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Komitee um Verein ServiceCitoyen.ch fordert einen Bürgerdienst

Komitee um Verein ServiceCitoyen.ch fordert einen Bürgerdienst

26.04.2022, 09:1126.04.2022, 14:22
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Auch Frauen sollen (vielleicht) einen Dienst leisten müssen.Bild: KEYSTONE

Alle Menschen in der Schweiz sollen künftig einmal im Leben einen Bürgerdienst zu Gunsten der Allgemeinheit und der Umwelt leisten. Das will ein Komitee um den Verein ServiceCitoyen.ch in der Verfassung verankern.

Mit der Volksinitiative «Für eine engagierte Schweiz (Service-Citoyen-Initiative)» wollen die Initiantinnen und Initianten den Artikel 59 der Verfassung ergänzen, der heute den Militär- und Ersatzdienst regelt. Am Dienstag lancierte der Verein seine Initiative in Bern.

Mit der geänderten Verfassung könnten Bürgerinnen und Bürger ihren Einsatz entweder als Militärdienst oder als anderen, gleichwertigen und im Gesetz anerkannten Milizdienst leisten. Dabei muss aber der Sollbestand von Armee und Zivilschutz garantiert bleiben.

Auch für Ausländer

Inwiefern auch Ausländerinnen und Ausländer Dienst leisten, wollen die Initiantinnen und Initianten im Gesetz regeln. Allen Dienstleistenden soll der Erwerbsausfall entschädigt werden – auch das soll gesetzlich geregelt werden.

Erleidet jemand bei der Armee oder im Ersatzdienst einen gesundheitlichen Schaden oder kommt ums Leben, hat er oder sie laut Verfassung Anspruch auf angemessene Unterstützung vom Bund. Die Initiative will das für alle festschreiben, die Bürgerdienst leisten.

Wie soll die Dienstpflicht in Zukunft aussehen?
An dieser Umfrage haben insgesamt 5675 Personen teilgenommen

Wer den vorgeschriebenen Einsatz zugunsten von Allgemeinheit und Umwelt nicht leistet, schuldet wie heute für den nicht geleisteten Militär- und Ersatzdienst eine Ersatzabgabe. Ausnahmen von der Abgabepflicht sollen auf Gesetzesstufe geregelt werden.

Potenzial von allen nutzen

Um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern, müssten die zivilen und militärischen Schutzinstrumente angepasst werden, schreibt das Initiativkomitee. Nur rund jeder dritte der 20-Jährigen leiste heute Dienst bei Armee, Zivilschutz oder Zivildienst.

Ein Zivi im Einsatz. Geht es nach dem Bundesrat, sollen künftig wieder mehr Männer in der Armee statt im Zivildienst dienen. (Symbolbild)
Bild: KEYSTONE

Mit der fortschreitenden Internationalisierung gebe es immer mehr Menschen, die traditionell wenig am Milizsystem partizipierten und von lokalen Behördenämtern ausgeschlossen seien. Die Initiative will auf das Potenzial aller im Land setzen, neben Frauen auch Ausländer und Dienstuntaugliche. Jeder und jede solle sich mit seinen oder ihren Stärken einsetzen können, schreiben die Initianten.

Im Initiativkomitee sitzen sechs Parlamentsmitglieder, nämlich die Nationalräte Emmanuel Amoos (SP/VS), Rocco Cattaneo (TI) und Maja Riniker (AG) von der FDP sowie Corina Gredig (GLP/ZH) sowie die Freiburger FDP-Ständerätin Johanna Gapany und der Jurassische Standesvertreter Charles Juillard (Mitte). Mit von der Partie ist auch der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried (Grüne).

Der Verein ServiceCitoyen.ch wurde 2013 in Genf gegründet, hat aber eine Zweitniederlassung in Zürich. Sein Ziel ist ein zukunftstaugliches Milizsystem. Zu seinen Partnern für die Initiative gehören die GLP, die Piratenpartei sowie die Junge GLP, die Junge Mitte, die Junge EVP und der Verein Männer.ch.

Dienstpflicht für Frauen in Prüfung

Der Bundesrat prüft eine Ausweitung der Dienstpflicht auf Frauen, wie er im März bekannt gab. Er will sich aber am Bedarf orientieren und nur so viele Personen rekrutieren, wie Armee und Zivilschutz benötigen. Das wären rund die Hälfte aller Stellungspflichtigen – bei einem doppelt so grossen Rekrutierungspool.

Armee und Zivilschutz haben Schwierigkeiten, ihre Sollbestände zu halten. Nach Angaben des Bundesrates wird der Sollbestand des Zivilschutzes von 72’000 Personen bereits leicht unterschritten. Und die Armee wird demnach gegen Ende des Jahrzehnts Schwierigkeiten haben, den Bestand von 140'000 Armeeangehörigen sicherzustellen.

Eine Bürgerdienstpflicht, die alle Frauen einbezieht und wie sie die Initiative fordert, ist für den Bundesrat aber vom Tisch. Auch eine «Bürgerdienstpflicht mit Wahlfreiheit» hat er verworfen. ServiceCitoyen.ch merkt dazu an, dass der von ihm vorgeschlagene Bürgerdienst «eine grosse Mehrheit der Bevölkerung» überzeuge. (aeg/sda)

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89 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Menel
26.04.2022 09:36registriert Februar 2015
Das ist echt mal eine gute Idee. Unterstütze ich voll und ganz. Die Wahl des Dienstes sollte aber jedem freigestellt sein.
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3klang
26.04.2022 09:49registriert Juli 2017
Finde ich eine sehr interessante und unterstützenswerte Idee.
Aus meiner Sicht müssten einfach einige Rahmenbedingungen sichergestellt werden. u.a:
- Dienstleistende konkurrenzieren keine Tieflohn-Arbeitsplätze
- Dienst muss der Gesellschaft von grösserem Nutzen sein
- Verschiedene Dienst-Arten müssen in etwa gleich attraktiv sein
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J. Iskariot
26.04.2022 10:09registriert Januar 2022
Service Guarantees Citizenship!

... und das Einbürgerungstema konnte man gleich mit erledigen.

🤔
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