotos online gestellt. Nicht nur eines, sondern gleich mehrere Hundert. Allerdings sind diese Bilder nur zum Teil von ihr: Die junge Künstlerin aus Florida hat ihr Gesicht auf Aufnahmen montiert, die sie im Internet gefunden hat – und will so die Frage nach menschlicher Identität im digitalen Zeitalter stellen. watson hat nachgefragt.
Sie wurden 1984 geboren. Fühlen Sie sich als Teil einer «Generation Selfie»?
Ich habe mich nie zu einer Generation Selfie gezählt. Am meisten höre ich im Allgemeinen den Begriff «Jahrtausender» [engl. millennials, auf Deutsch auch Generation Y, Anm. d. Red.]. Ich denke, es gibt definitiv ein gesteigertes Bewusstsein für einen Selbst, aber insgesamt auch für eine grössere Community.
Wie meinen Sie das?
Durch unsere Handys und das Internet generell haben wir die Kraft, auf einem extremen Level zu kommunizieren. Menschen sind Kommunikatoren: Sie werden sich anpassen und ihren Vorteil aus jeder neuen Plattform ziehen, die verfügbar ist.
Sie haben eine Website über das Phänomen Selfie gemacht. Warum haben Sie mit 400 Nudes nun noch einen draufgesetzt?
Als ich mir Selfeed.com angeschaut habe, bemerkte ich die auftauchenden Nackt-Selfies und habe mich mehr und mehr für das Format interessiert. Und als Künstlerin entwickeln sich meine Methoden fort, wie bei jedem anderen auch.
Ist Ihre Arbeit auch von den Skandalen um entwendete Promi-Bilder beeinflusst?
Ja, Promis und Leute mit viel Macht sind oft das Ziel von Hacker-Angriffen. Aber das Konzept für das Projekt habe ich letztes Jahr und damit vor dem «Celebgate» gemacht.
Ich habe einst eine Geschichte über Nacktprotest bei der Art Basel gemacht und danach lange mit meiner Freundin diskutiert, weil sie die Aktion gar nicht feministisch fand.
Unsere Auffassung von Attraktivität ist nicht Kern des Projekts und eine Frau, die nackt ist, wird nicht von «männlichen Fantasien» determiniert. Ich denke, Milo Moirés Arbeit unterscheidet sich sehr von meiner. Ich verstehe, was Ihre Freundin meint. Es hängt vom Projekt ab.
Sie hatten ein Stipendium des Paul-Klee-Zentrums in Bern: Was fehlt Ihnen an der Stadt am meisten?
Ich vermisse die Aare.