Es handle sich um drei Männer nach dem Nordkaukasus, teilten die Behörden am Samstag mit. Zwei der Verdächtigen seien Brüder, sagte Albert Barachajew vom Sicherheitsrat der Hauptstadt der Nordkaukasusrepublik Inguschetien, Magas. Die Brüder Ansor und Schagid G. hätten länger in Moskau gelebt, der dritte Verdächtige, Saur D., sei einige Zeit in Tschetschenien gewesen, meldete die Agentur Interfax.
Am Vormittag waren zunächst zwei der Männer festgenommen worden, am Abend dann der dritte. Es gebe gute Hinweise, dass die Männer direkt in die Tat verwickelt gewesen seien, berichtete die Interfax unter Berufung auf Ermittlerkreise.
Der Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, sagte in Moskau, Präsident Wladimir Putin sei über die Festnahmen informiert worden. «Die operativen und notwendigen Ermittlungen dauern an», sagte der FSB-Chef.
Aus Ermittlerkreisen verlautete, das mutmasslich bei der Tat genutzte Fluchtauto sei relativ schnell gefunden worden. Spuren in dem Fahrzeug hätten bei der Suche nach den Verdächtigen geholfen. Zudem hätten die Ermittler aus dem Bildmaterial der Überwachungskameras in der Nähe des Tatorts scharfe Fotos filtern können.
Dennoch sei es zu früh, von einem Durchbruch in dem Mordfall zu sprechen, hiess es. Über eine mögliche Untersuchungshaft solle in den kommenden Tagen entschieden werden.
Wegbegleiter Nemzows reagierten zurückhaltend. «Wir hoffen, dass Menschen festgenommen wurden, die tatsächlich etwas mit dem Mord zu tun haben, dass dies kein Fehler ist, sondern das Ergebnis einer guten und qualitativen Arbeit der Sicherheitsorgane», sagte der Oppositionspolitiker Ilja Jaschin. Sollte der Schütze unter den Verdächtigen sein, müssten aber auch die Hintermänner gefunden werden, forderte er.
Der 55-jährige Oppositionspolitiker Nemzow war am 27. Februar auf einer Brücke in Sichtweite der Kremlmauer von einem Unbekannten hinterrücks erschossen worden. Nemzows 23-jährige Begleiterin Anna Durizkaja blieb unverletzt.
Die Hauptzeugin, eine Ukrainerin, durfte Russland nach intensiver Befragung der Ermittler verlassen. Nach Morddrohungen steht sie in ihrer ukrainischen Heimat unter Polizeischutz. Am Dienstag wurde Nemzow auf einem Moskauer Friedhof beerdigt.
Die russischen Behörden gehen von einem politisch motivierten Auftragsmord aus und verfolgen unterschiedliche Spuren, unter anderem mit nationalistischem oder islamistischem Hintergrund. Kritiker vermuten die Verantwortlichen indes im Umfeld des Kremls.
Putin hatte nach dem Attentat eine Aufklärung des Verbrechens versprochen. Die russischen Behörden setzten für Hinweise auf die Täter eine Belohnung in der Höhe von bis zu drei Millionen Rubel (fast 50'000 Franken) aus. Nemzow war einer der wichtigsten Anführer der russischen Opposition und ein entschiedener Gegner von Präsident Putin. (viw/sda/dpa/afp/reu)