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Selbst Armeechef Süssli macht sich Sorgen wegen Armee-Projekten

Korpskommandant Thomas Suessli, Chef der Armee, spricht waehrend einer Medienkonferenz zu den neuen Massnahmen nach der Studie "Diskriminierung und sexualisierte Gewalt in der Schweizer Armee&quo ...
Korpskommandant Thomas Süssli ist Chef der Schweizer Armee.Bild: keystone

Selbst Armeechef Süssli macht sich Sorgen wegen Armee-Projekten

Armeechef Thomas Süssli teilt die Besorgnis der Finanzdelegation der eidgenössischen Räte (Findel) zum Zustand von sieben Armee-Projekten.
27.01.2025, 05:3027.01.2025, 05:30
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Bei der Einführung einer Kriegslogistik hat er hinsichtlich des Zeitplans «aufgehört, zu optimistisch zu sein», wie Süssli sagte. «Diese Projekte haben alle den Zweck, die Verteidigungsfähigkeit der Armee zu stärken», sagte Süssli in einem am Montag veröffentlichten Gespräch mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Die Rede sei von sieben Projekten. Die meisten der rund 200 Projekte würden gut laufen, relativierte er.

Doch sei die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit wichtig. Denn momentan sei die Ausrüstung der Armee «ungenügend, um glaubwürdig darzulegen, dass wir bereit sind, die Souveränität der Schweiz zu verteidigen», sagte der Armeechef.

Komplexität und Lieferengpässe

Die Gründe für die Probleme seien vielfältig: Die – teils unterschätzte – Komplexität der Vorhaben, die hohen Anforderungen an die Projekte sowie Lieferengpässe wegen der hohen Nachfrage nach Rüstungsgütern. Bei Verspätungen mache sich die Teuerung, die bis zu 40 Prozent betragen könne, bemerkbar, sagte Süssli.

Grossprojekte seien ein ständiges Planen sowie Risiko- und Mangelmanagement. Momentan rechne die Armee damit, die Projekte – wie etwa eine robuste Kriegslogistik und eine kriegstaugliche Luftraumüberwachung – erfolgreich abzuschliessen. «Und was wichtig ist: Bei diesen Projekten ist kein finanzieller Schaden entstanden», sagte der Armeechef.

Kriegslogistik war ursprünglich kein Thema

Fehlende Ressourcen und eine veränderte Lage führten dazu, dass zunächst ein anderes Logistikprojekt statt einer Kriegslogistik umgesetzt wurde. «Wir haben nicht die Ressourcen, zwei grosse Logistikprojekte gleichzeitig zu stemmen», sagte Süssli.

Ab 2018 migrierte man das SAP-System R3 auf S/4Hana, wie aus dem Interview hervorging. SAP sei für die ganze Logistik der Miliz und Verwaltung zuständig, sagte Süssli. Doch die Prozesse stammten aus einer Zeit, die noch nicht auf eine Kriegslogistik ausgerichtet gewesen sei. «Wir müssen jetzt erst einmal eine Bedarfsanalyse machen und danach ein Projekt starten», sagte der Armeechef.

Hinsichtlich der Einführung habe Süssli «aufgehört, zu optimistisch zu sein». Wie lange das Projekt dauern werde, sei unklar. Die Einführung der Kriegslogistik soll «sicher so rasch wie möglich» erfolgen. «Wahrscheinlich reden wir eher von 2035», sagte der Armeechef.

Vorläufige Lösung

Eine Frist hat das neue Luftraumüberwachungssystem C2Air. Es muss bis spätestens im Jahr 2029 stehen, wie Süssli sagte. Bis dahin sei das Risiko tragbar. Im Alltag überwache Skyguide den Luftraum, betonte er. Die Armee übernehme im Falle einer Krise oder eines Kriegs.

«Die von der Armee dafür betriebenen Systeme sind alt», sagte Süssli. Es seien personelle und technische Massnahmen ergriffen worden, dass die bestehenden Systeme noch einige Jahre betrieben werden können.

Verstärkte Aufsicht

Im Dezember hatte die Findel in einem Brief an Verteidigungsministerin Viola Amherd ihre Besorgnis über den Zustand mehrerer Armee-Projekte ausgedrückt. Dabei ging es unter anderem um die Erneuerung eines Führungs- und Kommunikationssystems sowie die Anschaffung von Drohnen.

Zu letzterem Projekt veröffentlichte die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) vergangene Woche einen kritischen Bericht. Die Finanzkommission des Nationalrats kündigte daraufhin an, die Aufsicht über das über das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) gemäss ihren Kompetenzen zu verstärken. (sda)

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