Die ukrainischen Behörden haben erstmals nach den Anti-Krisen-Beschlüssen von Genf eine Entwaffnung militanter Uniformierter und gewaltbereiter Aktivsten gemeldet. Innenminister Arsen Awakow teilte in Kiew mit, dass in der Stadt Lugansk drei Menschen mit Maschinengewehren ohne Blutvergiessen festgenommen worden seien.
Das Innenministerium rief am Sonntag angesichts des Osterfestes die Menschen in der Ost- und in der Westukraine zu Versöhnung und Einheit auf. In der Stadt Schitomir im Norden des Landes gaben nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU Mitglieder des Rechten Sektors 21 Kisten mit Brandsätzen ab.
Die Ultranationalisten waren am Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch im Februar beteiligt. Russland hatte in Genf verlangt, dass auch diese «illegale Kampftruppe der Regierung» entwaffnet werden müsse.
Doch nicht überall blieb es friedlich: In der von prorussischen Kräften kontrollierten Stadt Slawjansk im Gebiet Donezk ist nach Angaben von Behörden bei einer Schiesserei mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Drei Menschen wurden demnach bei den Schusswechseln verletzt.
Die Hintergründe müssten geklärt werden, teilte das Innenministerium am Sonntag in Kiew mit. Zunächst hatten russische Staatsmedien sowie die prorussischen Uniformierten im Raum Donezk von mindestens fünf Toten gesprochen.
Der staatliche Sender Rossiya 24 berichtete, Bewaffnete hätten eine Kontrollstelle beschossen. Dabei seien drei Separatisten ums Leben gekommen und zwei der Angreifer. Wyatscheslaw Ponomarew, einer der Anführer der prorussischen Milizen, berichtete zunächst von drei toten prorussischen Kämpfern und einem verstorbenen «Angreifer».
Prorussische Kräfte haben daraufhin eine Ausgangssperre über die Stadt verhängt. «Zwischen Mitternacht und sechs Uhr früh ist es verboten, die Strassen zu nutzen», sagte der selbsternannte Bürgermeister der Hochburg prorussischer Kräfte, Wjatscheslaw Ponomarew, vor Journalisten.
Ponomarew rief den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, Friedenstruppen in die Ostukraine zu schicken, um die Bevölkerung vor «Faschisten» zu schützen. Die Ausgangssperre trete noch am Sonntag in Kraft, sagte Ponomarew. Ein Lautsprecherwagen fuhr am Nachmittag durch die Stadt, um die Ausgangssperre auszurufen.
Ponomarew erklärte, die Bevölkerung von Slawjansk werde durch die rechtsextreme ukrainische Bewegung Prawy Sektor (Rechter Sektor) bedroht. Diese sei auch für die Schiesserei in der Nach zum Sonntag verantwortlich, bei der in der Nähe von Slawjansk vier Menschen getötet wurden.
Russland bereitet nach Angaben von Kremlsprecher Dmitri Peskow keinen Militäreinsatz in der Ukraine vor. Putin habe sich zwar eine Vollmacht geben lassen, um russische Bürger in dem krisengeschüttelten Land notfalls zu schützen. Doch «Russland unternehme nichts, was von Einmarschplänen zeugen würde.»
Am Samstag hatte die ukrainische Regierung angekündigt, während der Osterfeiertage nicht gegen die Separatisten im Osten des Landes vorzugehen. Diese zeigten sich unbeugsam und harrten in den besetzten Regierungsgebäuden aus. (dwi/sda/reu)