Für Pendler ist es eine nicht gerade vertrauenserweckende Tatsache: In den grossen Schweizer Städten sind in den letzten Jahren gleich mehrfach Tram- oder Buschauffeure aufgeflogen, die während der Fahrt mit dem Handy hantierten statt sich auf die Strasse zu konzentrieren.
An einem Samstagabend im Januar 2016 ereignete sich in Zürich dieser exemplarische Vorfall:
Dies ist kein Einzelfall. In den letzten fünf Jahren haben die VBZ laut dem Bericht vier Chauffeuren wegen unerlaubter Handy-Nutzung fristlos gekündigt. In Basel waren es deren drei, wie die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) auf watson-Anfrage erklären. Bei zwei weiteren Verdachtsfällen erfolgte mangels Beweisen keine Entlassung. Bei den VBL Luzern erfolgte eine Kündigung.
In Bern zählten die Verkehrsbetriebe Bernmobil in den letzten fünf Jahren circa 15 Fälle von Handy-Missbrauch am Steuer. «Wir haben sogar Videos von enervierten Fahrgästen erhalten, die Chauffeure am Handy zeigten», sagt Bernmobil-Sprecher Rolf Meyer zu watson.
Im Gegensatz zu den VBZ sprechen Bernmobil, BVB und VBL nicht automatisch Kündigungen aus. «Das wäre – ausser in besonders krassen Fällen – unverhältnismässig. Wir vertrauen unseren Mitarbeitenden», so Meyer. Werde ein Chauffeur erwischt, müsse dieser zu einem Führungsgespräch antraben und bekomme eine Aktennotiz. Erst im Wiederholungsfall drohe die Kündigung.
Für die Zürcher Verkehrsbetriebe ist die oben erwähnte fristlose Kündigung nach hinten losgegangen. Denn der betroffene Tramführer wehrte sich gegen die Entlassung – und hat nun recht bekommen. Das Zürcher Verwaltungsgericht hat die Kündigung am 9. Januar 2020 für unrechtmässig erklärt. Grund: Die VBZ hätten es versäumt, den Vorwurf der Handynutzung vertieft abzuklären. Weder seien die angeblich eingeholten Informationen zum Fahrer überprüft noch die zeitlichen Angaben in der Kundenmeldung nachgeprüft worden. Der Chauffeur hatte den Tatbestand stets bestritten.
Für den geschassten Tramführer hat die Story übrigens ein Happy End: