Wie es sich für einen gut organisierten Staat gehört, hat auch die Schweiz für den Fall der Fälle vorgesorgt: Wenn in Gösgen, Mühleberg oder auch im grenznahen französischen Fessenheim ein Atomreaktor hochgeht, koordiniert die Nationale Alarmzentrale (NAZ) im Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) die in der Notfallplanung vorgesehenen Massnahmen.
Schon jetzt werden rund fünf Millionen Einwohner unseres Landes von Amts wegen an die Möglichkeit eines solchen AKW-Unfalls erinnert. Wer in einem 50-Kilometer-Radius um ein AKW wohnt, erhält bis Ende November vorsorglich Jodtabletten. Die soll man im Falle eines Reaktorunglücks schlucken, um die Schilddrüse vor radioaktivem Jod-131 zu schützen.
Die Jodtherapie gehört zu den Dingen, die das BABS als Notfallschutz bei einem AKW-Unfall empfiehlt:
Wie sinnvoll die Massnahme ist, darüber mag streiten, wer will. Den Bemühungen der Behörden, das Volk auf den GAU vorzubereiten, haftet aber mitunter etwas Unwirkliches, sogar unfreiwillig Komisches an – sie erinnern zuweilen an die didaktischen Filme aus dem Kalten Krieg, die Kindern und Erwachsenen das Verhalten bei einer Atomexplosion näher brachten.
1951 zeigte die animierte Schildkröte Bert the Turtle den amerikanischen Kindern, wie sie sich bei der Explosion einer Atombombe ducken und bedecken sollten:
Schon etwas weniger fröhlich fällt diese Anleitung für das Verhalten bei der atomaren Apokalypse aus:
Noch düsterer kommt dieser Aufklärungsfilm über die Gefahren des radioaktiven Fall Outs daher:
Die gut gemeinten Empfehlungen wirken vor dem Hintergrund der furchtbaren Verwüstungen, die ein Atomkrieg angerichtet hätte, etwas hilflos. Man denkt an den biederen Briten Jim aus dem Zeichentrickfilm «Wenn der Wind weht» (1986), der mit seiner Frau Hilda Opfer eines Atomkriegs wird.
Obwohl Jim und seine Frau Hilda brav alle zum Teil grotesk anmutenden Ratschläge einer amtlichen Broschüre über den Atomkrieg befolgen, ist ihr Schicksal von Anfang an besiegelt. Wir wollen doch hoffen, dass es uns mit den Jodtabletten nicht auch so ergeht. (dhr)