Deutschsprachige Rekruten stellen häufiger ein Zivildienstgesuch als ihre französisch- und italienischsprachigen Kollegen. Übervertreten sind ausserdem Personen mit einer höheren Schulbildung. Dies steht in einem Bericht, den der Bundesrat am Mittwoch verabschiedet hat.
Der Bundesrat hatte Ende 2010 beschlossen, dass Rekruten, die Zivildienst möchten, in einem Gespräch die Gründe für ihren Wunsch nennen müssen. Er beauftragte das Verteidigungsdepartement (VBS), ein entsprechendes Verfahren einzurichten.
Der Grund für die Massnahme war, dass damals die Zahl der Zivildienstgesuche stieg, nachdem die Gewissensprüfung abgeschafft worden war. Das VBS betonte, mit dem Gespräch werde nicht eine neue Gewissensprüfung eingeführt. Es gehe lediglich darum, die Motivation zu klären.
In den vergangenen drei Jahren hat das VBS nun Gespräche mit 8000 Personen durchgeführt. Als Hauptgrund für die Einreichung eines Zivildienstgesuchs gaben die meisten (88 Prozent) «militärkontextuelle Faktoren» an, wie es im Bericht heisst. Dazu gehört insbesondere die Verpflichtung zur Kaderlaufbahn. Die Bezeichnung umfasst aber auch Wartezeiten, Organisation, Kommunikation und Führungsstil in der Armee.
Bei 58 Prozent spielte eine negative Einstellung zur Armee eine Rolle. Hierbei sei eruiert worden, ob es Vorbehalte gegenüber Auftrag und Notwendigkeit der Armee gebe, heisst es im Bericht. Auf Details sei im Gespräch aber nicht ausführlich eingegangen worden.
47 Prozent gaben laut dem Bericht psychische oder physische Probleme als Grund an, 47 Prozent zivile Faktoren. Da gehören etwa Probleme bei der Koordination von Militär und Universität. Drei Viertel machten explizit Gewissensgründe geltend.
Knapp die Hälfte der Befragten gaben an, dass sie zum Zeitpunkt der Rekrutierung für die RS motiviert gewesen seien. 86 Prozent sagten, die Motivation habe sich im Verlauf der RS verschlechtert.
Deutliche Unterschiede gibt es zwischen jenen, die ihr Gesuch vor der RS einreichen, und jenen, die dies nach der RS tun. Nach der RS nennen die Zivildienstwilligen am häufigsten militärkontextuelle und motivationale Gründe, während Zivildienstleistende ohne Militärerfahrung primär die Einstellung zur Armee und zivile Faktoren geltend machen.
Die meisten Gesuche wurden in den ersten acht RS-Wochen eingereicht. Fast 30 Prozent jener, die befragt wurden, reichten ihr Gesuch aber bereits in den ersten drei Wochen der RS ein.
Dass Personen mit höherer Schulbildung sich öfter für den Zivildienst entscheiden, könnte gemäss dem Bericht damit zusammenhängen, dass diese ihre zivile Ausbildung priorisieren und vermehrt Mühe mit militärischen Strukturen bekunden.
Dass Französisch- und Italienischsprachige ein geringeres Interesse zeigen, hat möglicherweise damit zu tun, dass diese Gruppen eine tiefere Tauglichkeitsrate aufweisen.
Die Untersuchung zeigt auch, dass in manchen Rekrutenschulen deutlich mehr Gesuche eingereicht und bewilligt werden als in anderen. Viele Schulkommandanten sind der Meinung, dass das Zulassungsverfahren zum Zivildienst geändert werden sollte: Gesuche sollten nur noch im Vorfeld der Rekrutenschule oder nach deren Abschluss eingereicht werden dürfen.
Der Bericht enthält schliesslich verschiedene Empfehlungen, darunter «gezielte Integrationsmassnahmen in den Rekrutenschulen für integrationsfähige und integrationswillige Rekruten». (tvr/sda)