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Fehlgeschlagenes Experiment der Evolution: Dino mit Hautflügeln

Fehlgeschlagenes Experiment der Evolution: Dino mit Hautflügeln

30.04.2015, 15:1930.04.2015, 15:30
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«A new dinosaur: Flying without feathers.»Video: Youtube/nature video

Die Evolution des Flugvermögens verlief alles andere als gradlinig. Das zeigt auch der Fund eines Mini-Dinosauriers mit merkwürdigen Flügeln: Er könnte mit einer an den vorderen Gliedmassen aufgespannten Flughaut vor etwa 160 Millionen Jahren den Aufstieg in die Luft geprobt haben.

Womöglich glitt Yi qi ähnlich wie ein heutiges Flughörnchen in den Bäumen von Ast zu Ast, berichten Forscher aus China im britischen Fachblatt «Nature». Die neu entdeckte Art gehörte zu einer Gruppe von Dinosauriern, die eng mit den primitiven Vögeln verwandt ist. Diese Flugmethode setzte sich aber in der Evolution nicht durch – zumindest nicht bei den Vögeln.

Yi qi gehört zu den Scansoriopterygidae, einer Gruppe von kleinen Dinosauriern, die zwar Federn trugen, aber nach bisherigen Erkenntnissen damit wohl nicht fliegen konnten. Auch die neu entdeckte Art besass Federn am Körper. Deren Struktur lasse ebenfalls darauf schliessen, dass sie zum Fliegen nicht geeignet waren, schreiben die Wissenschaftler. 

Dinosaurier im Gleithörnchen-Format: So könnte Yi qi im Gleitflug ausgesehen haben. 
Dinosaurier im Gleithörnchen-Format: So könnte Yi qi im Gleitflug ausgesehen haben. Bild: AP/Dinostar Co. Ltd.

Kleiner als Taube

Bisher kennen sie nur ein einziges Exemplar des ungewöhnlichen Dinosauriers. Er war wie seine Verwandten eher klein und wog wohl nur etwa 380 Gramm – weniger als eine Taube.

Yi qi bedeutet auf Mandarin so viel wie «merkwürdige Flügel» und beschreibt damit treffend das auffälligste Merkmal der neuen Spezies: An den vorderen Gliedmassen fanden die Forscher eine stangenähnliche, leicht gebogene und spitz zulaufende Struktur, die von den beiden Handgelenken ausgeht.

«Wir wissen nicht, ob Yi qi mit den Flügeln geschlagen hat oder geglitten ist oder beides, aber er hat definitiv einen Flügel entwickelt, der im Kontext des Übergangs von den Dinosauriern zu den Vögeln einzigartig ist.»
Xu Xing, Chinesische Akademie der Wissenschaften

Sie ist deutlich länger als die Elle der Tiere und besteht aus Knochen oder verkalktem Knorpel. Zudem fanden die Wissenschaftler Überreste einer Membran an dieser Struktur und zwischen den Fingern.

Die Forscher vermuten, dass über dieses stangenförmige Element eine Flughaut zwischen Hand und Schulter aufgespannt war. Von anderen Dinosauriern sei ein vergleichbares Skelettelement nicht bekannt, wohl aber von einigen ausgestorbenen oder heute noch lebenden Landwirbeltieren, zum Beispiel von Flughörnchen, Fledermäusen oder den Flugsauriern. Innerhalb der Dinosaurier repräsentiert Yi qi den Experten zufolge ein gescheitertes evolutionäres Experiment.

Rekonstruktion des Flügelaufbaus von Yi qi.
Rekonstruktion des Flügelaufbaus von Yi qi.

«Wir wissen nicht, ob Yi qi mit den Flügeln geschlagen hat oder geglitten ist oder beides, aber er hat definitiv einen Flügel entwickelt, der im Kontext des Übergangs von den Dinosauriern zu den Vögeln einzigartig ist», erklärt Xu Xing vom Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. 

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Sehr ungewöhnlich

Ganz sicher sind die Wissenschaftler nicht, ob ihre Interpretation der wenigen fossilen Überreste richtig ist. Die Knochenstange und die Gewebereste seien jedenfalls sehr ungewöhnlich und deuteten zumindest auf eine spezielle Nutzung der vorderen Gliedmassen hin, schreiben die Forscher.

Kevin Padian von der Universität von Kalifornien in Berkeley (USA) äussert in «Nature» auch Zweifel, ob die merkwürdigen Flügel den Dinosaurier wirklich in die Luft gehoben haben. Bemerkenswert sei die Arbeit vor allem aus einem anderen Grund: Die Autoren hätten grosse Sorgfalt darauf verwendet, den Fundort des Fossils genau zu beschreiben.

Es wurde von einem Bauern entdeckt und der Wissenschaft übergeben. Dies sei in China keine Seltenheit, aber häufig fehlten in solchen Fällen detaillierte Untersuchungen der Fundstätte. Zudem hätten die Wissenschaftler akribisch geprüft, dass das Fossil echt und keines seiner Teile gefälscht ist, betont der Paläontologe. (sda/dpa)

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