Seit gut zwei Wochen halten mysteriöse, gut ausgerüstete Männer in Kampfanzügen im Osten der Ukraine Rathäuser und Polizeistationen besetzt. Die ukrainische Regierung behauptet, bei den angeblichen Separatisten handle es sich um russische Soldaten.
Der Kreml hat dies bislang entschieden dementiert: «Es gibt keine russischen Truppen, Spezialeinheiten oder Instruktoren in der Ostukraine», sagte Präsident Wladimir Putin letzte Woche in seiner «Fragestunde» am Fernsehen.
Nun aber hat die US-Regierung mehrere Fotos vorgelegt. Sie sollen belegen, dass zumindest einige der bewaffneten Kämpfer tatsächlich aus Russland stammen. Es handle sich um «weitere Beweise für die Verbindung zwischen Russland und den bewaffneten Milizen in der Ostukraine», sagte Jen Psaki, die Sprecherin des US-Aussenministeriums, am Montag vor den Medien.
Die Fotos stammen aus einem Dossier, das ukrainische Diplomaten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) übergeben haben. Sie wird derzeit von der Schweiz präsidiert und hat eine Beobachtermission in die Ukraine entsandt. Die «New York Times» und andere Medien haben die Fotos veröffentlicht.
Auf einem Foto ist ein Mann mit einem Rauschebart zu sehen, der in Kramatorsk und in Slawjansk aufgetaucht ist. Er soll bereits beim Einmarsch in Georgien vor sechs Jahren dabei gewesen sein. Damals trug er das Emblem einer russischen Spezialeinheit auf dem Ärmel. Ein weiterer der «grünen Männer» wird im Dossier als Igor Iwanowisch Strelkow identifiziert. Es handle sich um einen russischen Militärgeheimdienstler, der bereits auf der Krim undercover tätig war.
Eine Bestätigung dafür gibt es nicht, und bei solchen «Beweisen» ist Vorsicht geboten. Der Konflikt in der Ukraine ist auch ein Propagandakrieg, in dem es beide Seiten mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Allerdings gibt es tatsächlich Anhaltspunkte, dass viele der Uniformierten nicht aus der Ukraine stammen. Ihr Akzent weise auf eine russische Herkunft hin, berichtet etwa der deutsche Fernsehsender n-tv.
Verdeckte Operationen dieser Art seien ein wesentlicher Bestandteil der russischen Strategie, schreibt die «New York Times». Als «Spezialkrieg» bezeichnet John Schindler, ein ehemaliges Mitglied des US-Geheimdienstes NSA, diese Taktik: «Ein Gemisch aus Spionage, Subversion und terroristischen Aktivitäten, um politische Ziele zu erreichen, ohne einen Krieg im konventionellen Sinn zu führen.» Er gibt für diese verdeckte Kriegsführung im Russischen ein aus dem Deutschen entlehntes Wort: «Maskirowa».
Nicht leugnen lässt sich, dass einige der bewaffneten Männer eine grosse Ähnlichkeit haben mit den so genannten «Selbstverteidigungskräften», die plötzlich auf der Krim aufgetaucht waren. Auch in diesem Fall gibt es Indizien, dass sie nun in der Ostukraine aktiv sind. Und auch dies sollen Fotos aus dem Dossier der ukrainischen Regierung belegen.