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Cybertruck, Chlorhühner – Trump will von der Schweiz noch viel mehr

President Donald Trump speaks to reporters on Air Force One on his way to his Mar-a-Lago estate in Palm Beach, Fla., Friday, Nov. 14, 2025. (AP Photo/Manuel Balce Ceneta)
Donald Trump
Donald Trump will sich die Zollreduktion für die Schweiz teuer bezahlen lassen.Bild: keystone

Trump will von der Schweiz laut einer Liste noch viel mehr, als Parmelin bekanntgab

Damit die hohen Zölle für die Schweiz tatsächlich reduziert werden, fordern die USA noch einiges mehr von der Schweiz. Eine vom Weissen Haus veröffentlichte Liste zeigt Forderungen, die hierzulande teils äusserst kritisch gesehen werden.
16.11.2025, 09:0316.11.2025, 12:13

Als Bundesrat Guy Parmelin und Seco-Chefin Helene Budliger vor die Medien traten, um die erfolgreichen Verhandlungen mit den USA zu verkünden, ging es bezüglich Schweizer Zugeständnissen vor allem um die 200 Milliarden Dollar Investitionen hiesiger Firmen in den USA oder weitgehendem Entgegenkommen bezüglich Zöllen im landwirtschaftlichen Bereich.

Doch ein am Freitag vom Weissen Haus veröffentlichtes «Joint Statement» zeigt: Die USA fordern von der Schweiz noch weit mehr. Laut der SonntagsZeitung umfassen die Papiere insgesamt 29 Punkte. Darunter gibt es einige, die hierzulande kontrovers sind. Unter anderem finden sich auf der Liste folgende US-Forderungen:

  • Die Schweiz muss verschiedene Zölle auf 0 senken: Die Schweiz soll statt 39 15 Prozent Zölle und einige zusätzliche Ausnahmen auf Spezialgüter erhalten – im Gegenzug muss sie Zölle vor allem im Nahrungsmittel- und landwirtschaftlichen Bereich komplett aufheben: Nüsse, Früchte, Chemikalien, Whisky, Rum. Zudem sollen Kontingente für Produkte wie Rindfleisch erhöht oder der Import der umstrittenen Chlorhühner erlaubt werden. Der Schweizer Bauernchef Markus Ritter hat im «SonntagsBlick» bereits Forderungen nach mehr Unterstützung für die Schweizer Landwirtschaft gestellt.
  • Die Schweiz muss US-Autostandards übernehmen: Klar und deutlich wird auf der Liste formuliert, dass die Schweiz US-Standards bei Autos anerkennen müsse. Bisher durften insbesondere die grossen US-Pick-ups und SUVs nicht ohne Modifizierung auf Schweizer Strassen unterwegs sein. So zum Beispiel Elon Musks Cybertruck. Der Import und die Nutzung des vieldiskutierten Fahrzeugs könnten somit plötzlich vorbehaltlos erlaubt sein.
  • Die Schweiz soll US-Sanktionen übernehmen: Dieser Punkt ist besonders heikel. Obwohl Guy Parmelin im Zuge der Verhandlungen versichert hatte, dass die USA bisher von der Schweiz nicht verlangten, wirtschaftliche Sanktionen zu übernehmen, stehen solche Forderungen laut der Liste im Raum. Bereits vor Wochenfrist gab es Berichte, wonach Trump solche Bedingungen gegenüber der Schweizer Unternehmerdelegation im Weissen Haus vorgebracht hatte. In der Schweizer Politik stiess dies quer durch die Parteienlandschaft auf Kritik und Ablehnung.
  • Keine Steuern für die Tech-Giganten: Google, Amazon, Meta und Co. sollen in der Schweiz nicht spezifischer besteuert werden dürfen. Das Weisse Haus bezeichnet Steuern auf digitale Dienstleistungen als «schädlich», deshalb soll darauf verzichtet werden. Das Thema ist brisant, weil im Schweizer Parlament mehrere Forderungen nach mehr Transparenz und Techkonzern-Verantwortung behandelt werden. Ganz neu wäre ein Schweizer Entgegenkommen aber nicht: Bereits Ende August sickerte durch, dass der Bundesrat bereit ist, auf eine härtere Gangart gegenüber den Tech-Giganten zu verzichten, um Trump milde zu stimmen.

Was viele der Punkte gemeinsam haben: Sie sind nicht eindeutig, sondern vielfach eher schwammig formuliert. Gegenüber der NZZ am Sonntag entkräftet das Wirtschaftsdepartement WBF denn auch mehrfach die Absolutheit der aufgelisteten Forderungen, beispielsweise bezüglich der Übernahme von Sanktionen:

«Die Absichtserklärung enthält keinerlei Verpflichtung für die Schweiz, amerikanische Sanktionen oder andere Massnahmen zu übernehmen.»

Stattdessen würde die Schweiz als souveräner Staat weiterhin selbst über Massnahmen in diesen Bereichen entscheiden. Ob die US-Regierung diese Interpretation des WBF teilt, ist nicht bekannt.

Fragezeichen bleiben: Was, wenn die USA auf gewissen, hierzulande besonders unpopulären Punkten, die auf der Liste stehen, vollumfänglich bestehen? Dann müssten diese weiterverhandelt werden, wenn sich die Schweiz nicht damit zu arrangieren bereit ist – angesichts der Impulsivität des US-Präsidenten ein heikles Unterfangen.

In der freitäglichen Euphorie zudem nicht vergessen werden sollte, dass es sich beim verkündeten Übereinkommen um eine Absichtserklärung handelt, nicht um ein unterschriebenes Abkommen. Der Weg bis zu einer definitiven Reduktion der Zölle könnte angesichts der US-Vorstellungen noch deutlich weiter sein, als sich die Beteiligten das wünschen.

Zur Unklarheit passt, dass das Joint Statement («gemeinsame Erklärung») bisher nur von den USA, nicht aber von der Schweiz publiziert wurde. Laut dem WBF sei das einem «internen Missverständnis» geschuldet und werde «so schnell wie möglich» nachgeholt, wie es gegenüber der NZZ heisst.

epa12045833 A Tesla Cybertruck parked outside a Tesla showroom in Walnut Creek, California, USA, 21 April 2025. Tesla has reportedly dropped production for several Cybertruck lines and will be moving  ...
Bald auf Schweizer Strassen unterwegs? Der Tesla-Cybertruck.Bild: keystone

(con)

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542 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Marco (6)
16.11.2025 09:12registriert Juli 2022
Also lassen wir besser die Zölle auf 39%. Und schauen dann mit dem nächsten Präsidenten.
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Schlaf
16.11.2025 09:13registriert Oktober 2019
Unsere Regierung lässt sich feiern und hält viel auf sich, weil jetzt die gleichen Bedingungen für uns gelten, wie für unsere Nachbarländer.

Müssen die auch ihre Bevölkerung mit Chlorhühnern schänden?
Swasticars auf ihren Strassen zulassen?
Mussten die auch Gold und Uhren verschenken???

Unsere Regierung hinterlässt absolut keinen kompetenten Eindruck!
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Milhouse
16.11.2025 09:15registriert Oktober 2017
Mit anderen Worten: Das Abkommen ist inakzeptabel. Dann lieber 39% Zölle, bis die Orange Geschichte sein wird.
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