Der Befehl zur Rückkehr ins Büro kam von ganz oben. Mario Greco, Chef der Zurich Versicherung, ordnete kürzlich an, dass die Mitarbeitenden drei Tage die Woche ins Büro kommen müssen. Zwei Tage Homeoffice bleiben erlaubt, berichtete das Finanzportal «Inside Paradeplatz».
Noch weiter geht der Lifthersteller Schindler. Er gewährt der Belegschaft nur noch einen Tag Heimarbeit pro Woche. Den hiesigen Trend vorweggenommen haben amerikanische Firmen. Milliardär und Trump-Vertrauter Elon Musk erklärte bereits vor zwei Jahren, das Homeoffice sei «nicht optional». Derselben Meinung ist Donald Trump. Der neue US-Präsident diktierte als eine der ersten Amtshandlungen die Bundesangestellten zurück ins Büro.
Während Schweizer Firmen beim Homeoffice zurückrudern, geht es bei der Bundesverwaltung in die andere Richtung: Sie will die flexiblen Arbeitsmodelle weiter ausbauen, «um für besonders gesuchte Fachkräfte und Menschen in ländlichen Regionen attraktiv zu sein». So steht es in einem Bericht, den der Bundesrat kürzlich vorgelegt hat. Darin zeigt sich der Bund überzeugt davon, dass flexible Arbeitsmodelle Mitarbeitende langfristig binden könnten, weil sie den «unterschiedlichen Lebensentwürfen und sich verändernden Lebenssituationen Rechnung tragen».
Der Auslöser des Berichts waren mehrere Vorstösse. Ständerat Hansjörg Knecht (SVP) wollte wissen, wie die Arbeitsplätze des Bundes dezentralisiert und durch moderne Arbeitsbedingungen Büroflächen eingespart werden könnten. In eine ähnliche Richtung ging eine Forderung der Finanzkommission des Nationalrats. Und Martin Candinas (Mitte) wollte wissen, wie die Arbeitsplätze in der Verwaltung besser proportional über alle Kantone verteilt werden könnten.
Bei allen drei Forderungen sieht sich der Bund auf Kurs, wie er im Bericht betont. Konkret hat er sich klare Ziele gesteckt, wie viel Bürofläche pro 100 Vollzeitstellen er einsparen will. Bis 2027 sollen es 15,2 Quadratmeter sein, bis 2028 doppelt so viel. Das soll massiv Miet- sowie Heizkosten im Wert von mehreren tausend Franken pro 100 Vollzeitstellen einsparen. Wie viel Kosten man insgesamt genau einsparen kann, dafür liegt beim Bundesamt für Bauten und Logistik allerdings keine konkrete Schätzung vor.
Um die Einsparungen zu realisieren, soll das mobile Arbeiten, also Homeoffice, gefördert werden. Dieses sei unerlässlich für einen attraktiven Arbeitgeber. Die Arbeitsform soll zudem die Verkehrsbelastung reduzieren und die Umwelt schonen. Zugang haben laut Bericht grundsätzlich alle Mitarbeitenden der zivilen Bundesverwaltung.
Und diese nutzen die Möglichkeit rege. Auf Anfrage verweist das Eidgenössische Personalamt auf die jährliche Personalbefragung. Die Ergebnisse für letztes Jahr sind eben erst erschienen. Dort gaben 85 Prozent der Bundesangestellten an, mobil arbeiten zu können. Die Rücklaufquote dieser Umfrage lag bei 69 Prozent. Drei Viertel derjenigen, die Homeoffice machen können, nutzten es auch.
Zu Kosteneinsparungen kommt es, weil nicht mehr jeder Beamte mit klassischer Bürotätigkeit einen festen Arbeitsplatz hat. Die angestrebte «Desksharing-Ratio» beträgt 0,8. In einem Pilotversuch setzt der Bund zudem auf sogenannte Hubs, also zentrumsnahe Arbeitsplätze, die flexibel genutzt werden können. Derzeit besteht ein solcher in Zürich, weitere in Genf und Tessin sollen folgen.
Inwiefern die Homeoffice-Offensive beispielsweise die Verkehrsbelastung reduzieren könnte, ist nicht abschliessend geklärt. Der Bund weist im Bericht auf unterschiedliche Befunde hin. So könne es auch sein, dass durch die Homeoffice-Möglichkeit viele Arbeitnehmende längere Pendeldistanzen auf sich nehmen. Oder dass sie stattdessen mehr Weg im Freizeitverkehr zurücklegen.
Erwiesen scheint für den Bund allerdings zu sein, dass die Homeoffice-Option im Kampf um Fachkräfte ein überzeugendes Argument ist. Wie die «SonntagsZeitung» kürzlich berichtete, hebt der Bund dies auch in seinen Stelleninseraten hervor.
Mit seiner Offensive dürfte der Bund eine kontroverse Debatte weiter anheizen. Seit längerem steht er als Arbeitgeber in der Kritik, der Privatwirtschaft gut qualifiziertes Personal abzujagen – und das vor allem mit sehr attraktiven Salären. Das Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern berechnete, dass der Staat 12 Prozent höhere Löhne zahlt als im Privatsektor. Der Durchschnittslohn liegt über alle Departemente hinweg bei rund 130'000 Franken pro Jahr. (aargauerzeitung.ch)
Und das wird dem Staat noch mehr gelingen, wenn misstrauische, unsichere Chefs - in der Privatwirtschaft - die Mitarbeitenden wieder ins Büro zwingen wollen.
Ab Sommer ziehen wir alle in den neuen Geschäftssitz. 2:1. D.h. 2 Mitarbeitende für 1 Arbeitsplatz.
Bin froh, dass mein AG an HO festhält.
Wer ins Büro kommen will, kann das machen.
Kann mir nicht mehr vorstellen, bei einem Arbeitgeber zu arbeiten, der kein flexibles Arbeiten anbietet. Wirft ein schlechtes Licht suf den AG.