Schweiz
Armee

Bericht über Motive von Armeeabgängern: Zivildienst wirkt sinnstiftender

Ein Zivi im Einsatz. Geht es nach dem Bundesrat, sollen künftig wieder mehr Männer in der Armee statt im Zivildienst dienen. (Symbolbild)
Der Zivildienst erscheint vielen Armeeabgängern attraktiver, da es sinnstiftend ist und besser vereinbar mit dem zivilen Leben.Bild: KEYSTONE

Zivildienst für Armeeabgänger attraktiver: Bund prüft nach Bericht Massnahmen

20.11.2024, 15:1820.11.2024, 16:00
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Der Militärdienst ist aus Sicht vieler weniger sinnstiftend, weniger vereinbar mit dem zivilen Leben und weniger attraktiv als der Zivildienst. Das zeigt eine vom Bund bestellte Studie über die Motivlage zu Armeeabgängen. Das Verteidigungsdepartement prüft Massnahmen.

Pro Jahr scheiden rund 11'000 Militärdienstpflichtige vor dem Ende ihrer Dienstpflicht aus der Armee aus. Von ihnen wechseln aktuell mehr als sechzig Prozent in den Zivildienst. Die Armee und das Bundesamt für Zivildienst gaben im vergangenen Jahr eine Studie in Auftrag, welche die Beweggründe dafür untersuchen sollte.

Der Bundesrat ist am Mittwoch über die Ergebnisse der Untersuchung informiert worden, wie er mitteilte. Im Schlussbericht sind neben dem Gewissenskonflikt eine Reihe zusätzlicher Beweggründe für die vermehrten Abgänge aus der Armee aufgelistet.

ZUM ZIVILDIENST TAETIGKEITSBEREICH “SCHULWESEN” STELLEN WIR IHNEN HEUTE, MITTWOCH, 25. JANUAR 2017, FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG --- An alternative civilian service employee pictured helping  ...
Der Zivildienst ist eine wichtige Stütze an Schulen und sozialen Einrichtungen.Bild: KEYSTONE

Sinn und Vereinbarkeit im Fokus

Gemäss der freiwilligen, anonymen Onlineumfrage bei 3268 Zivildienstpflichtigen und 1066 Armeeangehörigen wird der Zivildienst als sinnvoller betrachtet als der Militärdienst. Nur 48 Prozent der Zivildienstpflichtigen sind gemäss der Studie der Meinung, dass der Militärdienst interessante Tätigkeiten bietet.

Die wahrgenommene geringe Sinnhaftigkeit war für über drei Viertel der befragten Zivildienstpflichtigen ein zusätzlich zum Gewissenskonflikt bestehender Grund, ein Gesuch für den Wechsel in den Zivildienst einzureichen. Der Zivildienst und dessen Tätigkeiten hingegen werden von über zwei Drittel der befragten Armeeangehörigen und von über 95 Prozent der Zivildienstangehörigen als sinnvoll betrachtet.

Zudem wird der Militärdienst von 85 Prozent der Zivildienstpflichtigen mit Militärerfahrung als weniger vereinbar mit dem zivilen Leben wahrgenommen. Im Gegensatz dazu beurteilen über 90 Prozent der Zivildienstpflichtigen ihre Einsätze als gut vereinbar mit dem Privatleben. Für viele Befragte war gemäss der Studie die fehlende Vereinbarkeit mit ein Wechselgrund - insbesondere für Personen, die nach der Rekrutenschule in den Zivildienst wechselten.

Mühe mit militärischem Führungsstil

Viele Personen, die während der Rekrutenschule in den Zivildienst wechselten, gaben zudem an, dass die Möglichkeit der Verpflichtung zum Weitermachen die Attraktivität des Militärdiensts senke. Über die Hälfte der Zivildienstpflichtigen mit Militärerfahrung hatte gemäss der Umfrage Mühe mit dem Führungsstil und mit den hierarchischen Strukturen im Militär und/oder hatte negative Diensterfahrungen gemacht.

Infantry recruits stand in a row on a green field, pictured on May 17, 2013, in the infantry recruit school of the Swiss army in Colombier, canton of Neuchatel, Switzerland. (KEYSTONE/Christian Beutle ...
Viele Armeeabgänger hatten Mühe mit den hierarchischen Strukturen oder berichten von einer hohen psychischen Belastung.Bild: KEYSTONE

Rund ein Viertel empfand die psychische Belastung während der Rekrutenschule als zu hoch oder gab an, in der Armee Diskriminierung erlebt zu haben. Auch die Inhalte und die Methodik der Ausbildung in der Armee wurden von den Befragten teilweise als wenig sinnvoll und wenig zweckmässig erachtet, wie es in der Mitteilung hiess.

Der Bericht listet Empfehlungen auf, um die Abgänge zum Zivildienst zu reduzieren. So soll die Armee ihren generellen Sinn und Zweck besser kommunizieren und praktisch veranschaulichen. Weitere Empfehlungen zielen auf die attraktivere Gestaltung der Kaderlaufbahn und auf die Ausbildung ab.

Massnahmen in Prüfung

Das Verteidigungsdepartement VBS analysiert diese Empfehlungen nun und prüft weitere «wirksame Massnahmen zur Sicherstellung des Armeebestands». Die geltende Tatbeweislösung beim Zivildienst soll dabei nicht infrage gestellt werden, wie es hiess.

Bereits im März hatte der Bundesrat im Auftrag des Parlaments verschiedene Massnahmen in die Vernehmlassung geschickt. Demnach sollen Gesuchstellende beispielsweise mit einer abgeschlossenen Rekrutenschule neu minimal 150 Zivildiensttage leisten müssen.

Zudem sollen gemäss der Vorlage im Zivildienst keine Einsätze mehr geleistet werden dürfen, die ein begonnenes oder abgeschlossenes Human-, Zahn- oder Veterinärstudium erfordern. Weiter soll eine jährliche Einsatzpflicht ab Zulassung zum Zivildienst eingeführt werden.

Der Bundesrat will im ersten Quartal über die Botschaft zur Änderung des Zivildienstgesetzes entscheiden, wie er schrieb. Im Parlament war vor gut vier Jahren eine Vorlage für höhere Hürden für den Übertritt in den Zivildienst gescheitert. (sda)

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