Punktsieg für Popstar Britney Spears: Die Sängerin, die seit 2008 unter Vormundschaft steht, darf nun ihren eigenen Anwalt wählen. Eine Richterin in Los Angeles kam damit am Mittwoch dem erklärten Wunsch der 39-Jährigen nach. Es war eine weitere emotionale Anhörung in dem jahrelangen, juristischen Streit, der nun auf Anstoss der Sängerin Schlagzeilen macht.
Vertreten wird Spears künftig von Mathew Rosengart, der zuvor mit Klienten wie Sean Penn, Keanu Reeves und Steven Spielberg arbeitete. Er werde sich nach den Wünschen von Spears nun «schnell und aggressiv» dafür einsetzen, ihren Vater Jamie als Vormund abzusetzen, sagte Rosengart nach der Anhörung vor der Presse.
Spears, die schon vor drei Wochen in einer emotionalen Ansprache Vorwürfe gegen ihre Familie, Betreuer und Anwälte erhoben hatte, meldete sich am Mittwoch erneut per Telefonschalte im Gericht zu Wort und griff abermals ihren 68-jährigen Vater schwer an. Sie wolle ihn wegen Vormundschaftsmissbrauchs verklagen, sagte die Sängerin nach US-Medienberichten. Sie sei bedroht worden und habe grosse Angst vor ihrem Vater. Stellenweise brach der Popstar in Schluchzen aus.
Im Juni hatte Spears in einer Anhörung ein Ende der Vormundschaft über ihre Person und ihre Finanzen gefordert. Sie fühle sich von ihrer Familie und von Managern ausgenutzt. Sie werde von allen kontrolliert und könne selbst nicht über ihr Leben bestimmen, erklärte die Sängerin von Hits wie «Oops!...I Did It Again» oder «Baby One More Time».
Ihre erste, öffentliche Stellungnahme in dem Streit hatte grosse Wellen geschlagen. Wenig später kündigte ihr jahrelanger Manager Larry Rudolph, dann machte ihr vom Gericht bestellter Anwalt Sam Ingham einen Rückzieher. Er wolle von seinen Aufgaben entbunden werden, sobald ein Nachfolger gefunden sei, beantragte Ingham Anfang Juli.
Richterin Brenda Penny nahm seine Kündigung am Mittwoch an und setzte Spears' Wunschkandidaten Rosengart ein. Für die persönlichen Belange der Sängerin, darunter medizinische Anliegen, ist als Mit-Vormund weiterhin Jodi Montgomery zuständig.
Nachdem die Sängerin wegen beruflicher und privater Probleme psychisch zusammengebrochen war, hatte ein Gericht 2008 ihrem Vater die Vormundschaft übertragen. Zunächst verwaltete er das Vermögen und private Anliegen seiner berühmten Tochter. 2019 trat er kürzer, blieb aber weiter für die Finanzen zuständig. Spears' Vermögen wird auf 60 Millionen Dollar geschätzt.
Rosengart ging bei der Anhörung gleich zur Sache. Wenn Jamie Spears seine Tochter wirklich lieben würde, würde er heute als Vormund zurücktreten, sagte der neue Anwalt. Es ist zu erwarten, dass Rosengart nun rasch einen Antrag auf Beendigung der Vormundschaft einreicht.
Viele Prominente und Fans haben sich in den sozialen Medien unter dem Hashtag «#FreeBritney» auf die Seite der Sängerin geschlagen. Hunderte Unterstützer gingen am Mittwoch in Los Angeles, Washington, London und anderen Städten auf die Strasse und forderten mit Sprechchören und auf Plakaten Freiheit für Spears.
Mit einem «Free Britney»-Poster schloss sich auch Gregg Donovan dem lautstarken Protest in Los Angeles an. Er ist als selbsterklärter «Botschafter von Hollywood» mit rotem Frack und schwarzem Zylinder in der Touristenmeile bekannt. Er sei völlig aufgebracht, sagte der Kalifornier der Deutschen Presse-Agentur. «Britney hat Verstand, sie ist normal und sie verdient Geld. Höchste Zeit, dass sie frei kommt.»
Coming along, folks ... coming along 🖕🏻!!!!! New with real representation today ... I feel GRATITUDE and BLESSED !!!! Thank you to my fans who are supporting me ... You have no idea what it means to me be supported by such awesome fans !!!! God bless you all !!!!! pic.twitter.com/27yexZ5O8J
— Britney Spears (@britneyspears) July 15, 2021
Spears bedankte sich am Mittwochabend (Ortszeit) auf Twitter und Instagram bei ihren «grossartigen» Fans für deren Unterstützung. Mit einem neuen Anwalt gehe es nun aufwärts. «Ich bin dankbar und schätze mich glücklich», schrieb Spears zu einem kurzen Video, hoch zu Pferd und beim Radschlagen auf einer Wiese. So würde sie nun feiern, erklärte sie unter dem Hashtag «#FreeBritney». (sda/dpa)