Hintergrund der erneuten Proteste ist der Tod des Nationalisten Alexander Musytschko in der Nacht auf Dienstag. Als eine Spezialeinheit ihn in der westukrainischen Stadt Riwne festnehmen wollte, wurde «der weisse Saschko» tödlich verletzt. Musytschko kämpfte in Tschetschenien gegen Russland. Feinde machte er sich aber auch in der ukrainischen Übergangsregierung, nachdem Musytschko die Staatsanwaltschaft attackierte. Innenminister Arsen Awakow drohte er, ihn «wie einen Hund an den Beinen aufzuhängen und zu vernichten». Awakow forderte daraufhin die örtlichen Behörden auf, Musytschkos Treiben ein Ende zu setzen, ansonsten werde er selbst reagieren.
Laut Angaben von Aktivisten des Euromaidans versammelten sich gegen 2000 Menschen heute Abend vor dem Parlament in Kiew. Sie protestieren aufgrund des Tods ihres Führers für die Absetzung Arsen Awakows.
Kiev now pic.twitter.com/G3j9XHZnxc
— Russian Market (@russian_market) 27. März 2014
Der Rechte Sektor, eine gewichtige Ansammlung von Ultranationalisten während den Protesten auf dem Maidan, protestierte laut Euromaidan gewaltlos vor dem Parlament. Russische Medien hatten berichtet, dass die Nationalisten das Parlament stürmen wollten.
As you can see,RightSector are standing around outside the Parliament,not storming it, as reported. pic.twitter.com/MeTNL7oFxC @maxseddon |PR
— Euromaidan PR (@EuromaidanPR) 27. März 2014
Auf Twitter ist ein eigentlicher PR-Krieg im Gange um die heutigen Ereignisse. So gibt es auch Tweets, welche die versuchte Erstürmung des Parlamentsgebäudes beweisen sollen.
Knock Knock. #Kiev pic.twitter.com/E3Em1BvJ7H
— Russian Market (@russian_market) 27. März 2014
Präsidentschaftskandidat und Parlamentsmitglied Oleg Lyashko ermahnt die Menschenmenge vor der Rada, dem ukrainischen Parlament, friedlich zu protestieren. Der Rücktritt von Awakow werde morgen diskutiert. Die Demonstranten wollen am Freitag zurückkehren.
MP #Lyashko urged activists near the Parliamnet to protest peacfully.#Avakov's resignation will be discussed tomorrow pic.twitter.com/ZFWpzkTyzQ
— Euromaidan PR (@EuromaidanPR) 27. März 2014
Arsen Awakow wurde in Aserbaidschan geboren und hat armenische Wurzeln. 2004 war der 50-jährige eine der führenden Persönlichkeiten in der Orangen Revolution. Nach dem Niedergang der Sowjetunion gründete er eine Bank und mehrere Fernsehkanäle, wodurch er zu Geld und Einfluss kam. Vom damaligen Staatspräsidenten Viktor Juschtschenko wurde er zum Verwaltungschef der Provinz Charkow ernannt. Charkow, die zweitgrösste Stadt der Ukraine, liegt im Osten an der Grenze zu Russland. Nach einem Übertritt in Julia Timoschenkos Partei und dem Vorwurf des Amtsmissbrauchs lebte er kurze Zeit im Exil in Italien. Awakow war ein Gegner des am 22. Februar gestürzten Präsidenten Janukowitsch.